Die Mehrheit derjenigen, die ihre Identität offiziell nicht mit Dokumenten belegen können, leben in Afrika oder Asien und ein überproportionaler Anteil davon sind Frauen und Kinder. Sie haben keine offiziellen Papiere, was ihnen nicht nur den Zugang zu Bildungs- und Gesundheitsservices, sondern auch zu sonstiger elementarer Versorgung verwehrt. Sie können auch kein Bankkonto eröffnen. Ohne nachvollziehbare Identität wächst ihr Risiko, Opfer von Entführungen, Sklaverei und Menschenhandel zu werden. Diese schlimme Situation könnte mit allgemein zugänglichen mobilen Technologien, Public Big Data Management und Biometrie gelöst werden.
Erfolgsversprechende Initiativen in Afrika und Indien
In den Ländern südlich der Sahara haben teilweise weniger als die Hälfte der Bevölkerung offizielle Papiere, aber mehr als zwei Drittel einen Mobilfunkvertrag. Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten: Digitale IDs könnten der Game-Changer bei der Verteilung offizieller IDs sein.
Denn digitale IDs lassen sich über biometrische Merkmale wie Fingerprint, Gesichts- oder Irismerkmale generieren. Diese können über ein Smartphone oder andere mobile Endgeräte in Echtzeit verifiziert werden. In Ghana gibt es als Vorstufe beispielsweise die Ghana Card: Über sie ist es möglich, Personen eindeutig auf der Basis biometrischer Merkmale zu identifizieren. Sie kann dann für die Eröffnung eines Bankkontos oder den Zugang zu Gesundheitsservices verwendet werden. Weitere Beispiele, wo digitale IDs in Afrika zum Einsatz kommen sind: Die Auszahlung von Pensionen an Pensionäre in Südafrika und die bargeldlose Krankenversicherung für Haushalte in Gabun.
Ein weiteres Beispiel ist Indien: Über 80 Prozent der Bevölkerung haben sich für die Teilnahme am biometrisch basierten ID-Programm Aadhaar registriert. Die indische Regierung hat nun eine Schnittstelle für Banking, das Unified Payment Interface, ins Leben gerufen, und hofft, dass damit auch Arme Geld genauso einfach erhalten und überweisen wie sie Messaging nutzen. Aadhaar soll nun nach und nach sogar zu einer bargeldlosen Gesellschaft führen. Dazu würden die Smartphones mit einem Schlüssel der Unique Identification Authority of India (UIDAI) verschlüsselt, der eine Verbindung zu einem Aadhaar Server aufbaut und im Zuge dessen den User sofort biometrisch identifiziert und verifiziert.
Indien nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. Bereits 2030 sollen biometrische Smartphones und Endgeräte traditionelle Papiere wie Personalausweis, Pass und Führerschein ersetzen, so ein Bericht von Acuity Market Intelligence.
"Die Plattform, die diese Transformation vorantreibt, wird bereits heute etabliert. Mehr als 220 Biometrie-fähige Smartphone-Modelle gibt es jetzt schon. Bis 2018 werden alle neuen Smartphones biometrische Möglichkeiten bieten. Die globale Implementierung dieser Plattform ist der Knackpunkt für eine weltweite Akzeptanz digitaler IDs", erklärt Maxine Most, Acuity Market Intelligence Principal.
Digitale IDs sinnvoll nutzen
Digitale IDs haben das Potenzial, die Welt positiv zu beeinflussen, indem sie den Armen und Entrechteten Zugang zu Services und Behörden verschaffen. Aber wie überall, gibt es auch hier Herausforderungen. "Der Erfolg solcher Initiativen und Plattformen hängt davon ab, dass Regierungen dabei ein Klima des Vertrauens schaffen. Das verlangt eine starke politische Verbindlichkeit und hohe Führungsqualität", erklärt die Weltbank.
Digitale IDs eröffnen die nie dagewesene Möglichkeit, Armut und Elend auszurotten. Aber dazu braucht es viel: Das aktive Engagement von Regierungen und Verwaltungen ebenso wie von Unternehmen und die Akzeptanz der Bürger. (mb)