Auf einer Bahnfahrt von Hamburg nach Frankfurt traf ich einen jungen Mann, der als Selbständiger im Film-Business arbeitete. Er amüsierte sich und fand mein Beraterleben filmreif, als ich so einige Anekdoten aus meinem Beraterleben erzählte. Er wurde jedoch sprachlos, als ich ihm erzählte, dass wir als IT-Selbständige in der Regel keine Reisekosten bezahlt bekommen. "Da will Ihr Kunde, dass Sie an einem bestimmten Ort für ihn arbeiten und ist nicht bereit, die Reisekosten dafür zu übernehmen?"
Wofür bezahlen unsere Kunden eigentlich Honorar?
Die Unternehmen haben hohe Ansprüche an uns Externe bezüglich des Know-hows und der Erfahrung. Da sind sie sehr wählerisch. Gleichzeitig sind sie jedoch auch limitiert bei dem, was sie ausgeben wollen. Schließlich ist es das Problem des Selbständigen, wo er wohnt. Aber können wir für jeden Auftrag umziehen oder uns eine Zweitwohnung nehmen? Natürlich muss man solche Aufträge nicht erst annehmen. Doch nicht jeder Selbständige bekommt pro Woche zehn bis 20 ernstgemeinte und interessante Projekte, die zu ihm, seiner Honorarvorstellung und seinem Wohnort passen.
Das alles interessiert unsere Kunden nicht. Er ist Kunde, zahlt augenscheinlich ein horrendes Honorar an einen Freiberufler, der keine größeren Kosten hat, um seine Selbständigkeit zu organisieren. So zumindest die Argumentation. Dann fragt man sich, warum das Unternehmen für gleichwertige Berater von Consulting-Unternehmen deutlich mehr bezahlen und auch die Reisekosten übernehmen.
Wohnen Sie auch immer am falschen Ort?
Die Reisekosten sind gar nicht das Problem, wenn nicht alles vor Ort beim Kunden passieren muss. Schwieriger wird es dann schon, wenn der Kunde darauf besteht, dass ein wesentlicher Anteil der Leistung vor Ort bei ihm erbracht wird. Dann kann die Rechnung für den Selbständigen nicht mehr aufgehen. Dann zahlt der Kunde einen wesentlichen Anteil nicht mehr für die Leistung des Selbständigen, sondern er finanziert Bahn, Flug, Auto oder Hotel.
Der junge Mann vom Film hat Recht. Das Honorar wird bezahlt für das Know-how und die Erfahrung des Selbständigen. Als Selbständige können wir theoretisch selbst entscheiden, wo die Leistung erbracht wird. Soweit die Theorie. In der Praxis nimmt der Kunde darauf keine Rücksicht und stellt seine Forderungen, da es für ihn einfacher ist, wenn er die Berater als Beweis für die Größe und Wichtigkeit des Projektes vor dem Büro sitzen hat. Dann hat er jedoch auch die Reisekosten zu tragen.
Es ist noch nicht so lange her, dass Unternehmen Reisekosten oder Pauschalen gezahlt haben. Für die Agenturen war das schlichtweg zu kompliziert. Man hätte sich auf Reisekostenpauschalen einigen können. Doch damit will man nichts zu tun haben, das ist schwer kalkulierbar und deshalb wurden die Kosten ersatzlos gestrichen. Wir Selbständige akzeptieren zähneknirschend, die wir uns als Einzelne meist nicht wehren können, will man diesen Auftrag erhalten. Da die Verträge meist einseitige Kündigungsfristen haben, ist das Risiko von heute auf morgen auf der Straße zu stehen, immer vorhanden. Denn wer hat noch nie von einem verschobenen oder gestoppten Projekt gehört? Das verhindert, dass wir uns eine langfristige und damit kostengünstige Übernachtungsmöglichkeit am Projektort beschaffen können. Übrigens: Für die Deutsche Rentenversicherung ein Indiz für Scheinselbständigkeit, wenn die Konditionen eines Auftrages weder verhandelt noch mitgestaltet werden.
