Ein Absolvent benötigt in der Regel mehrere Anläufe, um seinen ersten Arbeitsplatz zu bekommen. Klar, je mehr Bewerbungen man versendet, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Treffer landet. Dabei sind manche Bewerber vielleicht etwas übereifrig. Denn mit einem Standardanschreiben kommt man nicht so weit, wie manche vielleicht vermuten.
"Bei der Bewerbung sollte man immer im Blick behalten, für welche Stelle man sich bewirbt. Auch im Vorstellungsgespräch ist das natürlich sehr wichtig. Wer sich im Vorfeld nicht genügend informiert hat oder sogar Stellenprofile verwechselt, verbaut sich damit seine Chancen auf den Job.", sagte Leonie Hlawatsch von doubleSlash, einem Beratungs- und Softwarehaus aus Friedrichshafen, bei der Diskussion "Die größten Patzer in der Bewerbung" (siehe Film) auf dem Job- und Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE auf der CeBIT.
Bewerbung nicht zu schnell abschicken
Wenn ein Unternehmen eine Jobanzeige veröffentlicht, hat der Bewerber in der Regel genug Zeit, seine Bewerbung gründlich vorzubereiten: "Wenn wir am Samstag eine Anzeige online stellen und am Montag liegt uns schon eine Bewerbung vor, ist das ein Hinweis darauf, dass der Bewerber die Bewerbung nicht gezielt für unser Unternehmen ausgearbeitet hat und es sich um eine Massenbewerbung handelt", so Matthias Busold, Associate Partner bei Rochus Mummert. Oft werden Bewerbungen zu schnell abgeschickt, weil die Bewerber befürchten, dass der Job binnen kurzem vergeben ist. Tatsächlich warten Personaler in den meisten Fällen mindestens zwei Wochen bis sie die Stelle vergeben.
Nicole Mamier, Personalleiterin von Realtech, rät den Bewerbern sogar, den Ansprechpartner anzurufen und die Bewerbung anzukündigen. So weiß das Unternehmen, dass der Bewerbungsprozess noch nicht abgeschlossen werden kann. In der Jobanzeige gibt es in den meisten Fällen eine Angabe zu der bevorzugten Art der Zustellung der Bewerbungen. Soll die Bewerbung per E-Mail verschickt werden, so ist darauf zu achten, dass alle Dokumente in ein PDF eingefügt werden und nicht 40 verschiedene Dokumente anhängen", weiß Mamier. Ob Online-Bewerbung oder per E-Mail ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich - aber auch das lässt sich im Zweifel durch ein kurzes Telefonat abklären.
- Die größten Bewerberfehler
Was Personalexperten so alles im Bewerbungsprozess erleben - von arrogantem Auftreten bis Freizeitfotos im Lebenslauf - erzählen sie hier. Und was Bewerber besser machen könnten. - Einsilbig geht nicht!
<i>Christina Gräßel, Leiterin Recruiting & HR-Marketing, Capgemini,</i> berichtet:<p>"Vor einiger Zeit saß ich mit einem Bewerber zusammen, der sich für eine Position als Berater interessierte. Jede Frage, die ich ihm stellte, hat er extrem knapp beantwortet – meist nur mit einem Wort oder einem kurzen Satz. Dies machte es mir einerseits sehr schwer, ein flüssiges Gespräch in Gang zu bringen, andererseits hatte ich aber auch keine Chance, den Bewerber wirklich kennen zu lernen. <p> Dieses Beispiel bestätigt meinen Eindruck, dass viele Bewerber unterschätzen, wie herausfordernd ein Vorstellungsgespräch nicht nur für den Bewerber ist, sondern auch für den Interviewer. Der hat meist nur ein bis zwei Stunden Zeit, sich einen Eindruck von einer Person zu verschaffen, um dann entscheiden zu können, ob er den Bewerber für fachlich geeignet hält und ob er ihn langfristig in sein Team aufnehmen möchte. So wie eine gute Neueinstellung ein Team ergänzen und motivieren kann, kostet eine Fehlentscheidung viel Mühe und Zeit und beeinträchtigt schlimmstenfalls das ganze Team – daher lastet viel Druck auf dem Interviewer. Und um eine gute Entscheidung treffen zu können, möchte er deshalb in der kurzen Zeit so viel es geht über den Bewerber erfahren." - Man will Sie kennenlernen!
