IT-Services machen einen großen Teil des IT-Marktes in Deutschland aus, und das gilt insbesondere für das IoT-Geschäft (Internet of Things), meinen die Markftorscher von IDC. Weitere Studien von A.T. Kearney, IHS, Parks Associates, McKinsey, Telenor PR Web.com, TCS Global und Harbor Research bestätigen diese Aussage.
IoT ist ein Services-Geschäft
Das Internet der Dinge soll allein in Europa einen 80 Milliarden Euro Markt für IoT-Lösungen, Software, Komponenten und Dienstleistungen schaffen, so die Studie von A.T. Kearney "The Internet of Things - A New Path to European Prosperity". Derzeit stehen beim Internet der Dinge noch überwiegend konsumentennahe Produkte wie Smartwatches oder selbstfahrende Autos im Vordergrund, so die Einschätzung der Unternehmensberatung McKinsey. Langfristig bieten jedoch Business-to-Business-Anwendungen wie beispielsweise in der Industrie 4.0 oder in der digitalisierten Logistik noch größeres Potenzial.
- IoT-Produkte und -Strategien der Hersteller
Im Zukunftsmarkt des Internet of Things (IoT) bringt sich nahezu jeder große IT-Hersteller in Stellung. Manchmal ist der Marktzugang nachvollziehbar, manchmal werden auch Nebelkerzen geworfen und vorhandene Produkte umdefiniert. Wir geben einen Überblick über die Strategien der wichtigsten Player. - Microsoft
Wie über 200 andere Unternehmen war der Softwarekonzern bis vor kurzem Mitglied in der von Qualcomm initiierten Allianz AllSeen und wechselte kürzlich in die neu formierte Open Connectivity Foundation. Deren Ziel ist die Entwicklung einer einzelnen Spezifikation oder zumindest eines gemeinsamen Sets an Protokollen und Projekten für alle Typen von IoT-Geräten. - Microsoft
Auf Client-Seite fungiert Windows 10 IoT Core als mögliches Betriebssystem für industrielle Geräte. Das Beispiel zeigt ein Roboter-Kit. - Microsoft
Als Cloud-Plattform stellt Microsoft die Azure IoT-Suite bereit. Diese enthält bereits einige vorkonfigurierte Lösungen für gängige Internet-of-Things-Szenarien. Mit dem Zukauf des italienischen IoT-Startups Solair wird das Portfolio erweitert. - Amazon
Das Portfolio erstreckt sich mit AWS Greengrass bis in den Edge-Bereich. So können IoT-Devices auf lokale Ereignisse reagieren, lokal auf die von ihnen erzeugten Daten wirken können, während die Cloud weiterhin für Verwaltung, Analyse und dauerhafte Speicherung verwendet wird. - IBM
Im März 2015 hat Big Blue mitgeteilt, über die nächsten vier Jahre rund drei Milliarden Dollar in den Aufbau einer IoT-Division zu investieren. Sie soll innerhalb des Unternehmensbereichs IBM Analytics angesiedelt sein. IBM will hier neue Produkte und Services entwickeln. Im Zuge dessen wurde auch die "IBM IoT Cloud Open Platform for Industries" angekündigt, auf der Kunden und Partner branchenspezifisch IoT-Lösungen designen und umsetzen können. - Intel
Obwohl sich Intel mit seinen Ein-Prozessor-Computern "Galileo" und "Edison" im Bereich der Endgeräte für das Zeitalter von Wearables und IoT schon gut gerüstet sieht, will das Unternehmen mehr vom Kuchen. "Das Internet of Things ist ein End-to-End-Thema", sagte Doug Fisher, Vice President und General Manager von Intels Software and Services Group, zur Bekanntgabe der IoT-Strategie vor einem halben Jahr. Deren Kernbestandteil ist demnach ein Gateway-Referenzdesign, das Daten von Sensoren und anderen vernetzten IoT-Geräten sammeln, verarbeiten und übersetzen kann. - Intel
