Ballmer-Nachfolge geklärt

Satya Nadella ist neuer Microsoft-Chef

04.02.2014
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Microsoft hat wie erwartet den Insider Satya Nadella zum neuen CEO und damit Nachfolger von Steve Ballmer ernannt.

Satya Nadella hat einen ausgewiesenen Entwickler-Background, arbeitet seit 1992 für Microsoft und stand zuletzt als Executive Vice President der Cloud and Enterprise Group mit gut 20 Milliarden Dollar Jahresumsatz vor. Ballmer bleibt an Board, allerdings nur als normaler Director. Den Vorsitz des Verwaltungsrats als Chairman übernimmt der führende unabhängige Director und frühere Symantec-Chef John Thompson.

Nadella ist überhaupt erst der dritte CEO in der Geschichte von Microsoft. Der erste, Firmengründer Bill Gates, übernimmt im Board eine neue Rolle als "Gründer und Technologie-Berater" und wird einer Microsoft-Mitteilung zufolge wieder mehr Zeit der Firma widmen. Zuletzt hatte sich Gates quasi ausschließlich um die philanthropischen Belange der Bill and Melinda Gates Foundation gekümmert. Nun will er Satya Nadella bei "der Gestaltung der technologischen und Produktausrichtung" von Microsoft unter die Arme greifen.

Nadella schreibt in seiner ersten E-Mail als CEO an die Microsoft-Belegschaft, es sei "eine unglaubliche Ehre, unsere großartige Firma zu leiten und ihr zu dienen". Microsoft habe große Erfolge gesehen, sei aber hungrig nach mehr. Die IT-Branche respektiere keine Tradition, sondern nur Innovation. Von sich selbst sagt Nadella (46, seit 22 Jahren verheiratet und drei Kinder), er kaufe mehr Bücher als er auslesen und belege mehr Online-Kurse als er abschließen könne. Er definiere sch über Familie, Neugier und Wissensdurst.

Die Welt sei von Software angetrieben, schreibt Satya Nadella weiter. Computing werde in den nächsten zehn Jahren noch allgegenwärtiger und zu einer Umgebungsintelligenz werden. Die gemeinsame Entwicklung von Software und neuen Hardware-Formfaktoren werde vieles, was wir am Arbeitsplatz, im Leben und in der Welt erleben, verbinden und digitalisieren. Möglich machten dies ein stetig wachsendes Netz verbundener Geräte, unglaubliche Rechenleistung aus der Cloud, Erkenntnisse aus Big Data und Intelligenz aus maschinellem Lernen.

Microsoft könne dazu in einzigartiger Weise beitragen, müsse sich dazu aber auch neu erfinden, so Nadella weiter - und dabei an das Unmögliche glauben. Der Einzelne unterschätze oft, was er dazu beitragen könne, und überschätze die Rolle anderer: "Das müssen wir ändern." Jeder bei Microsoft müsse einen Sinn in seiner Arbeit finden. Die besten Resultate bekomme man, wenn es nicht nur um die Arbeit, gehe, sondern darum, das Leben anderer Menschen zu verbessern. Die Welt verändern, das wollten viele Firmen. Aber nur wenige hätten, was man dafür brauche: Talent, Ressourcen und Ausdauer. Microsoft habe alles drei im Überfluss, und eine bessere Grundlage als neuer CEO könne er sich nicht wünschen.

Die Forrester-Analysten Rob Koplowitz und John Rymer haben in einem neuen Report allerdings gleich mal zehn elementare Fragen an den neuen Microsoft-Chef, als da wären:

  1. Kann Microsoft bei mobilen Plattformen und mobiler Hardware eine führende Position erreichen?

  2. Wird Microsoft Office für die führenden mobilen Plattformen [Android und iOS] öffnen?

  3. Wie wird Microsoft neue Unternehmen als Kunden gewinnen?

  4. Wie wird Microsoft SharePoint zu einer führenden Plattform für Kunden-Interaktionen machen?

  5. Wie wird Microsoft eine stärkere Verbreitung von Windows 8 in Unternehmen erreichen?

  6. Wie wird Microsoft die Verbreitung seiner Cloud-Services in Unternehmen erhöhen?

  7. Wird Microsoft Firmen dabei helfen, auf die neuen Cloud-Modelle umzusteigen?

  8. Wie kann Microsofts Consumer-Geschäft im "Zeitalter des Kunden" den Erfolg treiben?

  9. Wie kann Microsoft sein Dynamics in die Cloud hieven und schneller wachsen lassen?

  10. Sollten Office und Windows getrennte Agenden verfolgen?

Auf die Antworten darauf darf man in der Tat gespannt sein - wir wünschen Satya Nadella trotzdem erst einmal alles Gute für den neuen, sicher alles andere als einfachen Job.