CW: Herr Teper, auch die neue, fünfte Generation des Sharepoint Server bietet wieder eine nahezu unübersichtliche Vielfalt an Funktionen - von Dokumenten-Management über Business Intelligence, Web-Publishing und Suche bis Social Collaboration. Wie erklären Sie ein solch komplexes Produkt Entscheidern und Nicht-Technikern?
Teper: Die Anwender haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse rund um Informations-Management und Zusammenarbeit. Und die erfüllen wir mit einer ganzheitlichen Lösung, die alle dazugehörigen Aufgabenbereiche abdeckt. Zusätzlich konzentrierten wir uns bei der Entwicklung der Version 2013 auf mehr Einfachheit aus Endanwendersicht, Social Collaboration und mobile Apps. Generell möchte ich aber feststellen, dass die Vielfalt von Sharepoint durchaus die Bedürfnisse der User widerspiegelt.
Im Übrigen tragen wir mit unseren Cloud-Produkten dazu bei, die Komplexität für die Kunden zu verringern. Viele Unternehmen wollen ja ein breites Funktionsspektrum aus Sharepoint, Exchange und Lync im Zusammenspiel nutzen, aber es mangelt ihnen an den IT-Ressourcen für Implementierung und Betrieb. Hier senkt Office 365 die Einstiegshürden, weil es schon nach wenigen Konfigurationsschritten Funktionen wie ECM, Suche, BI und Social-Anwendungen aus der Cloud zur Verfügung stellt.
CW: Sie rücken in letzter Zeit das Thema Social Business Collaboration stark in den Vordergrund, nun haben Sie mit der Yammer-Übernahme eine weitere große Plattform neben Sharepoint. Sind die Anwender denn schon auf breiter Basis bereit für Social-Networking, oder betrachten Sie das als eine große Wette auf die Zukunft?
Teper: Es trifft wohl beides zu, und das entspricht unserer Philosophie. Wir waren ja auch in der Vergangenheit mit vielen Initiativen lange vor der Marktreife unterwegs. Als wir zum Beispiel unsere ersten Cloud-Dienste starteten, sagten uns viele Unternehmen, dass sie niemals in die Cloud migrieren würden. Zwar nutzt noch nicht jeder die Cloud und Social-Networking, aber aktuell sind es bereits ein Viertel der Unternehmen, und in den nächsten Jahren dürfte die Quote auf 50 Prozent ansteigen.
Wir sind überzeugt, dass Unternehmen Social Collaboration benötigen, um ihre Mitarbeiter dazu zu bringen, besser und schneller auf Geschäftssituationen zu reagieren und mit Kunden und Partnern zu kommunizieren. Selbst Restaurantketten, mit denen wir sprechen, denken über die Verwendung von Social-Tools an einfachen Arbeitsplätzen nach.
CW: Nach der Übernahme von Yammer gibt es starke Überschneidungen im Social-Portfolio mit Sharepoint. Planen Sie, Yammer komplett in Sharepoint zu integrieren, oder wird es eine eigenständige Plattform bleiben?
Teper: Wir werden Yammer auch weiterhin als eigenständiges Produkt führen, allerdings kombinieren wir es an vielen Stellen mit Sharepoint - zum Beispiel bei den Social-Funktionen in Office 365. Yammer wird in Zukunft als Social-Layer in alle Microsoft-Produktlinien integriert werden. Wir haben dazu ein neues Protokoll entwickelt, den Enterprise Graph, der auf dem Open Graph von Facebook basiert. Mit dem Yammer Enterprise Graph sind beispielsweise automatisierte Status-Updates zu bestimmten Arbeitsschritten möglich. Wird etwa ein Dokument in Sharepoint bearbeitet, erscheint der neue Status automatisch in der Yammer-Konversation. Ebenso kann eine Reisekostenabrechnung aus Dynamics in einem Sharepoint-Newsfeed erscheinen. Sharepoint-Funktionen werden in Yammer eingebettet sein und umgekehrt, aber die Anwender werden davon nichts bemerken. Unser neues Preismodell kommt im Übrigen solchen Kombiszenarien entgegen, denn die Kunden erhalten beide Produkte zu einem einheitlichen Preis.
CW: Sie haben angekündigt, dass die funktionalen Unterschiede zwischen Ihren klassischen Servern und den Cloud-Pendants bald verschwinden. Werden wir demnächst Cloud-Produkte sehen, die den On-Premise-Varianten überlegen sind?
