OSB Alliance plus Foundation

Open-Source-Verbände gehen zusammen

19.11.2013
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.
Im kommenden Jahr wollen sich die schon im Namen ähnlichen Vereine Open Source Business Alliance und Open Source Business Foundation zusammenschließen.
Foto: Sergey Nivens, Fotolia.com

Die Open Source Business (OSB) Alliance und die Open Source Business Foundation (OSBF) wollen im ersten Quartal nächsten Jahres zu einem Verband verschmelzen. Die Vorstände beider Vereine diesen Beschluss in einer gemeinsamen Absichtserklärung (Letter of Intent) veröffentlicht. Unter dem künftigen Namen Open Source Business Alliance würde, wenn die Mitgliederversammlungen zustimmen, mit gut 330 Mitglieder eine der größten, wenn nicht die größte Open-Source-Vereinigung Europas entstehen.

Schon seit dem Zusammenschluss des Linux-Verbands LIVE und der Linux Solutions Group (Lisog) zur Open Source Business Alliance gab es immer wieder Gespräche mit Vertretern der Open Source Business Foundation (OSBF). Die Mitgliedschaft in beiden Verbänden war verschiedenen Unternehmen zu kostspielig; Interessenten waren verunsichert, welche Organisation sie besser vertrete. Trotz weitgehender Übereinstimmungen haben sich beide Vereine in unterschiedliche Richtungen entwickelt.

OSB Alliance: Förderung im Fokus

Für die OSB Alliance stand immer die Förderung von Open-Source-Software im Vordergrund. Sie sprach sich eindeutig gegen Softwarepatente aus und hat ihre Einflussnahme auf Industrieverbände wie den Bitkom sowie Kontakte in die Politik auszubauen versucht. Außer in puncto Open Cloud hat sich die OSB Alliance unter dem Titel "Open Minds Economy" neuen Open-Themen eher zurückhaltend geöffnet und zuletzt parallel zum Linxtag 2013 den "Open IT-Summit" organisiert.

OSBF: Coaching interessierter Firmen

Neuen Open-Initiativen hat hingegen die OSBF früher sowie deutlich mehr Aufmerksamkeit und Engagement gewidmet. Ein großes Pfund des Vereins ist aber vor allem die Erfahrung beim Coaching Open-Source-interessierter Firmen und bei der Förderung konsortialer Softwareentwicklung (Cosad) durch Anwenderunternehmen einer Branche. In Sachen Softwarepatente war die OSBF unentschieden, wohl eine wichtige Voraussetzung, dass Microsoft ein finanziell bedeutend beitragendes Vereinsmitglied wurde.

Abhörskandale treiben Zusammenschluss voran

Offenbar haben die neuesten Internet-Abhörskandale die Gespräche wieder vorangetrieben: "Die Ereignisse der letzten Monate haben jedem vor Augen geführt, wie wichtig Open Source für eine vertrauenswürdige IT und informationstechnische Souveränität ist", erklärt jetzt Peter Ganten, Vorsitzender der OSB Alliance. Beide Vereine wollen unter einem Dach ihre jeweiligen Stärken zusammenführen, worauf der OSBF-Vorsitzende und ehemalige Suse-Chef Richard Seibt hinweist: "Beide Organisationen ergänzen sich in idealer Weise zum Nutzen von Open Source."

In der Praxis könnte das darauf hinauslaufen, dass sich OSBF-Schwerpunkte als Working Groups unter dem Dach der künftigen OSB Alliance wiederfinden. Ein gemeinsames "Leitlinien"-Papier der Vorstände stellt Open-Source-Software in den Vordergrund der Vereinsziele. Dieses Dokument betont auch die Bedeutung von offenen Standards und lehnt Softwarepatente ab: "Die beste Grundlage, die wir anstreben, ist ein offener patentfreier Standard." Ob Microsoft auf dieser Grundlage noch Mitglied der neuen OSB Alliance sein wird, ist also fraglich. (jha)