Angekündigt wurde die neue Vorabversion ganz schlicht im Firmenblog; mehr Informationen finden sich in den Release Notes. Der Kernel in RHEL 6.4 wurde so modifiziert, dass er nun bis zu 512 Bandlaufwerke unterstützt (mehr als vier Mal so viele wie in 6.4). Außerdem wurde das Kernel-Modul "Open vSwitch" integriert, das man unter anderem für Software-definierte Netze (SDNs) auf Basis von OpenFlow benötigt. Überdies kann der Kernel jetzt auch Informationen über die "Uncore"-Bereiche der "Xeon-5500"- und "5600"-Prozessoren vom Intel sammeln - gemeint sind damit L3-Cache, Memory-Controller und die Verbindungen zwischen den einzelnen Rechenkernen.
In puncto Virtualisierung unterstützt der KVM-Hypervisor von RHEL 6.4 die neuen "Opteron-4300"-CPUs von AMD als Gast mit ihren neuen Instruktionen (u.a. F16c, Trailing Bit Manipulation, BMI, FMA). Der unterliegende Guest Agent QEMU wurde auf Upstream 1.1 aktualisiert; damit lassen sich für virtualisierte Windows-Guests Virtual Memory und Virtual Disk in den Ruhezustand versetzen, was bei Linux schon zuvor funktionierte. Die paravirtualisierten Gerätetreiber für RHEL für Microsoft-Hypervisor Hyper-V sind nun eingebettet. RHEL läuft mit den paravirtualisierten Treibern schneller, die Hyper-V-Treiber wurden kürzlich auch von Linux-Kernel-Entwicklern aufgegriffen. Der "Anaconda"-Installer enthält nun auch die paravirtualisierten Treiber für RHEL auf ESXi (falls jemand statt KVM den VMware-Hypervisor nehmen sollte).
Weitere Neuerungen in der Beta von RHEL 6.4 sind einem Bericht von "The Register" zufolge zahlreiche aktualisierte oder neue Treiber für Storage-Controller und Netzgeräte, eine Tech Preview von Parallel NFS (pNFS) mit Unterstützung für Microsoft Direct I/O sowie die Möglichkeit, vom Hauptspeicher via NFS auf Remote-Disks zu swappen - das zielt primär auf Hosting-Provider und anderen Hyperscale-RZ-Betreiber mit Diskless Server Nodes.
Die endgültige Version 6.4 von RHEL soll laut Roadmap irgendwann Anfang 2013 erscheinen, Version 6.5 ist dann für Spätsommer oder Frühherbst geplant. Im ersten Halbjahr 2013 erscheint aber auch schon die Public Beta von RHEL 7, einer gehärteten Variante von Fedora 18 (das letzte Woche in Beta ging und Anfang Januar fertig werden dürfte).
RHEL 7 dürfte das erste Commercial-Grade-Linux von Red Hat werden, das auch auf der ARM-Architektur läuft. Es wird außerdem erstmals offiziell Linux Container Virtual Private Server unterstützen, die sich derzeit im Tech-Preview-Stadium befinden. RHEL 7 wird überdies künftige Highend-E7-Xeons mit "Ivy Bridge-EX" und "Haswell"-Xeons sowie SAS-Schnittstellen zum Speicher mit 12 Gbs unterstützen.
Red Hat will die Dateisysteme ext4, XFS oder btrfs für sowohl Boot als auch Daten unterstützen. Dabei sollen ext4 und btrfs über 16 Terabyte Kapazität und XFS sogar bis 500 TB skalieren (getestete Limits, nicht theoretische Maximalwerte).