Im Zentrum der IoT-Strategie des Chipherstellers steht eine neue Generation des "Intel IoT Gateway". Auf Basis der IoT Plattform bietet Intel eine Roadmap für integrierte Hard- und Software Lösungen. Sie umfasst unter anderem API-Management, Software-Services, Data Analytics, Cloud-Konnektivität, intelligente Gateways sowie eine Produktlinie skalierbarer Prozessoren mit Intel Architektur. Ein weiterer maßgeblicher Bestandteil der Roadmap ist IT-Sicherheit. - SAP
Bei der SAP IoT-Plattform "HANA Cloud Platform for IoT" handelt es sich um eine IoT-Ausführung der HANA Cloud Platform, die um Software für das Verbinden und Managen von Devices sowie Datenintegration und -analyse erweitert wurde. Die Edition ist integriert mit SAPs bereits vorgestellten IoT-Lösungen "SAP Predictive Maintenance and Service", "SAP Connected Logistics" und "Connected Manufacturing". - Hewlett-Packard
HP hat Ende Februar 2015 seine "HP Internet of Things Platform" präsentiert. Das Unternehmen richtet sich damit an "Communications Service Providers", die in die Lage versetzt werden sollen, "Smart Device Ecosystems" zu schaffen - also in ihren Netzen große Mengen an vernetzten Produkten und Endgeräten zu verwalten und die entstehenden Daten zu analysieren. - PTC
Mit der Übernahme von ThingWorx konnte der amerikanische Softwareanbieter PTC zu Beginn vergangenen Jahres zum Kreis der vielversprechendsten Internet-of-Things-Anbieter aufschließen. Das Unternehmen bietet mit "ThingWorx" eine Plattform für die Entwicklung und Inbetriebnahme von IoT-Anwendungen in Unternehmen an.
Wer diesen spannenden Markt für sich erobern möchte, sollte sich zuerst auf den Teil von IoT konzentrieren, der das größte Umsatzwachstum verspricht: Laut Gartner werden dies die IoT-Services sein, die Professional Services zur Entwicklung, Installation und zum Betrieb von IoT-Systemen und die Connectivity Services, die die Verknüpfung und den Datenaustausch zwischen den IoT-Systemen unterstützen.
Gartner erwartet, dass viele IoT-Projekte deutlich länger dauern werden als ursprünglich geplant, ein deutliches Zeichen dafür, dass im Internet of Things mehr Unterstützungsleistungen und Services benötigt werden, die die gegenwärtigen "Bremsklötze" vermindern oder sogar beseitigen.
- Intel Ignition Lab
Im Münchner Ignition Lab will der Konzern mit praxisnahem Bezug einen Eindruck vermitteln, wie das IoT etwa Bereiche wie Industrie 4.0, Smart Home, Wearables, Smart City etc. verändert. - Comfylight
Comfyflight ist eine LED-Birne, die über WLAN verfügt und so per Smartphone-App gesteuert werden kann. - Comfylight II
Die Lampe erkennt Bewegungen in einem Raum und informiert dann den abwesenden Bewohner via App auf dem Smartphone. - Hi-Park
Ohne teurer Infratstruktur kommt das Parksystem Hi-Park aus. - Proglove
Der Sensorhandschuh gibt per Vibrieren ein Feedback bei Fehlern. - Proglove
Die Münchner haben einen Sensorhandschuh entwickelt, der etwa per RFID erkennt, was sein Benutzer gerade in die Hand nimmt. - Proglove
Ein integriertes Display informiert über Fehler. - KiSoft WebEye
Getreu dem Motto, ein Bild sagt mehr als tausend Worte, ist KiSoft WebEye ein audiovisuelles System zur Unterstützung bei der Störfallbehebung.
Möglichkeit 1: IoT-Hindernisse beseitigen
Services als Unterstützung in IoT-Projekten machen überall dort Sinn, wo Entwickler und Business-Nutzer gegenwärtig im IoT Hindernisse sehen. Laut einer Studie von Harbor Research sind dies neben der Sicherheits- und Datenschutzbedenken insbesondere fehlende Technologien, Skills und Tools. Weitere Studien nennen als Hemmnisse für IoT-Projekte konkret die Schwierigkeiten, die verschiedenen Schnittstellen und Formate der Geräte und Anwendungen zu bedienen, die in IoT-Projekten zusammenspielen sollen.
