Bildungssystem Deutschland im Wandel

Schulen müssen digitaler werden

Kommentar  11.03.2022
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Ute Riester ist Senior Manager Field Product Management Client Solutions bei Dell Technologies Deutschland und dort für die Client-Systeme und -Lösungen verantwortlich. Sie ist seit 2009 bei Dell Technologies und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich Produktmanagement in der IT-Branche.
Corona hat gezeigt, dass Bildung und Digitalisierung Hand in Hand gehen müssen, um bestmögliche schulische Bildung zu ermöglichen. Daher müssen Schulen besser unterstützt werden.
Ein digitales Klassenzimmer hilft nicht nur, mit den Einschränkungen einer Pandemie klarzukommen. Der Unterricht wird dank moderner Technologien auch vielfältiger und lebendiger.
Ein digitales Klassenzimmer hilft nicht nur, mit den Einschränkungen einer Pandemie klarzukommen. Der Unterricht wird dank moderner Technologien auch vielfältiger und lebendiger.
Foto: Gorodenkoff - shutterstock.com

Finnische Grundschüler, die zu Unterrichtsbeginn ihre Tablets auspacken und den Lernstoff via Smartboard verfolgen, sorgten hierzulande für ungläubige Blicke. Grundsätzlich sind die nordischen Länder, was die Ausstattung und Ausbildung mit technischen Geräten und modernen Medien betrifft, vorbildlich: Bei Bedarf wird vom Staat ein Laptop gestellt, und Familien mit schulpflichtigen Kindern haben zudem das Recht auf einen kostenlosen Internetanschluss. Dagegen ist in Deutschland die Pandemie zum Stresstest für das Bildungssystem geworden. Die Internetverbindung in vielen Schulen "ruckelte", Lern-Plattformen brachen unter der Last zusammen, Chatprogramme wurden von Trollen gestört und Lehrer verschickten die Aufgaben per E-Mail.

Dem deutschen Bildungssystem droht eine digitale Kluft

Wie gut oder schlecht das Homeschooling funktioniert hat und künftig funktionieren wird, hängt stark von der jeweiligen Schule und dem verantwortlichen Träger ab. Während in manchen Einrichtungen die Kinder ganz selbstverständlich mit modernen Medien lernen, müssen in anderen die Lehrer auf ihre privaten Notebooks und die Schüler auf ihre eigenen Smartphones zurückgreifen.

Dieser "Hardware-Zoo" mitsamt unterschiedlichen Lösungen und Schnittstellen macht es schwer, Medienbrüche zu überwinden und einen reibungslosen Unterricht sicherzustellen. Laut einer Studie der Universität Göttingen, die die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Sommer 2021 vorgestellt hat, steht in vielen Schulen nach wie vor weder das technische Equipment bereit, noch erwerben Schüler digitale Kompetenzen, die für ihren weiteren Weg notwendig wären. Daran hat auch das milliardenschwere Förderprogramm der Politik, der DigitalPakt Schule, wenig geändert.

Lesetipp: Digitale Schulen - Mit Geld will die Politik alle Probleme lösen

Knappe Kassen erschweren die Modernisierung

Um nun die längst fällige Schultransformation anzugehen, braucht es allem voran eine grundlegende Strategie. Dazu gehört:

  • die Ausbildung der Lehrer in puncto digitale Medienkompetenz, damit nicht nur ein Arbeitsblatt auf eine Lernplattform gestellt wird;

  • die Bereitstellung von Geräten für Kinder aus sozial schwachen Familien und

  • eine dringend notwendige Vereinfachung bürokratischer Regeln, um einfacher an Fördergelder zu kommen.

Eine durchdachte Digitalisierung für Schulen umfasst:

  • Desktops, Laptops und Tablets inklusive Administration,

  • die Implementierung einer Server- und Netzwerklandschaft mit WLAN,

  • das Sicherstellen einer schnellen und stabilen Internetverbindung,

  • die Implementierung von Software und Cloud-Anwendungen für die Lehrinhalte sowie

  • IT-Sicherheitslösungen zum Schutz sensibler Daten.

Bis vor wenigen Jahren waren PCs in Schulen allerdings oftmals Spenden von Unternehmen und WLAN, Server wie auch einfache Storage-Systeme dem kreativen Jonglieren der Systembetreuer zu verdanken. Die Ausstattung hat sich auf Initiative der Politik sicherlich verbessert. Allerdings lassen sich die verpassten Jahre nicht einfach nachholen, indem man finanzielle Mittel zur Verfügung stellt. Denn die aktuellen Förderprogramme sind allesamt Anschubfinanzierungen, bei denen die Folgekosten nicht bedacht werden. Um diese müssen sich die Schulträger kümmern, denen oft das notwendige Budget fehlt.

Ein digitales Klassenzimmer schafft neue Möglichkeiten

Eine sinnvolle Alternative angesichts klammer Kassen in der IT-Beschaffung können beispielsweise As-a-Service-Modelle für die IT-Beschaffung darstellen. Mit einem solchen Konzept erhalten Schulen Hardware, Software und Services zu einem monatlichen Preis ohne Vorabinvestition. Die Kosten für die Schulträger bleiben also transparent und vorhersehbar. Gleichzeitig fallen starre Vereinbarungen, die den Verantwortlichen wenig Spielraum bei der Neugestaltung ihrer IT-Infrastruktur einräumen, weg. Mit As-a-Service-Beschaffungsmodellen können sie vielmehr die Systeme immer auf dem neuesten Stand halten, um so wiederum in der Lage zu sein, moderne Lösungen und Lernmethoden für den Schulbetrieb zu entwickeln. Gleichzeitig belasten Wartungen, Betriebs- und Softwareaktualisierungen oder Problembehebungen nicht länger die teils ehrenamtlichen Systembetreuer.

Ein digitales Klassenzimmer hilft aber nicht nur, mit den Einschränkungen einer Pandemie klarzukommen – der Unterricht wird dank moderner Technologien vielfältiger, integrativer und gleichberechtigter. In naher Zukunft sitzen hoffentlich einige Schüler im Klassenzimmer, andere nehmen per Virtual-Reality-Brille teil, und das Hands-on-Experiment im Physikunterricht wird per ferngesteuertem Roboter durchgeführt. Das Ergebnis ist ein Bildungswesen, das maßgeschneidert an den Bedürfnissen jedes einzelnen Schülers ausgerichtet ist und damit jedem Kind den perfekten Start ins Leben ermöglicht. (bw)

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