SAP hat anlässlich der Kundenkonferenz Sapphire in Orlando, Florida, weitere Integrationen für Joule angekündigt. Der deutsche Softwarekonzern hatte seinen Copilot für GenAI-Anwendungen im vergangenen Jahr vorgestellt und in sein Business AI-Angebot aufgenommen.
Joule, der zunächst in SAP SuccessFactors und SAP Start integriert war soll in der zweiten Jahreshälfte auch in SAP Ariba, das SAP BTP Cockpit (BTP = Business Technology Platform) und die SAP Analytics Cloud integriert werden, hieß es auf der Sapphire. Darüber hinaus soll Joule auch in die Supply-Chain-Management-Lösungen von SAP eingebaut werden. In SAPs S/4HANA Cloud, der Public und Private Edition, wie auch der SAP Customer Data Platform ist der KI-Bot bereits enthalten.
Generative-AI-Funktionen: SAP stellt mit Joule einen eigenen KI-Bot vor
Neben den weiteren Integrationen hat SAP auf der Sapphire auch zusätzliche Funktionen für Joule vorgestellt. Demzufolge sollen Anwenderinnen und Anwender über Joule die Möglichkeit erhalten, sich Anfragen zu unternehmensspezifischen Themen wie etwa Personalrichtlinien beantworten zu lassen. Außerdem soll der Zugriff auf Dokumente, die in SAP- und Drittanbieter-Repositories gespeichert sind, einfacher werden. Zudem erweitert SAP sukzessive den Sprachschatz von Joule. Der Bot soll künftig auch Anfragen in deutsch, französisch, spanisch und portugiesisch beantworten können.
SAP schraubt am KI-Ökosystem
Neben der eigenen KI-Technik rund um Joule baut SAP auch auf Lösungen anderer Anbieter. Auf der Sapphire kündigte der Softwarekonzern beispielsweise an, Meta's Llama 3 verwenden zu wollen, um Skripte in SAP Analytics Cloud zu generieren. Zudem will man in Walldorf die Partnerschaft mit Google erweitern, um Joule und SAP Integrated Business Planning for Supply Chain mit Googles Gemini AI-Assistenten sowie der auf BigQuery basierenden Data Foundation von Google Cloud Cortex Framework zu integrieren. Betrieben soll es damit möglich sein, "die Prognosegenauigkeit zu erhöhen und es den Geschäftsanwendern in der Lieferkette zu ermöglichen, schneller auf Nachfragesignale zu reagieren", hieß es.
Nvidia und SAP kündigten außerdem an, dass Joule über die KI-Enterprise-Software von Nvidia zusätzliche Funktionen erhalten wird. SAP will zum Beispiel die APIs für die Nvidia Omniverse Cloud in seine Lösung für intelligente Produktempfehlungen integrieren, so dass Kunden digitale Zwillinge zur Visualisierung von empfohlenen Produkten nutzen können. Eine weitere Integration zielt auf drei große Sprachmodelle (LLMs) des französischen Anbieters Mistral AI, die in den GenAI-Hub von SAP aufgenommen werden.
Mehr GenAI-Optionen für SAP-Kunden: SAP schließt KI-Pakt mit AWS
Darüber hinaus will SAP eine bidirektionale Integration zwischen Joule und Microsofts Copilot für Microsoft 365 schaffen, die es Usern von Microsoft Copilot ermöglichen soll, die Funktionen von Joule zu nutzen und umgekehrt. Man werde noch in diesem Jahr mit der Integration der beiden Assistenzsysteme beginnen, verlautete von Seiten SAPs. Ziel sei es, Unternehmensdaten von SAP mit kontextbezogenem Wissen aus Microsoft 365-Anwendungen zu kombinieren.
Spezielle KI-Technik für spezielle Geschäftsprobleme
"Wenn ein Kunde viel Zeit mit Microsoft-Office-Produkten verbringt und von dort aus eine Integration in SAP ERP oder SAP SCM möglich ist, wird das meiner Meinung nach sehr interessant sein", kommentierte Ritu Jyoti, Group VP für die Bereiche Worldwide AI und Automation Research bei IDC, die Partnerschaft zwischen SAP und Microsoft. "Es wird also eine Kernintegration der Copiloten sein; kein Copilot wird in einem Silo existieren." Microsoft investiere zudem stark in das gesamte Copilot Studio und den Stack. Gerade die Koexistenz und Kointegration ist etwas, das die Kunden suchten, um jeweils die beste Lösung für die gerade anstehende Aufgabe zu finden.