Gräßel rät: "Mein Tipp: Helfen Sie dem Interviewer, Sie kennenzulernen, und beantworten Sie die gestellten Fragen ausführlich. Erzählen Sie gerne im Detail über Ihre Kenntnisse und Erfahrungen. Dabei sollten Sie natürlich nicht vom Thema abdriften und auch dem Interviewer die Chance geben, zu Wort zu kommen – denn auch er möchte sich ja bei Ihnen bewerben. Aus meiner langjährigen Erfahrung als Interviewer kann ich Ihnen sagen, dass sich Interviewer in der Regel eher für einen Kandidaten entscheiden, bei dem sie das Gefühl haben, einen umfassenden Eindruck gewonnen zu haben, auch wenn dabei vielleicht die eine oder andere kleine Schwäche zum Vorschein gekommen ist, als für einen Kandidaten, der nur wenig von sich preis gegeben hat." - Unternehmen bewerben sich ebenso!
<i>Alexandra Welter, Head of HR-Recruiting bei Computacenter, meint:</i> <p>„Abgesehen von formalen Fehlern gibt es DEN typischen Fauxpas bei Bewerbungen eigentlich nicht. Aufgrund des steigenden Bedarfs an IT Fachleuten haben wir heute die Situation, dass sich Unternehmen und Bewerber gleichermaßen bei einander bewerben. Und beide Seiten können Fehler machen. Letztlich ist es ein großes Plus, sich selbst gut zu kennen und die eigenen Stärken in der Bewerbung hervorzuheben – natürlich im Zusammenhang mit den Anforderungen der Stelle und anhand konkreter Beispiele. Das gilt sowohl für uns als Unternehmen wie auch für den Bewerber." - Vorsicht beim Bewerbungsfoto!
Besonders häufig passieren den Bewerbern Fehler beim Bewerbungsfoto, findet Leibfried: "Wenngleich ein Bild vom potenziellen Mitarbeiter nicht einzufordern ist, halte ich persönlich ein solches doch als angebrachten Bestandteil. Schließlich geht es in einer Bewerbung um den möglichen Beginn einer engen Zusammenarbeit, für die nicht nur kalte Fakten wie Zertifizierungen und anderes erworbenes Wissen eine Rolle spielen, sondern auch die persönliche und menschliche Passung in eine Umgebung, in ein Team. Wenn man sich also dazu entscheidet, ein Bild der Bewerbung anzufügen, dann sollte man den überschaubaren Aufwand an Zeit und Kosten nicht scheuen und dieses professionell machen zu lassen. Ein Bild vom letzten Strandurlaub, in der Mitte um die Freundin gekappt, deren Hand noch an der Hüfte des Bewerbers zu sehen ist, erscheint mir höchst unangebracht. Ebenso wenig adäquat ist das Bild, geschossen im eigenen Keller mit diversen Skiausrüstungsgegenständen. Oder der Schnappschuss bei der letzten Hochzeit eines Freundes, nur weil es einem ganz besonders gut gefällt. <p> Mein Rat also an alle, die sich bewerben wollen: Gehen Sie zu einem Fotografen, erwähnen Sie den Anlass der Fotos und wählen Sie eines, von dem Sie und der ein oder andere Vertraute meinen, es sei besonders authentisch. Freundlich, ohne aufgesetzt zu wirken, entschlossen, ohne zur Schau gestellte Kampfeslust. Viel Erfolg bei Ihren anstehenden Bewerbungen!" - Am Anfang ist das Anschreiben
<i>Matthias Busold, Geschäftsführer Busold Consulting:</i><p> "Bereits das auf eine Stellenanzeige hin formulierte Anschreiben birgt zahlreiche Fehlerpotenziale. So empfehlen wir dringend, Anzeigen richtig zu lesen und herauszufinden, wer der Ansprechpartner ist, und diesen im Anschreiben namentlich (und richtig geschrieben) zu nennen, nicht die ggf. auch genannte Assistentin. <p> Wichtiger ist aber die inhaltliche Ausgestaltung des Anschreibens: Niemals den gesamten Lebenslauf rezitieren, sondern in drei Absätzen kurz und knapp das Interesse an der Positionen darlegen und erläutern, warum die eigenen Kompetenzen für die Vakanz so passend sind, dass das Unternehmen daraus einen Nutzen ziehen kann. Sehr häufig lesen wir Anschreiben, die zum Inhalt haben, was das Unternehmen für die Karriere des Bewerbers tun kann – umgekehrt wird ein Schuh daraus!" - Vorsicht beim Du!
