Die Bundeswehr zählt in Deutschland zu den öffentlichen Arbeitgebern mit großem Kontingent an Expatriates. Alleine im Jahr 2015 sind über 2600 Soldaten und Soldatinnen in einem Auslandseinsatz in Krisengebieten tätig. Was viele nicht wissen: darüber hinaus sind etwa 2000 Soldaten weltweit mit ihren Familienangehörigen im Rahmen der Bundeswehr tätig. Das erfordert neben dem Aufbau militärischer Strukturen auch die zivile und seelsorgerische Betreuung der Soldaten und ihrer Angehörigen. Eine Betreuung, die für Pfarrer Uwe Becker - einziger Militärpfarrer im Norden der USA und Südkanada mit Sitz in Washington DC - eine Herausforderungen darstellt.
Wie wird zum Beispiel ein ganz Nordamerika übergreifender Konfirmationsunterricht durchgeführt? Pfarrer Becker hat eine für den deutschen Steuerzahler kostengünstige Lösung gefunden. Eine Lösung, die pragmatisch das von der Bundesregierung propagierte eGovernment umsetzt: Konfirmationsunterricht über Skype.
Pfarrer Becker erläutert warum sein Angebot in dieser schwierigen Gemeindestruktur überhaupt erforderlich ist: "Ein Hauptargument ist für mich das Alter der Konfirmanden. Wenn Soldaten und ihre Familien nach Amerika umziehen, ist der Dienstauftrag meistens auf drei Jahre ausgelegt. Ist ein evangelischer Jugendlicher 12 Jahre alt, dann kehrt er mit 15 Jahren wieder nach Deutschland zurück. Würde er erst dann in den Konfirmandenunterricht gehen, wäre er 16 Jahre alt. Der Altersunterschied zu den regulären 13 jährigen Konfirmanden führt häufig dazu, dass sich die Jugendlichen dann entscheiden, gar nicht am Konfirmandenunterricht teilzunehmen. Deshalb hat der Unterricht im Ausland eine besondere Notwendigkeit."
Alle unter einem Hut
Aber Pfarrer Becker stand vor einer logistischen Herausforderung. Wie gelingt es einem einzelnen Menschen einen ganzen Kontinent mit Unterricht zu versorgen, erfordert doch alleine der Flug von der Ost- zur Westküste schnell mehr 6 Stunden Reisezeit? Das gelang nur mit Hilfe digitaler Medien.
"Voraussetzung für mich war ausreichend Unterrichtseinheiten mit einem persönlichen Kennenlernen, gemeinsamem Lernen und Gottesdienstfeiern zu verbinden. Somit konzipierte ich eine entsprechende Einheitenzahl und ein Freizeitelement. Die Konfirmanden müssen zu Beginn für ein Wochenende nach Washington anreisen. Ein erstes persönliches Kennenlernen darf auch im digitalen Zeitalter nicht fehlen. Anschließend werden die Unterrichtseinheiten digital über Skype durchgeführt, inklusive eines Skype-Elternabends. Den Abschluss bildet ein gemeinsames Wochenende an dem alle Familien in Washington teilnehmen. Neben den medialen Erfordernissen wird von den Familien auch eine gewisse Mobilität erwartet. Das ist der Preis des Konzepts."
- Skype-Homepage
Skype im Web befindet sich momentan noch in der Betaphase. Das Angebot lässt sich über den Link auf der Skype-Homepage nutzen. - Skype-Anmeldung
Sie können sich mit Ihrem Skype-Benutzernamen, Microsoft-Konto oder über Facebook anmelden. - Skype im Web
Die Audio- und Videofunktion steht erst nach der Installation eines Plug-ins zur Verfügung. - Skype im Web
Mit der eingeblendeten Schritt-für-Schritt-Anleitung lässt sich die Browser-Erweiterung einfach einrichten. - Skype im Web
Zum Schluss gilt es noch, das installierte Plug-in zu aktivieren, wie hier in Firefox. - Windows-Firewall
Wenn Sie eine Firewall nutzen, wird sie sich mit einem Sicherheitshinweis melden, sobald das Plug-in zu kommunizieren versucht. - Skype im Web
Haben Sie alles korrekt konfiguriert, können Sie anschließend wie gewohnt andere Skype-Nutzer kontaktieren.
