Im Schuldneratlas zeichnet sich seit Jahren ein Trend ab: Immer mehr Deutsche haben Schulden, und viele Schuldner können sie nicht tilgen. Besonders gefährdet sind auch junge Menschen wie Studenten und Berufsanfänger. Zwar wurden die Studiengebühren an öffentlichen Universitäten wieder abgeschafft und können Studenten von Vergünstigungen profitieren, die finanzielle Belastung während des Studiums bleibt dennoch groß.
Ein Studium verschlingt mit Semesterbeitrag, Miete, Lebensmitteln, Büchern und Lernmaterialien sowie gegebenenfalls auch noch einem Auslandsaufenthalt viel Geld. Finanzierungsmöglichkeiten wie BAföG oder ein Studienkredit sind für Studierende natürlich hilfreich, decken jedoch meist nicht den kompletten Finanzbedarf. Außerdem haben sie zur Folge, dass fast jeder zweite Student mit Schulden ins Erwerbsleben startet. Das zeigt eine Umfrage zum Thema Studienfinanzierung im Auftrag des Personalvermittlers univativ.
Eltern sind die Hauptsponsoren
Die Erhebung ergab, dass nur 56 Prozent der befragten Absolventen finanziell unbelastet ins Berufsleben starten können. Die meisten Befragten aus dieser Gruppe profitieren dabei vom Portemonnaie der Eltern. Jeder zweite Student erhält finanzielle Unterstützung von zu Hause, für einen Großteil sind die Eltern während der Studienzeit sogar die Haupteinnahmequelle. 44 Prozent der Befragten hingegen müssen nach dem Studium in ihrer Ausbildungszeit angehäufte Schulden begleichen. Dabei können beträchtliche Summen zusammenkommen.
Zwölf Prozent der Hochschulabsolventen gingen laut Umfrage mit 10.000 bis 19.999 Euro Schulden in die Erwerbstätigkeit, elf Prozent mit immerhin noch 6000 bis 9999 Euro. Bei acht Prozent der Interviewten beliefen sich die Schulden zum Zeitpunkt des Uniabschlusses auf 3000 bis 5999 Euro. Lediglich zehn Prozent hatten weniger als 3000 Euro Schulden. Mehr als 20.000 Euro Schulden musste nur eine Minderheit von drei Prozent der Befragten während des Studiums aufnehmen.
Große Bedeutung von BAföG und Studentenjobs
Angefallen sind die Schulden meist durch BAföG oder Studienkredite. Die staatliche Ausbildungsbeihilfe ist eine von drei Haupteinnahmequellen während des Hochschulstudiums. Insgesamt gaben 35 Prozent der Befragten an, BAföG zu beziehen. 22 Prozent bestritten während des Studiums davon sogar ihren gesamten Lebensunterhalt. Zwar müssen Absolventen maximal 10.000 Euro der empfangenen BAföG-Zahlungen zurückzahlen, allerdings stellt auch dieser Betrag eine erhebliche Belastung für Berufseinsteiger dar. Zum Vergleich: Einen Studienkredit nahmen lediglich zehn Prozent der Befragten auf, von einem Stipendium profitierten nur neun Prozent.
- Was beeinflusst unser Gehalt?
Wie viel jemand verdient, hängt von vielen Faktoren ab: von Ausbildung, Alter , Branche oder Größe des Unternehmens. Die Studie von Compensation Partner und Computerwoche basiert auf knapp 16.000 Datensätzen. Wir zeigen anhand von IT-Berufen, wie die Einkommen auseinandergehen können. - Security-Experten sind die Spitzenverdiener.
Unter den IT-Fachkräften ohne Personalverantwortung verdienen die Security-Profis mit einem durchschnittlichen jahresbruttogehalt von 71.100 Euro am meisten. - Ein Studium zahlt sich aus:
Zwei IT-Profis arbeiten im Bereich IT-Security, ihre Arbeitgeber beschäftigen zwischen 1000 und 5000 Mitarbeiter. Der 29-jährige Master verdient 71.293 Euro in einer Bank, der 46-Jährige mit Lehrabschluss 58.120 Euro in einem Softwarehaus. - Männer verdienen oft mehr als Frauen.