Ein weiterer Rat von Busold: "Gerade im IT-Bereich und insbesondere in Startup-Umgebungen wird in Vorstellungsgesprächen von vornherein oder sehr früh zu der Du-Ansprache übergegangen. Dies darf nicht mit einem lockeren Kaffekränzchen unter Freunden verwechselt werden. Angemessene Umgangsformen, gewählte Ausdrucksweise und konzentrierte Kommunikation ist stets vonnöten. Ein Abdriften in einen Gassenslang aufgrund falsch verstandener Nähe ist immer ein KO-Kriterium." - Und dann will ich noch ...
<i>Gerhard Humbert, HSC Personalmanagement, Niederlassungsleiter Rhein-Main,</i> hat viel erlebt:<p>"Das absurdeste Erlebnis aus den zahlreichen Vorstellungsgesprächen, die ich als Personalentscheider führte, ist schon ein paar Jahre her: Eine Dame bewarb sich aus ungekündigter Stellung auf eine Programmiererstelle, passte von den Kenntnissen und Erfahrungen ganz gut zu meinen Vorstellungen und ich lud sie zum Vorstellungsgespräch ein. Nach ein paar Sätzen Smalltalk kam sie direkt zum Punkt: Sie wolle ein Einzelbüro, mindestens 12 m², mit viel natürlichem Licht, im Sommer nicht zu warm und im Winter nicht zu kalt, keine Klimaanlage. Über alles Weitere sei sie bereit zu reden. Dass das Gespräch nicht mehr lang dauerte, können Sie sich vorstellen … - Am gesuchten Profil vorbei
Und noch eine Geschichte hat Humbert in petto: "Vor etwa zwei Jahren suchte ich einen erfahrenen Vertriebler für ein Softwarehaus. Die Bewerbung eines Account Managers enthielt kein Wort über seine Vertriebstätigkeit, dafür lange Ausführungen über seine IT-Kenntnisse und –Erfahrungen, die zwar zum Softwarehaus passten, aber nicht verlangt waren ..." - Zu wenig Unterlagen
Die meisten Fehler, die Humbert zufolge gemacht werden, sind unter anderem diese: "Das Angebot, nicht mitgeschickte Unterlagen und Informationen auf Wunsch nachzuliefern, ist ein Klassiker. Wenn es dem Bewerber nicht wichtig genug ist, diese Angaben zu machen, weshalb sollte es für den Empfänger wichtig sein, sie anzufordern?" oder "Fehlendes Eingehen auf die Stellenbeschreibung und Anforderungen. Ist ja auch nicht nötig: Dass der Bewerber diese Punkte erfüllt, versteht sich von selbst, sonst hätte er sich ja erst gar nicht beworben, nicht wahr?" - "Mein Bereichsleiter ist Alkoholiker."
Auch wenn Bewerber wechseln möchten und als Grund Dinge nennen, die auch auf die angestrebte Position zutreffen oder zutreffen können, könnte das zum Stolperstein werden. Humbert nennt Beispiele: "Mir ist das Reisen zuviel geworden" bei der Bewerbung auf eine Stelle als Consultant für Kundenprojekte vor Ort oder "Mein Chef kann keine Kritik in Meetings ertragen". Auch das Ausplaudern von Firmeninterna oder Persönlichem im Vorstellungsgespräch kann den Bewerber den Job kosten: "Wir mussten dem Kunden X eine Entschädigung von Y Euro bezahlen", "Manager A hat auch keine Lust mehr" oder "Mein Bereichsleiter ist Alkoholiker und betrügt seine Frau regelmäßig". - Ich bin der Größte!
