Wettbewerbsfähig bleiben

Optimismus statt Angst

Kommentar  06.05.2020
Von 
Associate Director bei Aequita. Davor war er Country Manager für Deutschland beim Freelancer Marktplatz Malt. Zuvor war er viele Jahre für McKinsey als Unternehmensberater tätig, zuletzt als Senior Projektleiter. David Lauber hat einen MBA von INSEAD sowie einen Master in Management der Handelshochschule Leipzig.
Krisen zwingen CEOs zu schweren Entscheidungen. Aktives und antizyklisches Verhalten kann helfen, auch morgen wettbewerbsfähig zu bleiben.

COVID-19 grassiert, der Dax musste starke Einbußen verzeichnen, die Bevölkerung und Unternehmenslenker sind verunsichert. Normalerweise investieren Betriebe viel Zeit und Geld, um die Talente von morgen zu finden, zu entwickeln und im Unternehmen zu halten. Dies gilt besonders für digitale Berufe wie Softwareentwicklung, Data Science und digitales Marketing, wo ein regelrechter "War for Talents" ausgebrochen ist - der Branchenverband Bitkom meldete noch im November 2019 einen Mangel von 124.000 IT-Fachkräften.

In Folge der Krise laufen Unternehmen Gefahr sich von Angst leiten zu lassen, wo eigentlich Optimismus gefragt ist.
In Folge der Krise laufen Unternehmen Gefahr sich von Angst leiten zu lassen, wo eigentlich Optimismus gefragt ist.
Foto: igorstevanovic - shutterstock.com

In Folge der aktuellen Krisensituation laufen wir aber Gefahr, uns in die falsche Richtung zu bewegen und Projekte, welche die Wettbewerbsfähigkeit von morgen beeinflussen, zu verzögern oder komplett zu stoppen. Ein Verhalten, das von Angst geleitet wird, wo eigentlich Optimismus gefragt ist. Nur mit Optimismus, schaffen es Wirtschaft und Gesellschaft, die Zukunft zu gestalten, anstatt sie abwartend auf sich zukommen zu lassen.

Selbstbewusste Entscheider sind gefragt

Für Unternehmenslenker bedeuten Zeiten der Unsicherheit immer eine besondere Herausforderung. Die aktuelle Zeit ist keine Ausnahme:

• Mitarbeiter müssen geschützt werden,

• Krisenteams müssen zusammengestellt werden, die auf spezifische Herausforderungen unmittelbar und abteilungsübergreifend reagieren können,

• finanzielle Analysen und gegebenenfalls Notfallpläne sind zu erstellen,

• Risiken in den Lieferketten muss begegnet werden und

• routinierte Krisenkommunikation ist entscheidend für das Vertrauen der Mitarbeiter und Kunden.

Trotzdem dürfen der Fokus auf langfristige Investition und die Ausrichtung auf zukünftige Wettbewerbsfähigkeit nicht ins Hintertreffen geraten. Unternehmen müssen gerade in Zeiten ökonomischer Unsicherheit aktiv handeln und dem Abwärtstrends entschlossen durch antizyklisches Verhalten entgegenwirken. Besonnenes, also wohl überlegtes, aber nicht langsames Handeln zahlt sich in diesen Zeiten besonders aus.

Einige der heute erfolgreichsten Unternehmen der Welt sind kurz vor einer Krise gegründet worden, oder mussten diese in einer kritischen Wachstumsphase durchschreiten: Amazon (*1994) - der Aktienkurs fiel von über 100 Dollar auf unter sechs Dollar, Google (*1998) wurde kurz vor der Krise gegründet und auch Facebook (*2004) musste den Schock von 2011 verkraften. Sie haben diese Herausforderung gemeistert, weil sie sich auch in Zeiten von Unsicherheit auf den Kern ihres Geschäftsmodells konzentriert und in neue Fähigkeiten investiert haben.

Der Wert von Zeit, Information und Flexibilität

Zeiten großer Unsicherheit zeichnen sich immer dadurch aus, dass anschließend viele erklären, alles folge einem logischen Muster und sie hätten es eigentlich schon vorher gewusst. Nur ist Entscheiden ins Blaue hinein in der Regel keine überlegene Strategie und für Unternehmenslenker keine empfehlenswerte Option. Die Fähigkeit, multiple Szenarien und deren Wahrscheinlichkeiten zu bewerten, ist bei den meisten Menschen leider relativ schlecht ausgeprägt. Gerade in Zeiten wie diesen stehen wir deshalb vor einer besonderen Herausforderung.

Märkte bewegen sich in Krisenzeiten nicht linear, sondern teilweise chaotisch. McKinsey zeigt in seiner Studie "COVID-19: Implications for business" zum Beispiel drei Szenarien für die weitere Entwicklung von Corona auf: "Quick recovery", "Global slowdown" oder "Global pandemic and recession". Bereits die Titel der Szenarien zeigen die Bandbreite der möglichen ökonomischen Konsequenzen. Sehr wahrscheinlich wird keines der drei Szenarien genau so eintreffen.

Zeit und neue Information, verbunden mit Handlungsflexibilität, wird zum Handwerkszeug für Erfolg. Innerhalb von Tagen werden derzeit neue Informationen bekannt, die es erlauben, bessere Entscheidungen zu treffen. Sobald neue Informationen bekannt werden, ist flexibles und entschlossenes Handeln gefragt. Dies gelingt jedoch nur, wenn die Vorkehrungen getroffen wurden, um schnell handeln zu können.

Optimistisch in die Zukunft blicken

Gerade was Zukunftsprojekte betrifft, gilt es mit Ruhe und Optimismus in die Zukunft zu blicken und, wo nötig, Flexibilität zu schaffen. In Bezug auf Personal, sind Freelancer dafür besonders geeignet. Sie sind für die Innovationskraft von Unternehmen essentiell und aktuell wie alle darauf angewiesen, dass ihre Dienste weiter gebucht werden. Ihre Erfahrung gewährleistet eine schnelle Einarbeitung, der Projektfortschritt bleibt erhalten und kritisches Wissen kann übergeben werden.

Das innovative Potenzial und die Erfahrung von Freelancern in neuen Arbeitsmethoden werden für all diejenigen einen besonderen Wert haben, die dieses Potenzial heute erkennen. Mit der Zeit wird eine klare Einschätzung der Lage wieder für mehr Gelassenheit sorgen. Es liegt an den Entscheidern von heute, ob sie diesen Zeitpunkt abwarten möchten, oder ob sie aktiv ihren Teil dazu beitragen, um so schnell wie möglich wieder an diesem Punkt anzukommen. (pg)