Um digitale Lehrangebote erfolgreich durchzuführen, müssen aber Rahmenbedingungen eingehalten werden. Pfarrer Becker erläutert, was das für seine Arbeit bedeutet: "Unterricht über eine so große Fläche verbindlich durchzuführen erfordert deutliche Absprachen. Ein Problem ist, dass jedes Jahr ein Wechsel in der Community der Soldaten stattfindet. Deshalb muss schnell Kontakt zu den neuen Familien aufgebaut, das Konzept erklärt und die technischen Voraussetzungen sichergestellt werden.
Dazu zählt nicht nur der Computer, sondern auch die kommunikative Erreichbarkeit falls Skype ausfällt oder Absprachen außerhalb des Netzes getroffen werden müssen. Ein weiteres Problem ist die Zahl der Konfirmanden. Es hat sich gezeigt, dass zehn Personen für eine Konferenzschaltung das obere Ende markieren. Die unterschiedliche Personenzahl macht die Wechselsituation deutlich und fordert eine Flexibilität des medialen Systems. Erschwerend kommt hinzu, dass die Konfirmanden in verschiedenen Zeitzonen leben und verschiedene Schulsysteme besuchen. Der Zeitraum ist daher auf den Abend gelegt, um einen gemeinsamen Termin für die Konferenz zu finden. Hinzu kommt, dass ich als Reisepfarrer selber viel unterwegs bin und auch auf Reisen erreichbar sein muss, damit nicht zu viel Zeit verloren geht."
Auch Pfarrer Becker gewinnt durch die Nutzung digitaler Medien an Flexibilität. "Ein Highlight war ein Unterricht, den ich von Südamerika aus durchführte. Mich selber fasziniert es, welche Möglichkeiten mittlerweile medial verfügbar sind um neue Lösungswege zu gehen. Das frühere System, Unterlagen für den Konfirmandenunterricht zu versenden und schriftliche Ausarbeitungen zu fordern war zu aufwändig. Da ich aus der Jugendarbeit komme suchte ich nach einer Möglichkeit, die Jugendliche anspricht. Der Erfolg gibt mir rückblickend Recht. Man muss nur offen für Neues sein und Flexibilität an den Tag legen. Als glaubender Mensch bringe ich beides zumindest mit".
Skype ist kein billiger Ersatz für Präsenzunterricht. Er öffnet Perspektiven, die ein normaler Unterricht nicht direkt beinhaltet. Für Pfarrer Becker stellte sich heraus, dass die Einbindung des Internets in den Unterricht neue Horizonte eröffnet. Konfirmanden können schnell Aufgaben zur Recherche gegeben werden, zum Beispiel in welchen Staaten Amerikas die Todesstrafe noch gilt. Auch ist es egal, welche Wettervoraussetzungen gerade herrschen. Die Zimmer der Jugendlichen sind warm, trocken und hell und selbst mit weniger ernsthaften Erkrankungen kann weiter am Unterricht teilgenommen werden. Als schwierig stellt sich aber selbst in den USA die Stabilität des Netzes heraus. Klar ist auch, dass der Unterricht nicht die persönliche Begegnung ersetzen kann. Doch das Konzept, das beides verbindet, kommt bei den Konfirmanden sehr gut an.
Pläne und Wünsche
Pfarrer Becker ist aber noch nicht völlig zufrieden und arbeitet an der kontinuierlichen Verbesserung seines digitalen Angebotes. "Um den Unterricht weiter zu professionalisieren, wäre eine Ausweitung der Bandbreite an den einzelnen "Skype-Stationen" wünschenswert. Ein Konfirmand wurde vor kurzem von mir in Alabama in einem Gottesdienst getauft. Leider waren die technischen Voraussetzungen nicht vorhanden, dass die anderen per Konferenzschaltung zum Gottesdienst zugeschaltet werden konnten. Der Versuch scheiterte.
