SAP-Monitoring ist aber nicht nur sinnvoll, um die Stabilität des Systems zu erhöhen und katastrophalen Ausfällen vorzubeugen. Es kann auch zur Automatisierung von Routinetätigkeiten dienen. Zudem machen die damit gewonnenen verlässlichen Performancedaten das System transparent, lassen sich zur Optimierung nutzen und nicht zuletzt auch als Verfügbarkeitsnachweis verwenden.
Neue Wege ohne CCMS
Der von SAP verkündete Abschied von CCMS (Computer Center Management System) bedeutet, dass die bisher eingesetzten Monitoring-Lösungen in absehbarer Zeit obsolet werden und eine neue Überwachungsarchitektur für SAP-Systeme notwendig wird. Diese muss die Veränderungen berücksichtigen, die mit der Version 7.1 des SAP SolutionManagers eingeführt wurden. Außerdem muss sie in der Lage sein, Daten aus unterschiedlichen Datenquellen einzubeziehen, unter anderem Datenbank-Connections, Informationen aus den Diagnostics-Agents, RFC-Calls oder BAPIs. Doch erst eine Implementierung einzelner Funktionen aus dem SAPControlFramework ermöglicht es, die Diagnostics-Agents über einen Webservice direkt anzusprechen. Dadurch werden nicht nur bislang über CCMS abgefragte SAP-Metriken zugänglich, sondern auch andere relevante Kennzahlen. Einige wichtige Methoden, die eine zukunftssichere Monitoring-Lösung auf jeden Fall beherrschen sollte, sind:
ABAPReadSyslog => Liefert Informationen ähnlich der Transaktion SM21
ABAPGetWPTable => Liefert Informationen ähnlich der Transaktion SM50
GetAlertTree => Liefert Informationen ähnlich der Transaktion RZ20
GetProcessList => Überwachung von Message-Server und Dispatcher
J2EE* => Informationen über diverse Java-Metriken und Statistiken
EnqGetStatistic => Enqueue Statistiken (Enqueue-Errors, Dequeue-Errors)
EnqGetLockTable => Informationen über Sperreinträge
Prinzipiell ist es möglich, geeignete Monitoring-Lösungen mit verschiedenen Open Source-Lösungen wie Open NMS, Zabbix, Icinga, Neamon oder natürlich Nagios aufzubauen. Insbesondere die Nagios Plugins for CCMS gelten als Vorbild für die Integration von VVMS-Metriken. Doch mit dem Ende von CCMS müssen sich Unternehmen besser schon heute als morgen nach einer Alternative für diese Plugins umsehen, die ihrem Monitoring-System über Sub-Control-Webservices die Abfrage der Kennzahlen von den Diagnostic Agents ermöglicht. Verschiedene Anbieter haben derartige Plugins bereits entwickelt.
Umfassendes Monitoring heißt, mehr als nur SAP überwachen
Ein gutes SAP-Monitoring beschränkt sich aber nicht auf den SAP-Bereich. Nur die SAP-Basis und die Applikationen zu überwachen, reicht nicht. Will man umfassend überwachen, muss das Monitoring auch die Hardware, die Betriebssysteme und die Datenbanken im Blick haben. Nur dann können IT-Verantwortliche ausgefallene Festplatten oder ausgelastete Datenbanken, die möglicherweise zu Problemen mit SAP führen, rechtzeitig erkennen. Deshalb sollte eine vollständige SAP-Monitoring-Lösung die fünf Bereiche Hardware, Betriebssystem, Datenbank, SAP-Basis und Applikationen abdecken. Auch diese Aufgaben lassen sich mit den gängigen Open Source-Monitoring-Lösungen umsetzen.
Den größtmöglichen Wert aus ihrer Monitoring-Lösung können Unternehmen erst dann ziehen, wenn sie die gewonnenen Daten in ein übergeordnetes Management-System integrieren. In einem solchen System, beispielsweise auf Basis des Open Source-Projekts openITCOCKPIT http://openitcockpit.org/, lassen sich die verschiedenen Metriken komfortabel und übersichtlich visualisieren. Darüber hinaus können dort andere Systeme wie etwa ein Ticketing-System, eine CMDB oder End2End-Tests eingebunden werden. Sie ermöglichen erst ein umfassendes Umbrella Management der gesamten IT-Landschaft. Statt mit ihrem Monitoring "nur" Katastrophen zu verhindern, können Unternehmen so einen echten Business-Mehrwert generieren.
Königsweg: Umbrella Management mit Open Source
Eine Basisüberwachung von SAP ist mit vielen verschiedenen Tools möglich. Auch mit den Bordmitteln von SAP können IT-Abteilungen auf alle relevanten Daten zugreifen und in einem gewissen Umfang Komponenten über die SAP-Landschaft hinaus überwachen. Doch die Konfiguration und Einrichtung dieser Tools ist sehr komplex. Langfristig profitieren Unternehmen deshalb davon, wenn sie eine integrierte Monitoring- und Management-Lösung beispielsweise bestehend aus openITCOCKPIT und Nagios aufbauen. Damit können sie den Ressourceneinsatz reduzieren und Fehler von vornherein vermeiden. Sie erkennen mögliche Störungen frühzeitig und können sie somit verhindern. Durch einen hohen Automatisierungsgrad ist das Management des Systems einfacher und die IT-Abteilung gewinnt Zeit, die sie auf andere Aufgaben verwenden kann. (bw)