Kopfschmuck für Bessertelefonierer

Professionelle Headsets für Büro und mobil

29.05.2015
Von Horst Wierstraat
Wer täglich im Job für mehrere Stunden telefoniert, weiß ein gutes Headset als „Kopfschmuck“ zu schätzen. Bei der Auswahl des federleichten Telefonzubehörs sollte man genau überlegen, wofür es benötigt wird und – ähnlich wie beim Kauf neuer Schuhe - unbedingt Wert auf eine Anprobe legen.

Überall dort, wo im Arbeitsalltag der Satz „Ich hänge fast den ganzen Tag am Telefon“ zutrifft, sind Headsets heute kaum noch wegzudenken. Dabei gibt es je nach Anforderung und Einsatzbereich himmelweite Unterschiede – nicht nur im Preis (50 bis > 350 Euro). Die aktuellen Top-Produkte der meist ultraleichten Hightech-Stöpsel bieten eine Sprachqualität in HD-Auflösung, filtern störende Umgebungsgeräusche heraus und verstehen sich bestens mit modernen Unified Communications-Lösungen, die in immer mehr Unternehmen die Funktionalität der klassischen Kommunikationsplattformen ergänzen. Einige Headsets registrieren beispielsweise, ob sie gerade getragen werden oder nicht und übermitteln diesen Status via Präsenzanzeige den Kollegen im Team.

Wer als IT-Leiter, Einkäufer oder ganz individuell über die Anschaffung von Headsets entscheiden darf, sollte sich vorab mit den Stärken und Schwächen dieses beliebten Telefonzubehörs vertraut machen. Noch bevor es an die Auswahl eines konkreten Modells geht, steht dabei der genaue Blick auf den Einsatzbereich im Vordergrund – hiernach gruppieren die Hersteller ihre Produkte ein.

Einsatzszenario: Schreibtischtäter oder immer auf Achse?

Der Begriff „Arbeitsplatz“ hat heute in vielen Unternehmen eine ganz andere Bedeutung als es oft noch vor wenigen Jahren der Fall war, denn damit ist nicht mehr ausschließlich der Büro-Schreibtisch gemeint. Viele Arbeitskräfte sind flexibel sowohl im als auch außerhalb des Büros tätig: Das kann ein Tag im Home Office sein oder ein Tag „on Tour“ mit Kundenterminen und Stunden im PKW oder Zug.

Auch innerhalb des Unternehmens trifft man häufig auf ganz unterschiedliche „Telefonier-Typen“. So gibt es vielerorts interne Call Center-Arbeitsplätze oder ähnliche Bereiche, wo Mitarbeiter fast ausschließlich vom Schreibtisch aus telefonieren. Andere Kollegen sind zwar selten auf Dienstreisen, verbringen den Arbeitstag aber in verschiedenen Räumlichkeiten. Ebenso häufig ist der „Mobile Worker“, der ständig zwischen stationärem Schreibtisch, Kundentermin, Hotel und Home Office pendelt.

Alle Hersteller, die Headsets für professionelle Anwender anbieten, berücksichtigen diese verschiedenen Einsatzszenarien. So differenziert man beispielsweise bei Plantronics zwischen dem „Mobile Professional“ und dem „Office Professional“. Beim Wettbewerber Jabra nennt man vier Anwendungsbereiche: „Schreibtisch im Mittelpunkt“, „Büro im Mittelpunkt“, „Büro & unterwegs“ sowie „ausschließlich unterwegs“.

Vieltelefonierer wissen professionelle Headsets zu schätzen.
Vieltelefonierer wissen professionelle Headsets zu schätzen.
Foto: Gajus - Fotolia.com

Welche technischen Features wichtig sind

Ist die zentrale Frage nach dem gewünschten Anwendungsbereich beantwortet, fällt man die in technischer Hinsicht wichtigste Entscheidung am besten gleich mit: Wird ein schnurgebundenes oder ein schnurloses Modell gewünscht? Unter den schnurlosen Varianten bieten die Hersteller Versionen mit DECT-Technologie an, die sich für große Firmengebäude oder Firmengelände eignen. Die Alternative sind Headsets mit Bluetooth-Schnittstelle, die sich mit den meisten Mobiltelefonen verbinden und auch als Softphone-Lösung eingesetzt werden können, wenn etwa via PC oder Notebook telefoniert wird.