Teper: Wir sind mit Sharepoint 2013 schon recht weit mit der Angleichung der beiden Versionen. Noch gibt es aber einige Dinge, die wir in der Cloud nicht komplett umgesetzt haben. Bei BI-Aufgaben beispielsweise wird es weiterhin schwer sein, große Datenmengen in die Cloud hochzuladen, um mit ihnen dort zu arbeiten.
In Zukunft werden wir die Cloud-Produkte aber regelmäßig aktualisieren, und es ist auch denkbar, dass Cloud-only-Funktionen kommen werden. Szenarien dafür wären beispielsweise umfangreiche BI-Analysen. Auf verteilten Systemen in Rechenzentren lassen sich solche Aufgaben in wenigen Sekunden erledigen, während eine IT-Organisation für die entsprechende Rechenleistung viel Geld in neue Server investieren müsste.
CW: Deutsche Unternehmen sind beim Thema Cloud eher zurückhaltend, einige Branchen wie Banken und Versicherungen lehnen den Einsatz aus Sicherheitsgründen sogar kategorisch ab. Wie wollen Sie solche Anwender für Ihre Services gewinnen?
Teper: Die deutschen Banken sind natürlich keine Early Adopters, aber wir sind mit einigen im Gespräch und diskutieren über mögliche Anwendungsgebiete. In einem solchen Umfeld sind beispielsweise hybride Szenarien denkbar. Sharepoint in Office 365 könnte bei der Kundenkommunikation zum Einsatz kommen, während die Kernbankensysteme in eigenen Rechenzentren laufen. Man darf in dieser Diskussion die ökonomischen Vorteile von Cloud-Anwendungen nicht übersehen. Viele CFOs und CEOs, die ja die Budgets zu verantworten haben, sind inzwischen auf das Thema aufmerksam geworden und zeigen großes Interesse.
CW: Sie haben auf der Sharepoint Conference die wichtigsten neuen Funktionen von Sharepoint 2013 vorgestellt. Was sind Ihre persönlichen Favoriten - etwa hinsichtlich Usability oder aus technischer Sicht?
Teper: Mein Lieblings-Feature aus Endanwendersicht ist Skydrive Pro, weil es den direkten Zugriff auf Sharepoint-Dokumente über den Desktop hinaus von jedem Ort aus ermöglicht. Und unsere größte technische Herausforderung war die Optimierung des Seiten-Renderings, damit Sharepoint auch über schmalbandige Netze schnell reagiert. Wir haben dabei jeden Aspekt des Seitenaufbaus in Sharepoint gemessen und mit großem Aufwand die Javascripts beschleunigt. Damit erreichten wir einen deutlich schnelleren Seitenaufbau. Nur so war es überhaupt möglich, unsere Konferenz-Demo von unserem Amsterdamer Rechenzentrum aus über den Atlantik nach Las Vegas zu spielen. (hi)
- Confluence
Beim Editieren von Beiträgen bietet Confluence durch zahlreiche Makros eine Fülle von Möglichkeiten. Damit lassen sich die so entstehenden Wiki-Seiten an jedes Look and Feel anpassen und bieten dem Autor viele Darstellungsoptionen. - Confluence
An dieser Stelle bietet Confluence dem Nutzer einen Überblick über die Aktivitäten seiner Kontakte. Das reicht vom Termin, über das Erstellen von Schriftstücken oder Videos bis zum Chat. Dabei ist es eine Frage der Konfiguration, ob die Activity Streams der Kontakte automatisch angezeigt werden oder nur mit deren Zustimmung. - Jive
Der Activity Stream in Jive ist sehr fein granular filterbar. Was der Nutzer nicht sehen will, kann er ausblenden. Durch diese Filter wird Information Overflow vermieden und trotzdem erhält der Nutzer alle für ihn wesentlichen Informationen. - Jive
Beim Editieren eines Beitrags in Jive, wird der Anwender bei weitem nicht so üppig mit Möglichkeiten versorgt wie etwa bei Confluence. Im Gegenteil die Editiermöglichkeiten beschränken sich im Wesentlichen auf die eines Web-Editors. - Sharepoint
Richtig aufgeräumt sieht die persönliche Startseite bei Sharepoint aus, ein weiteres Indiz dafür, dass Microsoft auch bei den Collaboration-Funktionen sehr stark auf den Strukturaspekt setzt. Das macht das ganze übersichtlich, im Hintergrund und für den Nutzer aber wesentlich komplexer als andere Collaboration Tools. - Sharepoint
Auch in Sharepoint lässt sich einstellen, welche Aktivitäten der Nutzer sehen will und welche nicht. Allerdings funktioniert das bei weitem nicht so feingranular wie zum Beispiel bei Jive.