Der älteste Mitarbeiter, den Klaus Eberhardt eingestellt hat, war fast 60 Jahre alt. „Wir können nicht nur über den Fachkräftemangel lamentieren, wir müssen handeln“, sagt der Geschäftsführer des IT- und Beratungshauses iteratec in Unterhaching. Innerhalb der letzten vier Jahre hat sich die Mitarbeiterzahl auf knapp 200 verdoppelt. Auch 2013 sucht das Unternehmen neue IT-Spezialisten, um Kunden zu beraten, für sie Unternehmensarchitekturen zu konzipieren oder Software zu entwickeln. Die richtigen Mitarbeiter zu finden, sei eine Herausforderung, räumt Eberhardt ein: „Natürlich merken wir, dass Experten fehlen, zumal wir sehr hohe Anforderungen stellen.“ Dazu gehören die „exzellenten fachlichen Kenntnisse“ und „der Wunsch, das eigene Wissen ständig weiterzuentwickeln“. Auch sollten sich die Bewerber nicht auf bestimmte Technologien festlegen.
Eberhardt hat schon mehrere Wellen des Fachkräftemangels miterlebt: „Gegen Ende der 90er Jahre stellte sich das Y2K-Problem, darauf folgten die Euro-Einführung im bargeldlosen Zahlungsverkehr und der Sturm der Unternehmen ins Internet.“ Heute gebe es keine Wellen mehr, der Fachkräftemangel sei Normalzustand, der sich aus Eberhardts Sicht verschärfen wird: „Unser Alltag ist viel stärker von IT und Softwaresystemen durchdrungen als vor zehn oder 15 Jahren. Wir brauchen deshalb immer mehr IT-Wissen auch an Stellen, an denen es nicht gleich vermutet wird. Kaum ein Unternehmen kommt mehr ohne IT-Fachkräfte aus. Diese können mittelständische Firmen immer schwerer finden, da auch die Industrie einen großen Bedarf an IT-Profis hat.“ Deutschland fehlen 43.000 IT-Experten, davon 18.000 in der ITK-Branche selbst und 25.000 in Unternehmen aller anderen Branchen, so eine aktuelle BITKOM-Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte.
Mit Offenheit Bewerber überzeugen
Damit die Entwicklung des Unternehmens nicht ins Stocken gerät, hat iteratec-Geschäftsführer Eberhardt die Rekrutierung neuer Kollegen von Anfang an zur Chefsache erklärt. „Exzellente Mitarbeiter erreichen wir nur, wenn wir signalisieren: Du bist für uns das Wichtigste“. Magnet im Recruiting ist für Eberhardt deshalb die Unternehmenskultur: „Offenheit, Respekt, Zugang zu Informationen und Einbindung in Entscheidungen sind für uns wichtige Werte. Wir merken, dass diese bei Bewerbern, die selbstbestimmt arbeiten wollen, sehr gut ankommen“. Dieses Werteverständnis spiegelt sich auch im Organigramm des Unternehmens wider, in dem die Mitarbeiter oben und die Führungskräfte unten stehen. Dazu Eberhardt: „Wir nennen das dienende Führung. Als Dienstleister entlasten wir unsere Kunden, aber auch intern ist das unser Motto. Was kann ich tun, um meinen Kollegen zu helfen?“
Mit dieser Grundhaltung begleitet der iteratec-Gründer den Bewerbungsprozess und nimmt sich die Zeit, Kandidaten, die zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurden, persönlich zu treffen. „Wir wollen möglichst viel von unserem potenziellen Mitarbeiter erfahren; dieser hat aber umgekehrt das Recht, alles über das Unternehmen, das Team und nach Möglichkeit über seine künftigen Aufgaben zu erfahren, so dass er die bestmögliche Entscheidung treffen kann“, sagt Eberhardt.
- Der Traumarbeitsplatz eines Informatikers...
...befindet sich in IT-Firmen, Forschungsinstitutionen, Autokonzernen oder Internet-Firmen. Die Berliner Marktforscher von Trendence haben mehr als 6.600 Informatikstudenten aus ganz Deutschland befragt, wo sie gern arbeiten möchten. Hier die 30 attraktivsten Arbeitgeber 2013. - Platz 30: ProSiebenSat1 Media AG
Medienkonzerne sind insbesondere unter angehenden Informatikerinnen beliebt. - Platz 27: Max-Planck-Gesellschaft
Sie gehört für IT-Studenten zu den ersten Adressen, wenn es um Innovation geht. Hier im Bild die Max Planck Science Gallery in Berlin. - Platz 24: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security landete im Vorjahr auf Platz 22. - Platz 22: Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz...