Humbert weiter: "Es gibt immer wieder Bewerber, die sich übertrieben positiv darstellen oder bei der Nennung von Schwächen heucheln ('mit dieser Bewerbung lernen Sie den perfekten Geschäftsführer kennen', 'mein größter Fehler ist, dass ich immer loyal und einsatzbereit bin'." - Überzeugen Sie den Personaler!
Humbert rät: "Eine Bewerbung, ein Vorstellungsgespräch ist ein Kommunikationsprozess, den Sie zum Erfolg führen wollen. Daher müssen Sie sich so präsentieren, dass Sie es Ihrem Kommunikationspartner leicht machen, in Ihrem Interesse zu entscheiden. Überzeugen Sie ihn, gehen Sie auf ihn zu, setzen Sie nicht voraus, dass er Sie und Ihre Gedanken kennt! Dann sind Sie auf einem guten Weg!" - "Das steht doch in meinen Unterlagen!"
<i>Simone Leyser, Personalreferentin bei der Aenova Holding GmbH:</i><p>"Bewerber werden im Bewerbungsgespräch in der Regel über Details ihres Lebenslaufes gefragt. Auch wenn das erstaunlicherweise tatsächlich vorkommt, als Antwort ist ein 'Das steht doch in meinen Unterlagen' ausdrücklich nicht zu empfehlen. Natürlich lese ich vor einem Interview alle Bewerbungsinformationen. Aber jetzt möchte ich aus erster Hand und in der Gesprächssituation erfahren, wie sich der potenzielle Mitarbeiter nicht nur bei mir, sondern später auch beim Kunden 'verkauft'. Welche Punkte hebt er/sie besonders hervor, wie strukturiert antwortet er?" - Nicht zu wortkarg!
Leyser rät: "Stellen Sie sich auf dieses Wissensbedürfnis ein und geben Sie bereitwillig Auskunft. Sehen Sie im Gespräch auch die Chance, individuelle Anforderungen des rekrutierenden Unternehmens herauszufinden, um dann auf diese konkret einzugehen." - Kommen Sie nicht zu früh!
Ein weiterer Stolperstein kann falsch interpretierte Pünktlichkeit sein, wie Leyser erklärt: "Es wird wahrscheinlich keinen Bewerber erstaunen, dass Pünktlichkeit bei einem Bewerbungsgespräch eine besonders auffällige und damit wichtige Rolle spielt. Das gilt allerdings nicht nur für das zu spät Kommen, sondern auch für ein zu frühes Erscheinen! Im Extremfall habe ich einmal einen Juniorentwickler erlebt, der sage und schreibe eineinhalb Stunden vor dem Termin erschien. Sie können sich leicht vorstellen, dass er damit nicht nur unsere Abläufe gestört hat. Es war auch für ihn selbst unangenehm, so lange Zeit warten zu müssen. <p> Mein Tipp: Gehen Sie lieber davon aus, dass kurzfristige Terminverschiebungen in der Regel nicht möglich sind. Ersparen Sie sich also derartige Situationen und gehen Sie in aller Ruhe einen Kaffe trinken. Konkret heißt das: Bitte nicht mehr als 10 Minuten früher erscheinen und natürlich in gar keinem Fall zu spät." - Achtung bei Online-Bewerbungen!
<i>Jörg Bolender, Global Head of Recruitment Operations, Atos:</i><p>"Für Bewerber stellt die Online-Bewerbung oft eine Gefahr dar, denn viele Kandidaten verführt die bequeme Versandmethode zu Nachlässigkeit. Täglich erreichen das Atos-Recruiting-Team Bewerbungen, in deren Anschreiben auf andere Unternehmen Bezug genommen wird oder die im Verteiler an mehrere Unternehmen gesendet wurden. Dabei enthalten wie bei den meisten Unternehmen alle Stellenanzeigen einen namentlichen Ansprechpartner." - Online ist wie schriftlich bewerben
Bolender rät: "Vermeiden Sie Fehler, die durch das Kopieren von Textpassagen entstehen und bedenken Sie, dass für eine gelungene online Bewerbung die gleichen Ansprüche an die Sorgfalt wie für eine Papierbewerbung gelten. Stellen Sie sicher, dass Sie alle Daten im Lebenslauf und Anschreiben aktualisiert haben und Adresse und Ansprechpartner korrekt sind." - Setzen Sie mich nicht unter Druck!