Wer sich ein Bluetooth-Headset zulegen möchte, sollte Inkompatibilitäten abklären. Steffen Grosch, Product Manager, Customer Services CU CE bei Sony Mobile Communications, warnt: „Bluetooth ist nicht immer gleich Bluetooth, da sich die Versionen im Bezug auf die Kompatibilität und Profile unterscheiden. In erster Linie ist es deswegen unabdingbar, dass die Bluetooth Profile der zu verbindenden Geräte übereinstimmen. Die neueste Bluetooth-Version auf Smartphones ist 4.1, wobei die Grundfunktionen heute jedoch fast immer funktionieren und abwärtskompatibel sind.“ Ideal ist es, wenn das Headset an mehrere Endgeräte (Notebook, Tablet-PC, Smartphone) ohne Komplikationen angeschlossen werden kann.

Genau wie bei Mobil- oder Schnurlostelefonen ist auch bei Headsets die Standby- und Sprechzeit wichtig. Auch wenn bei einigen Modellen der Akkuwechsel unkompliziert ist: Einen durchschnittlichen Arbeitstag sollte das gewünschte Modell möglichst problemlos ohne Ladestation durchhalten. Weitere, wichtige Punkte für Telefonier-Profis:

- Kann das Headset störende Umgebungsgeräusche filtern?

- Verhindert eine akustische Begrenzung zu hohe Lautstärken?

- Wichtig bei einem größeren Roll-out im Unternehmen: Lassen sich Software, Firmware und Einstellungen zentral verwalten und konfigurieren?

Umgebungsgeräusche gehören zu den besonderen Herausforderungen, denen sich mobile Nutzer beim Einsatz ihrer Headsets häufig stellen müssen: Lärm oder auch nur laute Geräusche aus der Umgebung können schnell die Produktivität der Arbeit einschränken und durch die Mobilität gewonnene Flexibilität wieder zunichtemachen. Hersteller Plantronics hat deshalb auf der CeBIT 2015 einige neue Modelle vorgestellt, deren technische Ausstattung bei diesen Problemen helfen soll. So wurde das Blackwire 725 als ein schnurgebundenes Headset vorgestellt, das als erstes UC-Produkt des Herstellers mit integrierter Active-Noise-Cancelling-Technologie (ANC) ausgestattet ist. Dadurch ermöglicht es Nutzern, die Umgebungsgeräusche bewusst auszublenden. Aber auch bei den schnurlosen Headsets geht die Entwicklung voran und so sollen beim ebenfalls auf der CeBIT präsentierten Voyager Edge UC des Herstellers eigene Noise-Cancelling-Mikrofone störende Hintergrundgeräusche eliminieren und dadurch in jeder Umgebung für eine klare Sprachübertragung sorgen können.

Ergonomie: Wo der Schuh drückt

Ein Headset für 200 Euro oder mehr kann den Arbeitsalltag enorm erleichtern – oder in kürzester Zeit als teurer Elektroschrott in der Schreibtischschublade landen. Das passiert, wenn das Modell nicht richtig sitzt. Wer ein Headset nutzen möchte, sollte deshalb ausprobieren, ob es wirklich gut passt oder womöglich schon nach kurzer Einsatzzeit schmerzt. Viele Modelle ermöglichen unterschiedliche Tragevarianten, etwa mit Kopfbügel, Ohrbügel oder Hinter-Kopf-Bügel. Wer ein Headset nicht ständig nutzt, kann auch einen In-Ear-Kopfhörer antesten.

Auch die gebotene Klangqualität empfindet nicht jeder Anwender gleichermaßen als angenehm. Die Hersteller setzen vielfach auf Klangverbesserungstechnologien, die man für das eigene Ohr individuell anpassen sollte.

Zu guter Letzt sollte man sich das Bedienkonzept des Headsets genau ansehen und prüfen, ob man gut damit möglichst intuitiv klar kommt. Wer Gesprächspartner häufig versehentlich „wegdrückt“ oder unbeabsichtigt Anrufe startet, sollte ein anderes Modell wählen. Über zu wenig Auswahl an Headsets kann man sich wirklich nicht beklagen.