Nutzer der Business-Analytics-Produktpalette von SAP profitierten in den vergangenen Monaten zunehmend von Neuheiten in der Produktentwicklung. Nach Übernahme von BusinessObjects im Jahr 2007 stellt SAP mittlerweile zahlreiche Business-Analytics-Frontend-Werkzeuge in drei Bereiche gegliedert, bereit: Reporting, Dashboards and Apps sowie Agile Visualisierung. Während es sich bei den ersten beiden Bereichen hauptsächlich um Tools handelt, die nur von der IT bedient werden können, sind im Bereich der Agilen Visualisierung die Nutzer selbst in der Lage, Ad-hoc-Berichte und flexible Auswertungen durchzuführen. Für die strategische Ausrichtung der Agilen Visualisierung spielt SAP Lumira eine entscheidende Rolle.
SAP Lumira-Desktop als zentrale Komponente
Eine zentrale Komponente von SAP Lumira ist die SAP Lumira-Desktop-Anwendung (Abbildung 1). Sie ist als Personal Edition komplett kostenfrei. Im Unterschied zur kostenpflichtigen Standard Edition können mit der Personal Edition ausschließlich CSV- und Excel-Dateien ausgewertet werden, während sich bei der Standard Edition eine Vielzahl weiterer Datenquellen anbinden und kombinieren lassen: zum Beispiel SAP ECC-Systeme, BO-Universen, SAP HANA, SAP BW sowie Datenbanken von Drittanbietern.
Vier Schlüsselfunktionen der Desktop-Anwendung
Die Auswertungsprozesse mit SAP Lumira-Desktop umfassen vier verschiedene Bereiche: Akquisition, Transformation, Visualisierung und Verteilung.
1. Akquisition
Mit der SAP Lumira Standard Edition können die oben genannten Datenquellen nicht nur beliebig miteinander kombiniert, sondern auch in die SAP Lumira-eigene SAP IQ-Datenbank integriert und geladen werden. Die Größe der internen SAP Lumira-Datenbank hängt von der jeweils installierten Version ab. Bei einer 64bit-Installation können maximal 30 Millionen Zellen geladen werden, bei einer 32bit-Installation entsprechend 15 Millionen Zellen. Nach dem einmaligen Laden der Daten sind diese Zellen auch offline verfügbar. Eine Ausnahme bei der Akquisition von Daten bildet die Online-Verbindung zu einem SAP HANA View. Dabei werden die Daten nicht in die SAP Lumira-Datenbank geladen, vielmehr findet die Visualisierung direkt auf dem Datenbestand der SAP HANA-Datenbank statt. Vorteil bei diesem Szenario ist, dass alle Berechnungen in die SAP HANA-Datenbank ausgelagert werden und sich damit deutliche Performancegewinne ergeben. Nachteil allerdings ist, dass die Daten nicht offline verfügbar sind, sondern eine Online-Verbindung zum SAP HANA-System bestehen muss, um Auswertungen des Datenbestands durchzuführen. Seit Version 1.17 von SAP Lumira ist es außerdem möglich, Daten als Datenquelle zu nutzen, die in die Zwischenablage kopiert wurden.
2. Transformation
Nachdem die Daten aus dem jeweiligen Quellsystem extrahiert worden sind, können sie in der SAP Lumira-Desktop-Anwendung bearbeitet werden. Dabei ist es möglich, die Datenqualität der extrahierten Daten zu prüfen und verschiedene Datenoperationen, wie das Erstellen einer kalkulierten Kennzahl, durchzuführen. Ebenso kann die Modifikation von Daten, das Ändern von Spaltenüberschriften oder auch das Kombinieren von verschiedenen Datenquellen erfolgen. So ist es beispielsweise möglich, Daten aus einem SAP ECC-System zu extrahieren und mit Excel-Daten anzureichern.
Eine weitere exzellente Funktion von SAP Lumira-Desktop besteht in der automatischen Erkennung von Zeit- und Ortsangaben. Zeit- und Geohierarchien werden von SAP Lumira identifiziert und können nach Bedarf auch hierarchisch abgebildet werden. Ein Beispiel dafür sind die Geodaten einer Stadt wie Rotterdam, die sich historisch pro Jahr, Monat und Tag auswerten lassen. Die damit gewonnenen Verkehrsdatenanalysen liefern Aufschlüsse etwa darüber, wo es in Rotterdam in der Regel zu Staus kommt oder wo zu schnell gefahren wird.
