Heftiger Umsatzeinbruch

Schwacher PC-Markt setzt Intel zu

27.01.2023
Von Redaktion Computerwoche
Mit einem Umsatzeinbruch von 32 Prozent auf 14 Milliarden Dollar und einem Verlust von 664 Millionen Dollar hat Intel das vierte Quartal enttäuschend abgeschlossen. Auch der Ausblick fiel düster aus.
CEO Pat Gelsinger hat alle Hände voll zu tun, um bei Intel die Kosten zu senken und auf den Wachstumspfad zurückzukehren.
CEO Pat Gelsinger hat alle Hände voll zu tun, um bei Intel die Kosten zu senken und auf den Wachstumspfad zurückzukehren.
Foto: Intel

Die schwache PC-Nachfrage, die Stärke des Rivalen AMD und auch Apples Erfolge mit den eigenen M1- und M2-Prozessoren - all das sind Faktoren, die dem Prozessorgiganten Intel das Leben schwer machen. Auch wenn das Halbleitergeschäft generell zyklisch verläuft und momentan, in einem kriselnden Wirtschaftsumfeld mit hoher Inflation, nicht viel von den einschlägigen Anbietern zu erwarten ist, hat Intel mit seinen Zahlen negativ überrascht.

Der immer noch größte Chiphersteller in den USA meldete am Donnerstag für das vierte Quartal 2022 einen Nettoverlust von 664 Millionen Dollar bei einem Umsatzrückgang von 32 Prozent auf 14 Milliarden Dollar. An der Wallstreet waren die Analysten von einem Verlust in Höhe von 278 Millionen Dollar ausgegangen, die Erlöse hatten sie auf 14,5 Milliarden Dollar taxiert.

Intels Lagerbstände blähen sich auf

CEO Pat Gelsinger erwartet, dass sich die schwierigen Marktbedingungen in der ersten Jahreshälfte 2023 fortsetzen werden. Die Flaute im Hardwaregeschäft führt außerdem dazu, dass sich die Lagerbestände immer mehr aufblähen, was die Kosten in die Höhe treibt. Gelsinger prognostizierte am Donnerstag (26. Januar 2023) auch für das erste Quartal ein Defizit bei Einnahmen von lediglich 10,5 bis 11,5 Milliarden Dollar. Damit enttäuschte er die Marktanalysten, die im Durchschnitt Einnahmen von 13,9 Milliarden Dollar erwartet hatten.

Das Wall Street Journal zitiert Daten von S&P Global Market Intelligence, die das Ausmaß der Krise deutlich machen: Demnach ist es in den vergangenen drei Dekaden niemals vorgekommen, dass die US-amerikanische Chip-Ikone zweimal nacheinander Quartalsverluste hinnehmen musste. So verwundert es nicht, dass die bereits gebeutelte Intel-Aktie am Donnerstagabend nach Börsenschluss noch einmal um neun Prozent absackte.

Gelsinger räumte ein, dass die Ergebnisse und die Prognose für das angebrochene Quartal auch unter den bereits geringen Erwartungen des Intel-Managements lägen. Angesichts der vielen Unsicherheiten im Markt wollte er - für Intel ungewöhnlich - keine Vorhersage für das laufende Geschäftsjahr treffen.

Der schwache PC-Markt bremst Intels CPU-Geschäfte

Der Umsatzeinbruch ist in erster Linie auf den starken Abschwung im PC-Business zurückzuführen. Die Analysten von Gartner hatten erst kürzlich berichtet, das ausgelieferten Stückzahlen im vierten Quartal 2022 um 28,5 Prozent eingebrochen seien. Das war der größte Rückgang seitdem die Analysten - in den 1990er Jahren - mit den Erhebungen begonnen hatten. Hintergrund ist, dass viele Unternehmen ihre Beschäftigten während der Pandemie für die Arbeit im Home-Office neu ausgerüstet hatten und erst einmal keine neuen Endgeräte brauchen. Hinzu kommt, dass derzeit die Kaufkraft vieler Verbraucher angesichts der hohen Inflationsrate sinkt.

Im weltweiten PC-Markt ging es im vierten Quartal 2022 kräftig bergab.
Im weltweiten PC-Markt ging es im vierten Quartal 2022 kräftig bergab.
Foto: Gartner

In den einzelnen Geschäftsbereichen ging es für Intel gleichmäßig steil bergab. Die Sparte für PC-Chips musste einen Umsatzeinbruch um 36 Prozent auf 6,6 Milliarden Dollar verkraften. Die Einnahmen im Geschäft mit Prozessoren für Data-Center-Systeme brach um 33 Prozent auf 4,3 Milliarden Dollar ein. Intel erwartet hier eine weiterhin schwache Geschäftsentwicklung in der ersten Jahreshälfte 2023, danach solle es langsam wieder aufwärts gehen.

Personalabbau ist eingeleitet

CEO Gelsinger trimmt Intel derzeit auf mehr Kosteneffizienz. Bis Ende 2025 will das Unternehmen die jährlichen Ausgaben um zehn Milliarden Dollar senken, dazu soll auch ein größerer Personalabbau beitragen, der bereits eingeleitet wurde. "Wir werden unsere Kostenmaßnahmen noch aggressiver umsetzen", sagte der Konzernchef. Das Unternehmen habe sich seit seinem Amtsantritt im Jahr 2021 bereits von sieben Geschäftsbereichen getrennt, was zu Einsparungen in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar geführt habe.

Intel hat allerdings auch ein Innovationsproblem: Das Unternehmen ist im Wettlauf um die schnellsten Chips mit den kleinsten Strukturbreiten hinter seine asiatischen Konkurrenten zurückgefallen. Nun verfolgt der US-Konzern eine Entwicklungsoffensive und einen beispiellosen Plan für den Ausbau seiner Fertigung. Staatliche Zuschüsse in Milliardenhöhe sowie Steuererleichterungen sollen Intel helfen, neue Werke in den US-Staaten Arizona und Ohio sowie auch in Deutschland zu bauen. Hierzulande wurde der für diese Jahr avisierte Baubeginn allerdings angesichts der sich verschlechternden Marktaussichten erst einmal auf 2024 verschoben. Den Ausbau eines Entwicklungszentrums im israelischen Haifa hat Intel erst einmal ganz abgeblasen. (hv)