- Freiberuflermarkt 2016: Die Flut hebt alle Boote
Von der hohen Nachfrage nach Freiberuflern profitieren neben den Protagonisten auch Personaldienstleister, Vermittler, Agenturen und Portale. Wir haben die wichtigsten Personaldienstleister um eine Markteinschätzung gebeten. - Andreas Krawczyk, freelance.de:
„Die Modernisierung und Umstellung von Websites auf responsives Design mit HTML5 treibt die Nachfrage nach Freelancern an.“ - Markus Reefschläger, Geco:
„E-Commerce, Virtualisierung, SAP und IT-Security – in diesen höherwertigen Bereichen stellen wir immense Steigerungsraten fest.“ - Michael Girke, Q_Perior:
„Schlüssel zum Erfolg sind Standardprozesse sowie messbare Qualitätsvorgaben wie Lieferquote, Kundenzufriedenheit bezüglich der Beraterleistung oder die Reaktionszeit bei Problemfällen.“ - Thomas Götzfried, Goetzfried AG:
„Immer mehr Kunden setzen auf die externe Vergabe von kompletten IT-Projekten und die Auslagerung von Managed-Services-Paketen mit Ergebnisverantwortung an Dienstleister.“ - Hubert Staudt, top itservices:
„Passen die Mitarbeiter zusammen, sind sowohl die Leistungen des Individuums als auch des Teams besser, beide Qualitäten werden angefragt.“ - Christian Steeg, Hays:
„Gerade die gestiegenen Compliance-Anforderungen beim Einsatz von externen IT-Spezialisten müssen von Personaldienstleistern umfassend erfüllt werden.“ - Luuk Houtepen, Sthree:
„Sehr oft wird übersehen, was für ein Aufwand aus Back-Office, Systemen, Netzwerken und großen Unternehmensstrukturen hinter der Vorstellung des passenden Profils steckt.“ - Maxim Probojcevic, Solcom:
„Die persönliche Betreuung spielt eine elementare Rolle für den Erfolg, da wir es an jedem Punkt der Prozesskette mit Menschen zu tun haben.“ - Daniela Kluge, Gulp:
„Einsatzunternehmen werden sehen, dass es schwieriger wird, bei steigendem Einsparungsdruck und gleichbleibend hohen Anforderungen an die Qualität der IT-Spezialisten Wunschkandidaten für sich zu gewinnen.“ - Shahin Pour, IPAXX:
"Es zeichnet sich ab, dass mit starren Kundenprozessen wie Single-Vendor-Strategien oder der Einkaufsbündelung qualitative Abstriche hingenommen werden müssen.“ - Sabrina Läpple, Etengo:
„Der größte Wettbewerbsdruck entsteht durch die kundenseitige Konsolidierung der Rekrutierungswege etwa über Preferred-Supplier-Ansätze oder Managed-Services.“ - IT-Freiberuflerstudie 2016
Die Studie basiert auf einer Online-Befragung, die im Zeitraum von 15. Dezember 2015 bis 1. Februar 2016 stattfand. Grundgesamtheit sind zum einen die IT-Freiberufler selbst, zum anderen IT-Projektverantwortliche und IT/TK-Entscheider aus Einsatzunternehmen der DACH-Region, beispielsweise CIOs und IT-Vorstände, IT-Leiter, IT-Projektleiter, Fachbereichsleiter, Einkäufer sowie vergleichbare Funktionen. Hierzu wurden zwei Stichproben gezogen und zwei unterschiedliche Fragebögen entwickelt. Den Ergebnissen der Studien liegen 410 Interviews mit IT-Freiberuflern sowie 448 Interviews mit Vertretern der Einsatzunternehmen zugrunde.
Die Stärken der selbstständigen IT-Berater liegen in anderen Bereichen. Sie wollen sich um Technologie kümmern, Probleme lösen, Datenbanken administrieren, Anforderungen definieren, programmieren oder Projekte leiten. Und die Rechnungen, die bei 100prozentiger Auslastung geschrieben werden, sind üppig. Doch was bleibt davon übrig? Wie stehen wir im Vergleich zu den Festangestellten? Dieser Frage bin ich im letzten Jahr intensiv auf den Grund gegangen und habe ein Tool entwickelt, das mir hilft, mich auf Stundensatzverhandlungen vorzubereiten. Dieser Stundensatz-Kalkulator steht im Internet bereit. So kann sich jeder Selbständige sein Stundenhonorar kalkulieren lassen. Natürlich anonym.