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Diese Integrationen sind wichtig, weil einige Modelle für bestimmte Aufgaben besser geeignet sind, sagte Andreas Welsch, Leiter des KI-Marketing bei SAP, in einem Interview. "Das Ziel ist es, die beste KI-Technologie auf dem Markt zu nutzen und sie im Umfeld von bestimmten Geschäftsprozessen derart zu kontextualisieren, so dass sich sehr spezifische und definierte Geschäftsprobleme lösen lassen - messbar. Darin sehen wir den Wert."
SAP prüfe die Modelle Welsch zufolge auf ihre Leistung bei einzelnen Aufgaben sowie auf Verzerrungen. "So können wir sicherstellen, dass wir unseren Kunden das beste Qualitätsprodukt mit der besten Qualität liefern, unabhängig davon, welches große Sprachmodell dahinter steckt. Letzten Endes geht es den Geschäftskunden um die Geschäftsergebnisse", sagte er.
SAP baut Use Cases für den KI-Einsatz
Laut Welsch hat SAP seit Januar bereits mehr als 50 Use Cases für Joule entwickelt und ausgeliefert. Der Plan: Bis zum Jahresende sollen es mehr als 100 sein. Der Softwarekonzern hat auf der Sapphire einige der jüngsten Ergänzungen seiner Business AI aufgezählt. Hier ist eine Auswahl:
Generative KI-Funktionen in SAP Advanced Financial Closing automatisieren Fehlererklärungen und erstellen personalisierte Videodatengeschichten für Finanzcontroller, um Schlüsselkennzahlen in Projektdaten herauszuarbeiten.
Anwender von SAP Billing and Revenue Innovation Management können das Verhalten und die Korrespondenz von Kunden analysieren, um vorherzusagen, ob sie pünktlich zahlen werden.
KI-generierte Berichte in SAP SuccessFactors bieten Managern Einblicke, die sie in ihren Vergütungsgesprächen nutzen können.
Ein neuer generativer KI-Schreibassistent in der SAP SuccessFactors HCM Suite hilft Mitarbeitern bei der Erstellung von Dokumenten wie Leistungszielen, Feedback-Berichten und Entwicklungszielen.
Eine generative KI-Funktion in SAP Fieldglass unterstützt Unternehmen, die externe Mitarbeiter einstellen, bei der Erstellung von Stellenausschreibungen auf der Grundlage von Stellenbezeichnung, Beschreibung und erforderlichen Qualifikationen. Sie können diese Stellenausschreibungen auch in andere Sprachen übersetzen lassen.
SAP Sales Cloud bietet jetzt prädiktive Prognosen zur Vorhersage der Abschlusswahrscheinlichkeit sowie Empfehlungen, wer im Unternehmen eines potenziellen Kunden beim Abschluss des Geschäfts helfen kann und welche Produktkombinationen der potenzielle Kunde wahrscheinlich kaufen wird. Außerdem werden Kontozusammenfassungen und Lead Booster generiert.
Das CX AI Toolkit wird eine Reihe neuer Funktionen enthalten, wie zum Beispiel einen KI-Einkaufsassistenten, mit dem Kunden auf Websites, die SAP Commerce Cloud nutzen, Fragen in natürlicher Sprache stellen und Antworten erhalten können.
Daten aus SAP Commerce Cloud, SAP Sales Cloud und SAP Service Cloud werden genutzt, um Administratoren die Möglichkeit zu geben, maßgeschneiderte KI-Tools für Geschäftsanwender zu erstellen.
Analysten-Perspektive: SAP macht einen guten Job bei KI-Partnerschaften
IDC-Analystin Jyoti sieht die SAP-Verantwortlichen auf dem richtigen Weg. "Ich weiß, dass die Welt verrückt nach Joule, Copilots und GenAI ist. Ich möchte betonen, dass sich SAP schon seit langem auf die traditionelle Einbettung von KI in die gesamte Produktpalette konzentriert", kommentierte sie die Sapphire-Ankündigungen. "Speziell bei KI und GenAI waren sie sehr, sehr agil, sie haben einige strategische Investitionen getätigt und eine eigene SAP Business AI Organisation geschaffen."
Gleichzeitig merkte Jyoti an, dass es für einen Hersteller allein unmöglich ist, alles selbst zu machen. Es gebe verschiedene Teile des Stacks, die zusammenpassen müssten. Vor diesem Hintergrund hätten die SAP-Verantwortlichen "einen sehr, sehr guten Job beim Aufbau von Partnerschaften gemacht". Insgesamt komme SAP mit ihrer Agilität, ihrer Sorgfalt, ihrem Fokus auf Relevanz und Geschäftsprozesse und Daten sehr gut bei den Endanwendern an. "Die Anwender sind damit zufrieden."