<i>Dieter Schoon, Head of Global Human Resources, Itelligence,</i> berichtet von folgender Situation, in der sich ein Bewerber folgendermaßen aus dem Vorstellungsgespräch verabschiedete:<p>"Ich habe der anderen Firma schon gesagt: Wenn Sie mir nicht einen ausreichenden Entscheidungszeitraum nach dem Vertragsangebot lassen und mich unter Druck setzen, dann sage ich ab." - Selbstbewusst ja, überheblich nein.
Schoon rät: "Ein solch zu sehr von sich selbst überzeugtes, fast arrogantes Auftreten sollte man als Bewerber bei seinem potenziellen Arbeitgeber nicht präsentieren. Mein Tipp: Seien Sie selbstbewusst, aber überschreiten Sie niemals die Grenze zur Überheblichkeit." - Längeren Urlaub ankündigen!
"Einer der größten Fauxpas ist es zudem, sich bei einem IT-Unternehmen wie der Itelligence AG zu bewerben und weder eine E-Mail-Adresse noch eine Handy-Nummer anzugeben", fährt Schoon fort. "Die fehlenden Kontaktdaten erschweren den Bewerbungsprozess wesentlich. Mein Tipp: Geben Sie immer aktuelle Kontaktdaten an, über die man Sie ohne Schwierigkeiten erreichen kann. Außerdem ist es von Vorteil, längere Urlaubsreisen anzukündigen." - Copy-Paste birgt Gefahren
<i>Christoph Joos, Partner People & Communications bei der Porsche-Tochter Mieschke Hofmann und Partner:</i><p>"Wesentliche Ursache von - wirklich einfach vermeidbaren – Fehlern im Bewerbungsprozess ist die oft nur ungenügende Sorgfalt und Vorbereitung der Kandidaten. Der Bewerber sollte – und dies natürlich vor allem im Anschreiben – zum Ausdruck bringen, dass er sehr gezielt und nicht beliebig an uns herantritt. Immer wieder haben wir Kandidaten, die sich diesbezüglich durch ‘Copy-Paste-Fehler‘ (‘vergessen, Worte oder Sätze aus der letzten Bewerbung an einen Wettbewerber zu löschen bzw. anzupassen‘) und/oder sehr unspezifische und offensichtlich nicht individualisierte Anschreiben disqualifizieren. Natürlich wissen wir, dass gerade von Einsteigern im Bewerbungsprozess selten nur auf ein Unternehmen ‘gesetzt wird‘ – wir erwarten aber dennoch eine gewisse Auseinandersetzung mit dem Unternehmen MHP und der Branche Consulting. Der fehlende Fokus und die mangelhafte Vorbereitung setzt sich dann sehr oft in den Gesprächen mit dem Kandidaten fort: Keine detaillierteren Recherchen zu MHP als solches, keine Auseinandersetzung, ob man seinen beruflichen Weg wirklich in der Beratung sieht, keine vorbereiten Fragen, usw." - Interesse für die Firma
Joos wünscht sich Mitarbeiter, "die sich für MHP und unser Business interessieren und sich hierfür begeistern lassen. Und dies sollte auch in irgendeiner Form im Bewerbungsprozess proaktiv zum Ausdruck kommen. Beliebigkeit ist hier kein Erfolgsrezept." - Erzählen Sie mal von sich!
