Ayse Gül, Director HR und Corporate Development bei Sage Software, hat schon viele Computerfachleute eingestellt. Sie ist immer wieder überrascht, dass trotz zahlreicher Ratgeber, die überall on- und offline zu finden sind, so viele Fehler vorkommen. "Schon im Firmennamen und in der Adresse begegnen uns oft die ersten Fehler. Das kostet wertvolle Punkte", sagt Gül. Und wenn ein falscher Ansprechpartner in der Anrede stehe, erwecke das beim Leser den Eindruck, dass es sich um eine Serienbewerbung handle.
Keine langen Anschreiben
Das Gleiche gelte auf der inhaltlichen Ebene, wie Personalberater Niels Kohrt von der Personalberatung 1a Zukunft aus Bonn erklärt: "Wenn der Bewerber sich nicht die Mühe macht, im Anschreiben konkret auf die ausgeschriebene Stelle einzugehen, sondern nur seine eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten beschreibt, höre ich auf zu lesen." Auch mit einem zu langen Anschreiben kann sich der Bewerber aus dem Rennen werfen. Experten wie Kohrt und Gül erwarten, dass der Interessent auf einer DIN-A4-Seite das Motiv für seine Bewerbung hinreichend verdeutlicht. Wer mit weitschweifigen Ausführungen die knappe Zeit seiner Ansprechpartner verschwendet, verfehlt sein Ziel und landet auf dem Stapel für die Absagen.
Gute Lesbarkeit ist gefragt
Wie alle Bewerbungsunterlagen sollte der Lebenslauf darauf getrimmt sein, dem Personaler die für ihn wichtigen Informationen möglichst übersichtlich zu präsentieren. Für Personalberater Kohrt bedeutet das: "Die aktuelle Position beziehungsweise die letzte Station im Werdegang gehört an die erste Stelle - und dann geht es chronologisch rückwärts." Indem sie diese Regel nicht beachten, sammeln viele Bewerber Minuspunkte.
Noch wichtiger sei jedoch die inhaltliche Gestaltung des Lebenslaufs, wie Personalerin Gül betont: "Wir wollen nicht nur wissen, wie lange jemand in einer bestimmten Position gearbeitet hat, sondern was er dort gemacht und erreicht hat." Sie empfiehlt daher, unter den jeweiligen Stationen die wichtigsten Aufgaben und Ergebnisse in der jeweiligen Stelle stichpunktartig aufzulisten. Lücken oder falsche Angaben im Lebenslauf sind nach Güls Erfahrung zwar selten, doch wenn sie auftreten, wirft das unnötige Fragen auf. Die Devise sollte daher lauten: Bloß nicht mogeln!
Foto oder nicht?
An der Frage nach dem Bewerbungsfoto scheiden sich die Geister: Für viele erfahrene Personaler ist es immer noch unverzichtbar, während manche Unternehmen Fotos - wie auch Altersangaben - bei der Bewertung der Unterlagen bereits außer Betracht lassen, um eine vorurteilsfreie, rein an der Qualifikation orientierte Meinungsbildung zu ermöglichen. Für Ayse Gül ist das "Geschmackssache - mir persönlich ist es egal". Aber wenn ein Bild mitgeschickt werde, dann sollte es eine professionelle Porträtaufnahme sein und kein Urlaubs- oder Privatfoto.
- Zähne zeigen
Dieses Foto wäre perfekt, wenn der Herr Zähne zeigen würde. Denn, so Bewerbungsexpertin Svenja Hofert: "Gute Fotos zeigen Zähne. Diese sind auch im Miniaturformat sichtbar." - Ungünstiger Hintergrund
Hier stimmt gar nichts. Das Foto wirkt zu verspielt und ist sehr unprofessionell. Offenbar liegt die Dame zu Hause auf dem Bett, was vor allem am Hintergrund zu erkennen ist. Wer sein Bild zu Hause macht, sollte darauf achten, dass der Hintergrund neutral ist. Svenja Hofert rät: "Tapeten gehören ins Wohnzimmer, nicht zu Xing. Hintergründe sind neutral, ohne Muster und am besten hell." - Dunkel auf Hell
Apropos Hintergrund: Der sollte also hell sein. Am besten zieht man dazu etwas Dunkles an mit möglichst wenig Muster. Im abgebildeten Foto ist das schon ganz gut. Der Herr sollte jetzt nur noch direkt in die Kamera blicken, dann wäre es perfekt. - Werbeberater
Kleiden Sie sich branchengerecht, wie der Werbeberater auf diesem Foto! Werber sehen nun einmal anders aus als Banker und sollten das auch zeigen. - Ganzkörper-Foto
Ganzkörper-Fotos sind absolut tabu. Ins Internet mit seinen Miniaturbildern gehören nur Porträts vom Gesicht. - Private Fotos
Private Fotos gehören ins Fotoalbum: Xing ist ein Netzwerk für Business-Kontakte. - Fußporträt
Bleiben Sie erkennbar! Nasen- oder Fußporträts sind etwas für StudiVZ oder andere Fun-Plattformen, haben aber im Business-Internet nichts verloren.
Manche Fehler in Bewerbungen sind Evergreens, sie werden seit Jahren wiederholt. Doch es gibt auch Newcomer. Sie beruhen in erster Linie auf der Verlagerung des Bewerbungsverfahrens ins Web. Sage-Personalerin Gül berichtet: "Früher wurden die Bewerbungen von der Poststelle in Körben angeliefert, und manchmal hatte ein Anschreiben tatsächlich Kaffee- oder Fettflecken. Das gibt es heute nicht mehr, denn mittlerweile steht auf jeder Homepage, dass Bewerbungen online abgegeben werden sollten." Dafür rückten neue formale Aspekte in den Vordergrund wie etwa die Dateigröße oder die Zahl und das Format von Anhängen.
Am besten nur eine einzige Datei
Die lesefreundlichste Variante einer digitalen Bewerbungsmappe besteht in einer einzigen Datei (PDF) mit Anschreiben, Lebenslauf und den für die Stelle relevanten Zeugnissen. Allerdings gibt es Unternehmen, die lieber mit separaten Dateien arbeiten. Entsprechende Hinweise auf der Homepage zu Dateiformaten und der Größe von Dateien sollten Bewerber unbedingt beachten. Denn eins brauchen Ayse Gül und ihre Kollegen nicht: eine Online-Alternative zum berühmten Kaffeeflecken! (hk)
Die zehn größten Patzer
Fehler in Firmenname und Adresse.
Falscher Ansprechpartner.
Zu langes Anschreiben - eine Seite muss reichen.
Fehlender Bezug zur Stelle.
Falsche oder irreführende Angaben im Lebenslauf.
Falsche Reihenfolge im Lebenslauf: Die letzte Position gehört nach vorn!
Fehlende Angaben zu den Inhalten früherer Tätigkeiten.
Zu viele Detailinformationen ohne Bezug zur ausgeschriebenen Stelle.
Zu große und zu viele Dateien.
Fehlendes oder schlechtes Foto.