Instaffo-Geschäftsführer Christoph Zöller erklärt, warum es nun vor allem für Personalberater schwerer wird. "80 Prozent aller Beschäftigten würden den Job wechseln, wenn das passende Angebot käme", verdeutlicht der 24-jährige Betriebswirt die Ausgangssituation. Statt sich aufwendig bei einzelnen Unternehmen bewerben zu müssen, verknüpfen auf Instaffo Fachkräfte ihre Profile bei LinkedIn, Xing & Co. mit dem Programm. Firmen pflegen auf der anderen Seite ausgeschriebene Stellen auf dem Portal ein. Ein Algorithmus analysiert nun, wer zu wem passt und schlägt dem Kandidaten das passende Unternehmen vor. Dabei bleiben die Bewerberprofile so lange anonym, bis der Suchende sein Profil frei gibt.
Digitales Headhunting
Lange war Headhunting ein Geschäft, das auf persönlichen Kontakten basierte. Heute wird die Branche von der digitalen Welleüberrollt: Datenmengen aus den sozialen Netzen, detaillierte Profile, Spuren im Netz - all das ist von Wert für Personalsuchende. Die lernende Software analysiert diese Daten und wirft passende Talente aus. Dass dieser Trend unaufhaltbar ist, bestätigt Tim Weitzel. Der Professor an der Uni Bamberg forscht in SachenRecruiting-Trends und sagt: "Wir werden eine noch stärkere IT-Unterstützung der Vorauswahl von Bewerbungen sehen."
Das Schlagwort ist Robot-Recruiting. Gestützt wird seine Aussage durch eine Studienreihe, an der die Universität mitwirkt. Jeweils ein Drittel der befragten Unternehmen sowie der Stellensuchenden seien der Meinung, dass moderne Kommunikationsformen verstärkt eingesetzt werden müssen - und erwarten das auch vom jeweils anderen. Allerdings: Noch wird mehr darüber diskutiert, als tatsächlich Tools genutzt werden.
Karriereberaterin Simone Stargardt aus Stuttgart wiederum meint: "Wenn in Firmen auf 15 freie Stellen 500 Bewerbungen eintrudeln, ist das ohne Online-Vorauswahl nicht effektiv zu stemmen." Gleichwohl sieht die Betriebswirtin eine Einschränkung. "Quereinsteiger fallen durch automatisierte Raster, weil sie fachlich nicht optimal auf eine Stelle passen. Allerdings vielleicht die Werte einer Firma teilen", urteilt die Chefin einer Privatakademie. Doch auch hier treiben IT-Dienstleister wie Instaffo Digitaltechnik voran.
Auf der Job-Plattform können sich Nutzer durch einen visuellen Persönlichkeitstest klicken. Damit sticht das Startup vermutlich eines der letzten Asse der Personaljäger aus. Bewerber und Betrieb sehen bei Übereinstimmung wie neben harten, die weichen Faktoren zusammenpassen. Und erst dann geht es in den persönlichen Kontakt. Vorstellungsgespräche, egal ob telefonisch oder von Angesicht zu Angesicht, ersetzt das neue Portal nicht. Allerdings verschlankt es den administrativen Vorgang bis zum Termin. Geld wird fällig, wenn beide Seiten Erfolg melden. 6000 Euro kassiert Instaffo von den Firmen für jede Vermittlung, die in einen Arbeitsvertrag mündet. Damit ist das Portal um etwa 70 Prozent günstiger als viele klassischen Personaldienstleister. Für Bewerber ist das Portal kostenlos.
Gamification noch eine Randerscheinung
In Bamberg sehen die Forscher neben dem Robot-Recruiting weitere Spielwiesen, auf denen Firmen und Fachleute einander begegnen. Unter dem BegriffGamification sollen Anforderungen und Fähigkeiten spielerisch abgeglichen werden. Doch nur die Ausnahmen der Firmen (2,5 Prozent) bieten solche Spiele auf ihrer Website oder in sozialen Netzwerken an.
Größer ist der Spieltrieb bei den Stellensuchenden: 12,9 Prozent haben ihre Eignung für eine offene Stelle schon einmal Online ausgespielt. Instant-Messaging-Dienste wie WhatsApp hingegen genießen keinen guten Ruf - wenn es um die Jobsuche geht. Verschwindende 1,3 Prozent der Unternehmen ermöglichen es Kandidaten, sie über WhatsApp anzutexten. 96 Prozent der Bewerber erwarten das aber auch nicht. Sie haben diesen Dienst noch nie dazu genutzt, um mit Firmen zu kommunizieren. Noch nicht. Denn ähnlich wie die Liebesvorbilder Tinder, Once oder Lovoo hat auch Instaffo einen Messenger in Planung.