<i>Wolfgang Wagner,Partner bei Bewerber Consult ,</i> hat ähnliche Erfahrungen gemacht:<p>"Viele Bewerber scheitern an scheinbar banalen Fragen. Auf die Frage 'Erzählen Sie mal von sich' beispielsweise fangen viele mit dem Abitur an und wollen jede berufliche Station chronologisch zeitgenau darstellen. Sie kommen nicht zu den wesentlichen Punkten. Der Personaler möchte wissen, welche Fähigkeiten und welche Motivation für die anstehende Tätigkeit der Bewerber mitbringt, die Lebenslaufdaten hat er vorher selbst gelesen. Wichtig ist, einen 'roten Faden' in der eigenen Biographie zu finden und konkrete Beispiele für eigenen Erfolg zu finden. Im Idealfall münden die bisherigen Erfahrungen und Kenntnisse in die konkrete Stelle, d. h. der Bewerber sollte sich auf die die persönlichen Fähigkeiten und Erfolge, die für die Stelle verwertbar und nützlich sind. " - Was würden Sie tun, wenn ...?
Wagner ergänzt: "Ein weiteres typisches Beispiel ist die Frage nach einer konkreten Lösung. Im Gespräch wird etwa gefragt: 'Was würden Sie tun, wenn man Ihnen unerwartet eine Führungsaufgabe in der xy-Abteilung übertragen würde?' oder 'Was würden Sie tun, wenn in Ihrer Abteilung zu viele Low-Performer sind?' Hier gilt es, situativ zu reagieren und vielleicht aus den bisherigen Projekten ähnliche Problemfälle zu nennen, die man erfolgreich gelöst hat, aber nicht nur in der Weise, dass man 'alles super kann', sondern den Weg zum Ziel erklären. Gerade bei Führungskräften werden viele situatve Gesprächsfragen gestellt. Wer seinen Führungstil kennt und seine Projekte und Aufgaben reflektiert hat, kann im Gespräch punkten."
Den Job wirklich wollen
Trotz des viel beschworenen Fachkräftemangels bekommen die meisten Personalverantwortlichen - vor allem in größeren Unternehmen - Unmengen von Bewerbungen auf den Tisch. Neben dem laufenden Geschäft, bleibt da nicht viel Zeit, um sich in der Vorauswahl jede Bewerbung sorgfältig anzusehen. "Grundsätzlich schauen sich Personaler eine Bewerbung zehn bis 20 Sekunden an. Wenn die Unterlagen in dieser kurzen Zeit nicht wirklich überzeugen, nehmen sie sich die nächsten Bewerbungsunterlagen vor", berichtet Christof Müller, Senior HR Manager bei Immobilien Scout.
Wie also überzeugt eine Bewerbung? Ein Personalleiter muss beim ersten Blick auf die Unterlagen erkennen, dass der Bewerber diesen Job wirklich will und sich mit der Stellenausschreibung und dem Unternehmen beschäftigt hat. "Wenn sich der Bewerber mit der ausgeschriebenen Stelle identifizieren kann, dann wird das auch die Personalabteilung nicht übersehen", ist sich Busold sicher. "Bewirbt sich aber jemand auf eine Manager Position und legt dem Lebenslauf ein Bild in Wanderkleidung bei, so ist die Bewerbung schlichtweg nicht stimmig". Einige Unternehmen bevorzugen inzwischen eine Bewerbung ohne Bild, "die meisten Personalverantwortlichen freuen sich jedoch über ein Bild, das gut in das Gesamtpaket der Bewerbung passt", ist sich Dieter Schoon, Personalchef von Itelligence sicher.
Partybilder sind kein KO-Kriterium
Natürlich sichten die Personaler nicht nur die Mappen des Kandidaten. Die Präsenz eines Bewerbers im WWW sagt oftmals mehr über die Persönlichkeit aus als Bewerbungsunterlagen. "Falls wir recherchieren, gehen wir meist den Weg über Google", so doubleSlash-Personalreferentin Hlawatsch. Wenn etwas Interessantes auffällt, führt der Weg weiter zu den verschiedenen Profilen in sozialen Netzwerken. Laut Hlawatsch werde in der Personalabteilung ihres Unternehmens besonders Wert auf die Karriereplattform Xing gelegt; Facebook stehe dagegen nicht an erster Stelle.