Gebraucht werden deshalb IoT-Services, die die Verknüpfung und den Datenaustausch zwischen verschiedenen IoT-Komponenten ermöglichen, ohne bei den Nutzern spezielle Tools, ein großes Know-how und entsprechende Fachkräfte vorauszusetzen. Deshalb sind Services rund um den Betrieb sogenannter IoT-Plattformen ein gutes Offering, um im IoT ein erfolgreiches Business zu etablieren.
Ebenso sind IoT-Services für die Absicherung von IoT-Lösungen ein Angebot, das den aktuellen Bedarf sehr gut trifft. Gartner erwartet, dass IoT-Security einen großen Anteil an den Security-Budgets der Unternehmen erhalten wird.
Möglichkeit 2: Big-Data-Analysen fürs IoT anbieten
Wie die TCS Global Trend Studie zeigt, besteht die häufigste Verwendung von IoT-Technologien in der Analyse von Kundenverhalten. 47 Prozent aller Unternehmen nutzen hierfür IoT-Technologien. Bei IoT-Anwendungen geht es zwar immer um die Vernetzung von Geräten und Anwendungen, aber nicht nur, um zum Beispiel industrielle Fertigungsprozesse so weit wie möglich zu automatisieren.
Statt solcher komplexer Industrie 4.0-Anwendungen können IoT-Lösungen auch einfach davon Gebrauch machen, dass durch die Vernetzung zahlreicher Geräte und Apps eine große Menge an Daten anfällt, die sich analysieren lassen, um zum Beispiel mehr über die verschiedenen Kundengruppen zu erfahren. IoT wird in Zukunft eine wichtige Rolle im digitalen Marketing spielen, Marketingunterstützung wird also auch zu einem IoT-Geschäft.
IoT-Lösungen stehen auch generell in Verbindung mit Big Data Analytics. Deshalb ist es ein guter Einstieg in das IoT-Geschäft, Analyse-Services für IoT-Projekte zu anzubieten. Die Beachtung der Datenschutzvorgaben dabei versteht sich, schließlich gehören die Datenschutzbedenken zu den zuvor genannten großen IoT-Hemmnissen.
Möglichkeit 3: Neue Branchen erschließen
Bei IoT denken viele zuerst an Connected Cars, Smartwatches, Fitness-Tracker oder auch an Industrie 4.0. Doch viele andere IT-Bereiche und viele andere Branchen brauchen Unterstützung bei IoT-Projekten. Auf dem Markt gibt es bereits eine Reihe von IoT-Lösungen, die sich an die Versicherungsbranche wenden, an den Handel, an das Gesundheitswesen oder an die Hotelbranche, um nur einige Beispiele zu nennen.
Den potenziell größten Einfluss hat das Internet of Things in Fabriken, aber auch in Städten und im Gesundheitswesen, so McKinsey. 61 Prozent der Finanz- & Versicherungsunternehmen sehen IoT in fünf Jahren als entscheidend oder sehr wichtig für das eigene Unternehmen an, gefolgt von Unternehmen aus der Handelsbranche (55 Prozent), wie die Telenor Connexion IoT-Studie besagt.
Kaum eine Branche wird sich dem Internet of Things ganz entziehen, so dass IoT-Service-Provider ein weites Feld finden können, durch das Angebot von Services im Bereich Konnektivität, Sicherheit und Datenanalyse für IoT-Szenarien. IoT-Service-Providing ist neben Cloud-Diensten ein weiteres, zukunftsträchtiges Provider-Geschäftsmodell, das zudem eng verzahnt ist mit den Angeboten eines Cloud-Providers: Die meisten IoT-Services werden aus der Cloud kommen, so dass der Schritt vom Cloud-Provider hin zum IoT-Service-Provider kein weiter ist. (rw)