Schritt für Schritt zum richtigen Honorar
Das ist der erste Schritt, um Schwarz auf Weiß zu sehen, welches Geld pro Monat zur Verfügung steht. Es ist auch eine Möglichkeit, mit der wir unseren Kunden aufzeigen können, was tatsächlich übrig bleibt von den großen Rechnungen, die wir schreiben. Sollte das Honorar noch nicht zu unseren Vorstellungen passen, dann ist zu überlegen, wie wir dahin kommen, wo wir hin wollen: Kosten runter, Honorar rauf? Investieren? Weiterbildung? Das ist der zweite Schritt. Ein klares Ziel, wo die Reise hingehen soll. Machen Sie das Ziel SMART: spezifisch, messbar, aktionsorientiert, realistisch und terminiert.
Im dritten Schritt identifizieren wir, was fehlt und auf welchem Weg wir es erhalten. Sie benötigen eine bestimmte Zertifizierung? Sie wollen weniger Reisekosten und Reisezeiten investieren? Wie kommen Sie an Kunden in Ihrer Nähe? Vielleicht sind Sie zu wenig selbstbewusst in Verhandlungen? Dann könnte es eine Lösung sein, dass Sie sich jemanden suchen, der das für Sie übernimmt oder Sie trainieren sich darin. Mittlerweile gibt es genügend Online-Seminare oder Bücher, die dabei helfen.
Und dann heißt es umsetzen: Schritt für Schritt. Einfach, stur und geradeaus. Es tun. Nur so können Sie Ihr Ziel auch erreichen. Lassen Sie sich nicht beeinflussen von den Stundensatz-Tabellen, die aufgrund von Umfragen entstehen. Der Stundenkalkulator soll helfen, mehr Bewusstsein und Sensibilität zu schaffen. Unsere Kunden haben noch viele andere Möglichkeiten, wenn sie wirklich Geld sparen wollen.
Mit dem Stundensatzkalkulator können Sie Ihr Honorar ermitteln. Mit der Vorwärtskalkulation können Sie ermitteln, was Ihnen nach Abzug der Kosten und Steuern verbleibt. Die Rückwärts-Kalkulation liefert Ihnen das Honorar, das Sie bei Ihrem Kunden verlangen sollten, um das Netto-Einkommen zu erhalten, das Sie sich vorstellen. Der Schutz Ihrer Daten ist uns wichtig. Ihre Angaben werden anonym und ohne Namen oder Informationen zum Eingabegerät gespeichert. Sie finden den Kalkulator hier.
- Partner der Studie waren die Unternehmen
DIS, Etengo, Freelancer.Net, Geco, Goetzfried, Gulp Information Services, Hays, iPaxx, Q_Perior, Solcom, Sthree und top itservices. - Scheinselbständigkeit bleibt die größte Sorge,...
...die Einsatzunternehmen ebenso umtreibt wie die IT-Freiberufler selbst. - Was Freiberufler von Vermittlern erwarten
Nach der zuverlässigen Zahlung ist vor allem die reibungslose Abwicklung vom Vertrag bis zur Abrechnung relevant, wobei Freelancer sehr viel Wert auf Transparenz der Konditionen und Prozesse legen. - Zuverlässigkeit ist der wichtigste Gradmesser einer guten Zusammenarbeit
So wünschen sich die Anwenderunternehmen von den Personaldienstleistern Zuverlässigkeit im Umgang miteinander, gefolgt von einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und einer schnellen, direkten Kommunikation. - Folgaufträge, Referenzen und Tipps aus dem Netzwerke...
... sorgen bei Freiberufler darüber hinaus, dass die Projekte nicht ausgehen. - Über Vermittlungsagenturen und Personaldienstleister...
...gelangen dagegen die befragten Freiberufler am häufigsten zum nächsten Auftrag. - Der persönliche Auftrag an den Freiberufler...
... ist für die befragten Unternehmen der wichtigste Weg zur Zusammenarbeit. Auf Platz zwei folgt die Vermittlung über einen Personaldienstleister. - Mixed Teams bevorzugt
In über 80 Prozent der befragten Unternehmen arbeiten Freiberufler in Teams mit den Mitarbeitern zusammen. - Freiberufler werden wichtiger
Fast jedes zweite Unternehmen geht davon aus, dass der Einsatz von IT-Freelancern zunehmen wird. - Ein Markt- zwei Perspektiven
Befragt wurden die IT-Freiberufler selbst und IT-Projektverantwortliche aus Einsatzunternehmen der DACH-Region, etwa CIOs, IT-Prrojektleiter oder Einkäufer. - Studie: IT-Freiberufler 2016
Die Studie basiert auf einer Online-Befragung, in deren Rahmen von 15. Dezember 2015 bis 1. Februar 2016 insgesamt 858 qualifizierte Interviews durchgeführt wurden.