Googles Ziel, seine Klimabilanz zu verbessern, ist in Gefahr. Das Unternehmen benötigt immer mehr energieintensive Rechenzentren, um seine neuen Produkte im Bereich der künstlichen Intelligenz zu betreiben. Der Tech-Riese gab am 2. Juli 2024 in seinem Umweltbericht bekannt, dass er in den letzten fünf Jahren 48 Prozent mehr Treibhausgasemissionen erzeugt hat.
Optimismus und Herausforderung
Dessen sei man sich auch bewusst, heißt es in dem Bericht. Deswegen werde es "nicht einfach sein", das "extrem ehrgeizige" Ziel zu erreichen, bis 2030 emissionsneutral zu werden.
In dem Report heißt es zudem: "Während wir weiterhin optimistisch sind, was das Potenzial der KI für positive Veränderungen angeht, sind wir uns auch der potenziellen Auswirkungen auf die Umwelt und der gemeinsamen Anstrengungen bewusst, die erforderlich sind, um diese sich entwickelnde Landschaft zu bewältigen."
Besonders schwierig sei laut Google die "Unsicherheit über die zukünftigen Umweltauswirkungen von KI". Diese seien komplex und schwer vorherzusagen.
Umweltbelastung durch KI
Sowohl der Energieverbrauch der Rechenzentren als auch der Lieferkette werden dafür verantwortlich gemacht, dass Emissionen ansteigen. Dies liegt vor allem daran, dass KI und vor allem generative KI, die Benutzereingaben aufnimmt und neue Inhalte wie Texte, Bilder oder Songs produziert, extrem viele Ressourcen benötigt. Da die Technologie schnell wächst, werden immer mehr Rechenzentren benötigt, um sie zu erstellen, zu trainieren und zu betreiben. Dies hat dazu geführt, dass Rechenzentren immer energiehungriger geworden sind.
Google ist mit dem Problem jedoch nicht allein. Microsoft hat Anfang 2024 zugegeben, dass seine energiehungrigen Rechenzentren das Ziel gefährden, bis 2030 klimaneutral zu werden.
Der Suchmaschinenriese wiederum erklärte in dem eingangs erwähnten Umwelt-Report, dass seine Emissionen bereits im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 14,3 Millionen Tonnen CO2 gestiegen sind.
Energiehunger der Rechenzentren
Wie sich der Verbrauch weiter entwickeln könnte, zeigt eine neue Studie des Electric Power Research Institute vom Mai 2024. Diese besagt, dass Rechenzentren bis 2030 bis zu neun Prozent des gesamten in den USA erzeugten Stroms verbrauchen könnten. Global gesehen, besteht laut dem Forschungsunternehmen SemiAnalysis die Möglichkeit, dass Data Center bis 2030 sogar 4,5 Prozent der weltweiten Energieproduktion verbrauchen.
Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt darüber hinaus, dass sich der Gesamtstromverbrauch von Rechenzentren von 2022 bis 2026 auf 1.000 TWh (Terawattstunden) verdoppeln könnte. Dies entspricht in etwa dem Strombedarf Japans aus dem Jahr 2022.
Schon jetzt verbraucht laut Google ein neues Rechenzentrum so viel Strom wie 750.000 Haushalte. Die bestehenden Rechenzentren der Kalifornier benötigten mehr als 24 TWh im Jahr 2023. Das entspricht laut IEA bis zu zehn Prozent des weltweiten Stromverbrauchs von Rechenzentren und etwa 0,1 Prozent des allgemeinen weltweiten Strombedarfs.
Alle Rechenzentren zusammen benötigten laut der Internationalen Energieagentur schätzungsweise 240 bis 340 TWh. Das sind etwa ein bis 1,3 Prozent des weltweiten Strombedarfs.
Überschüssige Wärme für finnische Haushalte
Google hat 1,1 Milliarden Dollar ausgegeben, um sein Hauptrechenzentrum in Finnland zu erweitern. So will der Konzern seine Klimaziele doch noch erreichen.
Das Data Center befindet sich in Hamina, einer Region an der Südküste Finnlands. Sie verfügt über ein großes Angebot an erneuerbarer Energie. Laut Google sei das ein idealer Standort, um ihre Klimaziele einhalten zu können.
Gegenüber Bloomberg sagte Ben Townsend, Global Head of Infrastructure Strategy bei Google, dass der Technologiegigant zusätzlich mit den lokalen Behörden zusammenarbeite. Überschüssige Wärme soll in das Rohrnetz eingespeist werden, das die Häuser in der Umgebung beheizt.