Während sich Bewerber oft die Frage stellen, wann sich der Auftritt im Web positiv oder negativ für sie auswirkt, hat sich bei Personalern ein grundsätzlicher Wandel eingestellt: Im Gegensatz zu den Anfängen der Internet-Kommunikation und Social Media wird heute der Aufenthalt im Netz nicht mehr mit Skepsis gesehen. Itelligence-Mann Schoon erklärt: "Für uns ist es inzwischen wichtig, wie souverän ein Kandidat mit den digitalen Kommunikationsplattformen umgeht und wie gut er vernetzt ist."
Generell sollte sich trotzdem jeder Gedanken darüber machen, welche Seiten er "liked", teilt und kommentiert und welche Art von Fotos er hochlädt. Hlawatsch: "Fotos oder Kommentare, die in irgendeiner Form ausdrücken, dass die Bewerberin oder der Bewerber die Diskriminierung von Minderheiten unterstützt, wären für uns ein absolutes KO-Kriterium. Auch Beiträge unter dem Motto 'Kein Bock auf Arbeit' können den Bewerbungsprozess negativ beeinflussen". Wer sich wegen Party-Bildern im Web sorgt, den kann die Personalexpertin beruhigen: "Für viele Unternehmen sind Partyfotos kein Ausschlusskriterium im Bewerbungsprozess. Schließlich wissen auch wir, dass es nach der Arbeit auch einen Feierabend gibt." (kf)
Berücksichtigt man ein paar Tipps für die Selbstvermarktung im WWW, steht einem schnellen Einstieg ins Berufsleben nichts mehr im Wege:
- Image
Überlegen Sie sich als Erstes, welches Image Sie haben wollen und welchen Eindruck Sie im Netz auf Fremde machen wollen. - Google-Alert
Überprüfen Sie ihre Präsenz im World Wide Web und stellen Sie sich einen Google-Alert mit Ihrem eignen Namen ein. So wissen Sie immer sofort Bescheid, wenn etwas Neues über Sie im Web kursiert. - Soziale Netzwerke
Erstellen Sie Profile z.B. in folgenden sozialen Netzwerken, die sie miteinander verlinken: Facebook, Twitter, Google+, LinkedIn und XING. Man sollte immer den realen Namen als Benutzername wählen. Wählen Sie außerdem ein Profilbild für alle Netzwerke und vermeiden Sie einen zu häufigen Wechsel. - Xing
Personalverantwortliche legen viel Wert auf Ihren Auftritt bei Xing. Versäumen Sie also nicht, sich ein Profil anzulegen, und pflegen Sie es ganz besonders. Es macht nichts, wenn Sie dort noch nicht viel einzutragen haben. Es ist kein Geheimnis, dass Sie Berufseinsteiger sind. - Privates sperren
Wenn Sie in Ihren sozialen Netzwerken viele private Informationen und Bilder teilen wollen, sollten Sie Ihr Profil für Außenstehende sperren. - Finden
Denken Sie daran, dass Sie Ihren Web-Auftritt selbst sehr gut steuern können. Sorgen Sie dafür, dass man Sie auch dort findet, wo Sie gefunden werden wollen. - Sie entscheiden!
Das gleiche gilt auch für die Informationen die Sie teilen. Sie entscheiden, was man über Sie im Netz erfahren kann und was nicht. - Blogs
Nutzen Sie Blogs, um Ihre Kompetenz zu zeigen. Personalverantwortliche werden so schnell zu Ihren Beiträgen gelangen und von Ihrem Wissen und Engagement beeindruckt sein. - Hobbies
Sollten Sie Hobbys haben, die Ihre Freizeit bestimmen, können Sie dies auch im Netz mitteilen. Ihre Erscheinung im Web soll auch Persönlichkeit haben. Ein zu glatter Auftritt, kann Sie unsympathisch machen. Aber aufgepasst: Recruiter sollten nicht den Eindruck bekommen, dass Sie nicht ausreichend Zeit und Energie für Ihren Job übrig haben. - Zu Privates
Wenn Sie in Partnerbörsen o.Ä. angemeldet sind, sollten Sie ein Pseudonym verwenden. Es gibt Dinge, die Personaler in der Bewerbungsphase nicht über Sie wissen müssen (und wahrscheinlich auch nicht wollen).
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