- Marktübersicht Collaboration-Tools
Das klassische Büro mit festen Arbeitszeiten verliert immer weiter an Bedeutung, verteilte Teams sind mittlerweile nichts Außergewöhnliches mehr. Um produktiv zu bleiben, sind sie allerdings auf Softwarelösungen angewiesen, mit denen sie effizient kommunizieren und zusammenarbeiten können. Eine Marktübersicht. - Dozeo: Produktive Online-Meetings
Mit Dozeo erhalten verteilte Teams ein eigenes Internet-Portal, auf dem sie Online-Meetings planen und abhalten können. Neben Planungs-Tools, Videokonferenzen mit mehreren Teilnehmern und den üblichen File-Sharing-Funktionen bietet der in Stuttgart entwickelte Online-Dienst eine Reihe weiterführender Features an, die für mehr Produktivität sorgen. Dazu zählt unter anderem die Möglichkeit, Dokumente, Bilder und Grafiken bequem präsentieren zu können. Auf interaktive Art und Weise können User während eines Meetings Textpassagen hervorheben, Elemente auf dem Screen verschieben oder zoomen. - HipChat: Chats, Videokonferenzen, Screen-Sharing und mehr
Die altbewährte Chat-Kommunikation, die das Internetzeitalter stark mitgeprägt hat, findet in letzter Zeit immer mehr den Weg in die Unternehmen. Gerade, wenn man in einem verteilten Team arbeitet, kann diese ihre Vorzüge ausspielen. Chat-Dienste, die speziell für Firmen konzipiert sind, kombinieren die nützlichen Features, die man aus Skype und Co. kennt, mit professionellen Business-Werkzeugen wie umfassenden Integrationen, einer mächtigen Suchfunktion, sowie Benutzerverwaltungstools. Einer der Top-Alternativen in diesem Marktsegment ist HipChat. - TrackingTime: Zeiterfassung schafft Vertrauen
Moderne Time-Tracking-Dienste können Unternehmen, die sich für die Telearbeit entscheiden, dabei helfen, Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu schaffen. Denn die Angestellten können ihre Leistungen und Arbeitszeiten bequem und im Detail erfassen. Projektmanager und Vorgesetzte erhalten dann einen Überblick über die geleistete Arbeit, egal wo diese erledigt wurde. Zu den modernen Zeiterfassungstools zählt zum Beispiel TrackingTime. Ein übersichtlicher Task-Manager, der dem Anwender alle seine offenen Aufgaben, sortiert nach Projekten, präsentiert, bildet das Herzstück des Systems. Arbeitszeiten lassen sich mithilfe der in der Aufgabenliste integrierten Stoppuhr in Echtzeit erfassen. Zeiteinträge können zudem jederzeit manuell editiert werden. Praktisch für verteilte Teams: Auf dem Online-Dashboard kann jedes Teammitglied jederzeit sehen, an welchen Aufgaben die Kollegen gerade arbeiten. - Xelos: Ganzheitliche Arbeitsplattform
Mit Xelos bietet sich eine ganzheitliche Collaboration-Plattform, die als “Social Workplace” vermarktet wird. Die in Wiesbaden entwickelte Business-Lösung konkurriert somit mit sozialen Netzwerken für Unternehmen wie Yammer, Chatter und Co. Xelos punktet mit einer integrierten Messenger-Funktion, mit der Abteilungen, Projektteams oder sogar sämtliche Mitarbeieter im Unternehmen ihre Kommunikation verbessern und sich unnötige E-Mails ersparen können. Der Aktivitäts-Stream soll jeden Mitarbeiter, egal wo er gerade arbeitet, stets über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Kommentare, Likes und Mentions, die man aus Facebook und Twitter kennt, dienen dazu, Ideen schnell und unkompliziert auszutauschen. Abgerundet wird das Funktionsspektrum durch zahlreiche Verwaltungstools für Projekte, Aufgaben, Wissen und Dokumente. - Trello: Visuelles Projektmanagement für Jedermann