Eine 48-Jährige und ein 43-Jähriger arbeiten als Softwareentwickler in einem mittelständischen IT-Systemhaus im Raum Frankfurt. Er verdient 50.130 Euro im Jahr, sie 47.437 Euro. - Entwicklergehälter
Am besten verdienen SAP-Entwickler mit 60.300 Euro im Jahr, gefolgt von Softwareentwickler im Backend ( 57.500 Euro) und Experten für User Experience ( 56.000 Euro). - Webentwickler ...
... landen dagegen mit einem durchschnittlichen Jahresbrutto von knapp 37.000 Euro auf dem letzten Platz der Gehaltstabelle der IT-Fachkräfte. - In Dresden verdienen Webentwickler noch weniger.
Das Ost-West-Gefälle existiert weiter. Zwei Web-Designer arbeiten nach ihrem Studium an der FH in der Internet-Branche. In Dresden bekommt der 36-Jährige 19.549 Euro, ... - ...in Hamburg ...
... erhält ein 32-Jähriger Webdesigner dagegen 36.996 Euro. - Mit der Berufserfahrung steigt auch das Gehalt.
Zwei Entwickler sind in einem kleinen Softwarehaus tätig. Der 33-Jährige erhält im Raum Saarbrücken 51.600 Euro im Jahr, der 53-Jährige im Main-Taunus-Kreis 82.929 Euro. - Große Firmen bieten bessere Verdienstchancen.
Zwei Berater Anfang/Mitte 50 haben beide ein Diplom. Im kleinen Softwarehaus (unter 20 Mitarbeiter) verdient der eine 65.578 Euro, beim großen Hersteller (über 5000 Mitarbeiter) erhält der andere 72.650 Euro. - Im Durchschnitt kommt ein Support-Mitarbeiter auf 43.000 Euro im Jahr.
Die Höhe des Gehalts ist eine Frage der Branche. Ein Pharmaunternehmen zahlt seinem 27-jährigen Support-Mitarbeiter 42.809 Euro, der 31-jährige Support-Mitarbeiter im Call-Center bekommt 18.962 Euro. - Fachliche Verantwortung zahlt sich aus.
Nach den Security-Experten sind die Projektleiter mit durchschnittlich 70.300 Euro im Jahr die am besten bezahlten IT-Fachkräfte. - Die Branche macht den Unterschied.
Im Schnitt können IT-Berater mit 67.000 Euro brutto im Jahr rechnet. Sind sie auf SAP spezialisiert bekommen sie mit 68.600 Euro etwas mehr. - In der Chemischen Industrie ...
... erhalten IT-Berater aber 85.000 Euro im Jahr. - 85.000 Euro für den IT-Berater.
Ebenso gut zahlen die Medizintechnik, Halbleiterhersteller und Konsumgüterindustrie. - Im Hotelgewerbe erhält ein IT-Berater nur 61.000 Euro.
Ähnlich sind seine Verdienstaussichten im Gesundheitswesen und in Call Centern.
Doch welche Alternativen gibt es, wenn die Hilfen zur Studienfinanzierung nicht zum Leben reichen? Die Eltern um mehr Geld bitten ist nur für fünf Prozent der Befragten eine Option. Im Gegenteil: Sieben Prozent sind sogar der Überzeugung, dass sie lieber weniger elterliche Hilfe hätten annehmen sollen. Im Nachhinein betrachtet gaben mehr als ein Drittel der Absolventen an, dass sie im Lauf des Studiums gerne mehr gearbeitet (35 Prozent) und sich stärker um Fördermöglichkeiten bemüht (28 Prozent) hätten.
Studentenjob statt Schulden
Tatsächlich ist eine weitere häufig genannte Einnahmequelle der Nebenjob. 67 Prozent gaben an, ihr Studium zumindest zum Teil selbst finanziert zu haben. Ein Drittel bestritt seinen Lebensunterhalt sogar vorrangig aus dieser Einnahmequelle. Offenbar kann ein Studentenjob der Weg aus der "Schuldenfalle" Studium sein. Für Studenten, die Kreditschulden vermeiden und das Konto der Eltern schonen wollen, ist der Job neben dem Studium der Schlüssel zur finanziellen Unabhängigkeit. Im Idealfall erleichtert er auch noch den Berufseinstieg, wenn man dabei relevante Praxiserfahrung für den späteren Berufsalltag sammelt. (pg)