3. Visualisierung
Sobald die Daten in der gewünschten Form vorliegen, können sie zur Erstellung einzelner Visualisierungen dienen. Das Erstellen von Visualisierungen ist intuitiv erlernbar und nutzt vorrangig das Drag & Drop-Verfahren, bei dem einzelne Dimensionen und Kennzahlen in die entsprechenden Wertefelder gezogen werden. SAP Lumira bietet eine Vielzahl von Diagrammtypen: Neben Balken-, Liniendiagrammen u.v.m. lassen sich Landkarten zur Visualisierung nutzen. Ebenso verfügbar sind Heatmap- und Tag Cloud-Visualisierungen. Falls die verfügbaren Standard-Visualisierungen den Anforderungen nicht genügen, gibt es zusätzlich die Möglichkeit, über ein Software Development Kit eigene Berichte zu entwickeln.
Nach dem Erstellen der einzelnen Visualisierungen können diese zu so genannten Storyboards zusammengestellt werden. Storyboards stellen eine Art Dashboards dar, bei denen man per Drag & Drop die gewünschten Visualisierungen auf verschiedenen Seiten sowie nach verschiedenen Themen gliedern und anordnen kann. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, Storyboards mit Grafiken und Texten zu versehen.
Seit Version 1.17 von SAP Lumira ist es außerdem möglich, auch Infographics und Reports zu erstellen. Infographics funktionieren ähnlich wie Storyboards. Auch hier können per Drag & Drop einzelne Visualisierungen bereitgestellt werden. Während Storyboards stark an die Layoutvorgabe vom System gebunden sind, bieten Infographics mehr Freiheit bei Gestaltung und Layout. Abbildung 2 zeigt eine Beispielanwendung für eine Infographic.
4. Verteilung
Ein wichtiger Faktor im Business-Intelligence-Umfeld ist die Möglichkeit zur Verteilung und Bereitstellung von Auswertungen und Analysen. SAP Lumira bietet eine Vielzahl von Verteilungsmöglichkeiten. Neben dem Versenden einzelner Visualisierungen direkt per E-Mail lassen sich Storyboards und Infographics auf dem SAP Lumira Server, der SAP BI- Plattform oder auch in der SAP Lumira-Cloud bereitstellen. Da die SAP Lumira-Cloud- Anwendung in HTML 5 entwickelt wurde, ist es möglich, mit mobilen Endgeräten auf die Anwendung zuzugreifen, um einen ununterbrochenen Zugriff auf die geschäftsrelevanten Daten zu gewährleisten.
Eine weitere Besonderheit von SAP Lumira besteht darin, nicht nur bereits erstellte Visualisierungen, Storyboards, Infographics und Reports bereit zu stellen, sondern auch so genannte DataSets. Diese bilden einen abgeschlossenen Datenbereich, in dem sich der Endanwender frei bewegen und seine Auswertungen, je nach Anforderung an die Analyse, selbst zusammenstellen kann.
Anbindung an SAP Business Warehouse erforderlich
Kunden mit einem SAP Business Warehouse im Einsatz können SAP Lumira damit verbinden. SAP bietet seit der im Juni 2014 veröffentlichten Version 1.17 die Möglichkeit, SAP Lumira direkt mit BW Query und BW Info Provider zu integrieren. Bisher ist diese Funktion darauf begrenzt, vorhandene Daten der verwendeten Queries zu visualisieren. Derzeit ist es noch nicht möglich, Daten in die SAP Lumira-Datenbank zu laden, zu bearbeiten und zu verteilen. SAP kündigt in der SAP Lumira-Roadmap jedoch weitere Innovationen an.
- BI-Hersteller
Das sind laut den Systemhäusern die bekanntesten Anbieter von Business Intelligence-Lösungen. Quelle: Compris - BI-Pläne
Planen Sie Business Intelligence kurz-, mittel- oder langfristig einzusetzen? Quelle: Compris - Ist BI ein Thema?
Haben Sie sich bereits mit dem Thema "Business Intelligence" beschäftigt? Quelle: Compris - BI in-house oder außer Haus?
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Fazit
Mit SAP Lumira hat SAP ein Produkt veröffentlicht, das speziell für die Fachbereiche und Endanwender geeignet ist. SAP Lumira empfiehlt sich besonders durch die einfache und schnelle Möglichkeit zur Analyse. Visualisierungen können intuitiv per Drag & Drop erstellt werden. Außerdem sind alle gängigen Diagrammtypen mit der Option verfügbar, zusätzliche Funktionen über das Software Development Kit zu entwickeln. Durch die Möglichkeit, dem Endanwender nicht nur fertige Berichte, sondern auch komplette Datenbereiche zur Verfügung zu stellen, um Auswertungen selbst vorzunehmen, kommt SAP Lumira dem Prinzip des Self-Service BI sehr nahe. Ein noch offener Punkt ist die vollständige Integration mit SAP Business Warehouse. Eine weitere Feinheit könnten das direkte Erzeugen von PowerPoint-Folien und der Export nach weiteren Microsoft Office-Produkten sein. Da SAP Lumira extrem kurzen Entwicklungszyklen unterliegt, ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis diese Möglichkeiten zur Verfügung stehen. (bw)