Wer statt einer ganzheitlichen Collaboration-Plattform lieber auf Best-of-Breed-Tools setzen möchte – vergleiche dazu “Collaboration-Lösungen: Best-of-Breed vs. All-in-One” – kann auf spezielle Projektmanagement-Lösungen zurückgreifen, um die Zusammenarbeit in verteilten Arbeitsgruppen zu optimieren. Das Marktangebot ist inzwischen extrem vielfältig geworden. Eine Alternative, die in letzter Zeit immer beliebter wird, ist Trello. Das Programm wartet mit einer innovativen Benutzerschnittstelle auf, die auf so genannten “Card Views” (Kartenansichten) basiert und Informationen strukturiert und übersichtlich darstellt. So können zusammenhängende Aufgaben in Listen gruppiert werden, während sich Projekte und Arbeitsgruppen in “Boards” kategorisieren lassen. Jede Aufgabe wird dabei als eine Karte dargestellt. Hier lassen sich individuelle Checklisten anlegen, Kommentare posten und Dateien anhängen. So werden Diskussionen, die während der Bearbeitung der Aufgabe entstanden sind, sowie sämtliche dazugehörige Dokumente zentral gespeichert. - Wunderlist: To-dos im Team effizient verwalten
Wenn es darum geht, die Zusammenarbeit verteilter Mitarbeiter zu optimieren, kommen neben modernen Social-Enterprise-Tools und klassischen Projektmanagement-Services auch Task-Management-Tools in Frage. Mit über zehn Millionen Nutzern zählt Wunderlist inzwischen zu den populärsten Alternativen. Was die Kernfunktionalität angeht, ist die Software eigentlich nicht sonderlich einzigartig. Anwender können Aufgaben verwalten und kommentieren, sowie Dateien einfach miteinander teilen. Zudem unterstützt die Software Notizen, Fälligskeitsdaten und Erinnerungen. Doch der Verzicht auf überflüssige Features, die die Bedienung unnötig verkomplizieren würden, ein besonders schickes Userinterface, sowie die große Plattformunabhängigkeit machen den Unterschied aus.
Auch der visuelle Teil sollte noch weiter ausgebaut werden. Für Konferenzen wäre zum Beispiel eine Tafel wünschenswert, auf der jeder sich beteiligen kann und das Bild für alle sichtbar bleibt. Es wäre toll, wenn jeder Konfirmand einen digitalen Stift hätte mit dem er an die Tafel schreiben kann. Weiterhin suche ich noch nach einer Lösung Unterrichtsmaterial kontinuierlich einzublenden. Und wenn noch ein zusätzlicher Audiokanal angeboten würde, wäre es perfekt. Vor kurzem haben wir online gesungen. Eine digitale Percussion hatte mir dabei gefehlt. Soweit ein paar Ideen zum Weiterdenken für die Entwickler von Skype."
Der gesellschaftliche und technologische Wandel hin zur Digitalisierung wird auch für die öffentliche Verwaltung immer wichtiger. Die digitale Modernisierung der öffentlichen Verwaltung soll helfen anstehende Aufgaben effizient und in hoher Qualität zu erfüllen. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2013 eine digitale Agenda für Deutschland formuliert.
Mit seiner Idee zeigt Pfarrer Becker, dass nicht jedes Problem aufwändige und kostenintensive IT-Lösungen benötigt. Manchmal reichen kreative Ideen und die Nutzung kostenfreier Lösungen im Netz um öffentliche Aufgaben wahrzunehmen. An dieser Stelle muss aber auch darauf hingewiesen werden, dass sensible und hoheitliche Aufgaben für diesen Ansatz nicht geeignet sind. Wo es sinnvoll ist, sollten die Verantwortlichen in staatliche Einrichtungen aber über schnell zu realisierende und kostengünstige Lösungen nachdenken. (bw)