hat sich auch in diesem Jahr in den Top 30 behauptet. Forschungseintrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an. - Platz 21: Intel
Intel Open Network Platform Switch Reference Design - Platz 19: Electronic Arts
Computerspiele locken den IT-Nachwuchs. Spielehersteller Electronic Arts behauptete seinen Platz vom Vorjahr und teilt sich ihn mit einem Konzern... - Platz 19: Deutsche Telekom
Deutschlands größter TK-Konzern inklusive des größten IT-Dienstleisters T-Systems machte im Vergleich zum Vorjahr vier Plätze gut. - Platz 18: Bundesnachrichtendienst BND
Der BND, hier im Bild die Zentrale in Berlin gehört schon seit Jahren zu den 20 beliebtesten Arbeitgebern für Informatikstudenten. - Platz 17: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Auch diese Bundesbehörde hat einen festen Platz in den Top 20 der IT-Arbeitgeber. Im Vorjahr landete das BSI auf Platz 15. - Platz 16: Porsche
Informatikstudenten lieben nicht nur Computerspiele, sondern auch (deutsche) Autos. Die VW-Tochter Porsche ist einer von fünf Autoherstellern unter den Top 20. - Platz 14: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat im Vergleich zum Vorjahr einen Platz im Ranking gut gemacht. - Platz 13: Crytec
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung fast halten. - Platz 12: Volkswagen
Um einen Platz konnte sich VW - hier die Golffertigung im VW Werk Wolfsburg - im Vergleich zum Vorjahr verbessern. - Platz 11: Fraunhofer Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten eine feste Größe unter den Top Twenty. - Platz 10: Blizzard Entertainment
Von null auf Platz sechs gelang dem Spielerhersteller Blizzard Entertainment der größte Sprung im Vorjahr. Dieses Jahr vier Ränge schlechter. Vielleicht hat sich schon herumgesprochen, dass Blizzard in Deutschland gar keine Niederlassung hat? - Platz 8: Audi
Die VW-Tochter ist seit Jahren nicht nur für Ingenieure, sondern auch für Informatiker eine Top-Adresse, wenn es um Jobs geht. (Vorjahr Platz sechs). - Platz 7: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor elf Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten. Hier im Bild die jüngst eröffneten Smart Mobile Labs von Siemens in München. - Platz 6: IBM
Martina Koederitz, IBM-Deutschland-Chefin, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM rutschte im zweiten Jahr in Folge ab. 2011 war IBM noch auf Platz 2. - Platz 5: Apple
Die Beliebtheit von iPad und iPhone strahlt offenbar auf das Image als Arbeitgeber ab. ( Vorjahr Platz 3). - Platz 4: BMW
Von zehn auf Platz vier. Der bayerische Autohersteller wird unter Informatikern immer beliebter und hat auch zahlreiche offene IT-Stellen zu besetzen. - Platz 3: Microsoft
Im Great Place to Work-Wettbewerb als attraktivster Arbeitgeber in der It ausgezeichnet, landet die Gates-Company hier auf Platz drei und verliert im Vergleich zum Vorjahr einen Platz. - Platz 2: SAP
Die Walldorfer Softwareschmiede hat mit Microsoft den Platz getauscht und rückt auf Platz 2 vor. - Doch die meisten Informatikstudenten...
...wollen wie schon seit fünf Jahren..... - ..bei Google arbeiten.
Mit 24,5 Prozent der Stimmen behauptet sich Google - hier das Entwicklungszentrum in München - auf Platz eins des Rankings. - Ob es an solchen Besprechungsräumen liegt?
Kununu als wichtiger Kontaktpunkt
Um potenzielle Mitarbeiter auf sich aufmerksam zu machen, zeigt sich iteratec an möglichst vielen Stellen. Ein wichtiger Kontaktpunkt zu den Bewerbern ist für iteratec das Bewertungsportal kununu. Über 38.000 Mal wurde das Profil von iteratec allein im ersten Jahr abgerufen. Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter sowie Bewerber haben hier für jeden frei einsehbar ihre Eindrücke hinterlegt. „Wer nach einer Stelle sucht, verschafft sich einen ersten Eindruck im Internet. Dem Informationsbedürfnis kommen wir über Auftritte in Xing, auf Twitter und YouTube, aber auch auf kununu entgegen“, so Anja Berry, Verantwortliche für das Personalmarketing der iteratec. Auch die eigene Webseite gibt Aufschluss über Bewerbungsverfahren und Firmenkultur. Kontakt zu Bewerbern sucht das Unternehmen auch auf Jobmessen. Interessanten Kandidaten werden dann auch mal eingeladen, sich beim organisierten Frühstück in den Filialen selbst ein Bild zu machen.
Im Rahmen des Hochschulmarketings unterstützt iteratec außerdem den Masterstudiengang IT-Management und Consulting der Uni Hamburg, sponsert die Orientierungsphase des interdisziplinären Studiengangs "Informationswirtschaft" am Karlsruher Institut für Technologie und beteiligt sich an den Informatiktagen für Studierende der Gesellschaft für Informatik. Mitarbeiter des Unternehmens halten regelmäßig Gastvorlesungen an Universitäten und Fachhochschulen wie zum Beispiel an der LMU München und der Universität St. Gallen, um unter anderem mit möglichen Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen.
„Wir stecken einen verhältnismäßigen hohen Aufwand in den Personalmarketing- und Rekrutierungsprozess“, so Klaus Eberhardt. “Aber am Ende des Tages lohnt er sich.“ Schließlich bekomme man so die Mitarbeiter, die die hohen Anforderungen erfüllen können. Fast noch wichtiger als das Finden neuer Mitarbeiter ist es aber, die aktuellen zu halten. Mit Erfolg: Die Fluktuationsrate liegt bei sechs Prozent. (am)