RHEL 7

Red Hat will das Enterprise-OS neu definieren

10.06.2014
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Nach ausführlichem Beta-Test und öffentlichem Release Candidate kündigt Red Hat heute die allgemeine Verfügbarkeit von Red Hat Enterprise Linux 7 an.

Ob der Open-Source-Konzern aus Raleigh im US-Bundesstaat North Carolina mit RHEL 7 nun wie beworben "das Enterprise Operating System neu definiert", sei dahingestellt - auf jeden Fall enthält das neue Major Release eine ganze Reihe wichtiger und interessanter neuer Features und modernisiert Red Hat Enterprise Linux dreieinhalb Jahr nach RHEL 6 deutlich. Wichtigste Neuerung dürfte die breite Unterstützung von "Linux Containers" sein (unter anderem über eine Zusammenarbeit mit Docker, das heute auch gleich noch durch einen virtuellen Ritterschlag von Google geadelt wird).

Bei Linux-Containern läuft eine Software samt ihrer Systemumgebung direkt unter dem Host-Kernel (bei RHEL 7 basiert dieser übrigens auf Version 3.10 mit als Technology Preview eingebautem Kpatch, das Sicherheits-Updates ohne Neustart ermöglicht), bekommt aber sonst nichts vom Geschehen dort mit. So wird der Overhead vermieden, der bei der Virtualisierung vollständiger Systeme anfällt, etwa durch Xen oder (geringer) KVM. Docker kann eine Applikation samt aller nötigen Systemkomponenten und Bibliotheken zu einem Paket bündeln, das mit den Namespace-Techniken aktueller Kernel in solch einem abgeschotteten Bereich läuft.

Zu den weiteren Neuerungen in RHEL 7 gehören

  • Verbesserungen bei den Dateisystemen; standardmäßig wird nun XFS aktiviert, das nun mit Datenträgern bis 500 Terabyte zurechtkommt (zuvor 100 TB);

  • sicherer Zugriff für Nutzer aus einem Active-Directory-Verzeichnisdienst von Microsoft ("Cross-Realm-Trust") für mehr Flexibilität und Unterstützung heterogener Rechenzentren, sowie

  • verbesserte Management-Möglichkeiten durch beispielsweise den verbesserten Prozess-Manager "systemd", vordefinierte Performance-Profile oder Unterstützung für das offene Systems-Management-Framework OpenLMI.

Dazu kommen weitere kleinere Verbesserungen und Änderungen wie ein neuer Installer (ähnlich dem aus dem Fedora Project), Gnome 3.8 "Classic" als Standard-Desktop, Migration virtueller KVM-Maschinen von RHEL-Version 6 nach 7 ohne Modifikation oder Downtime, MariaDB 5.5 als Standard-Ersatz für MySQL sowie modernere Versionen von unter anderem Apache Httpd, Samba, LDAP und SSHD.

"RHEL 7 hilft, neuere Technologie wie Linux Containers und die verwandte Docker-Software in großen Unternehmens-Umgebungen einzuführen - mit der Stabilität und den Zertifizierungen, die Enterprises einfordern", zitiert Red Hats Ankündigung Jay Lyman, Senior Analyst von 451 Research. Das sei entscheidend angesichts der wachsenden Zahl von Firmen, die neue Technologien und Methoden wie Cloud, Agile und DevOps mit ihrer vorhandenen Infrastruktur, Prozessen und Governance mischten.

Booz Allen Hamilton betrachte RHEL 7 als grundlegende Komponente für eine moderne Cloud-Infrastruktur, bescheinigt dessen Principal für Digital Platform Infrastructure Munjeet Singh - das gelte insbesondere für die Integration von Docker und Linux-Container-Elementen: "Wir sehen genauso wie Red Hat containerisierte Applikationen als die Evolution der Application Delivery."