Die "Europäisierung der Digitalpolitik" könne nicht nur die 28 EU-Mitgliedsländer umfassen, sagte Oettinger auf der Technologiemesse CeBIT. "Norwegen, der West-Balkan, die Schweiz, die Ukraine - wir brauchen sie alle." Schließlich würden zum Beispiel vernetzte Autos in Zukunft "von Lissabon bis Moskau" unterwegs sein. "Deswegen laden wir alle unsere Partner in den Nachbarländern ein, beim europäischen digitalen Binnenmarkt mitzumachen." Es gehe um eine "digitale Union".
Im Zuge der Digitalreformen müsse unter anderem die Frage beantwortet werden, ob europäische Regeln für Dateneigentum sowie eine generelle Regulierung von Online-Plattformen nötig seien. "Oder ob man sich weiterhin bei einzelnen Beschwerden um einzelne Unternehmen und deren Dienste kümmern kann", sagte Oettinger mit Blick auf das seit Jahren laufende EU-Wettbewerbsverfahren gegen Google. Europa stehe erst am Anfang juristischer Debatte, die sich aus der Digitalisierung ergäben, betonte er. Oettinger ist in der Kommission für Digitalpolitik zuständig.
Digitaler Binnenmarkt: Europäisches Framework für Unternehmen
An der Podiumsdiskussion mit EU-Kommissar Oettinger nahmen zahlreiche Vertreter der IT-Branche teil: Microsofts Deutschland-Chefin Sabine Bendieck und Martina Koderitz, Vorsitzende der Geschäftsleitung von IBM Deutschland, waren ebenso mit von der Partie wie Karl-Heinz Streibich, CEO der Software AG und Helmut Fallmann, Mitglied des Vorstandes beim österreichischen Software-Hersteller Fabasoft. Auch Gerard de Graaf, Direktor der EU-Kommission, nahm an der Diskussion teil.
Letztgenannter forderte auf EU-Ebene ein zukunftsgewandtes, rahmengebendes Regulatorium, in dem Unternehmen agieren können. Die Einführung und Etablierung solcher gesamteuropäischer Standards könne den Standort Europa immens stärken. Dabei solle Europa insbesondere auf seine Kompetenzen in Sachen Datenschutz und -sicherheit aufbauen, so de Graaf. Die Regulatorien auf EU-Ebene sollten dabei so gestaltet werden, dass sie Innovation ermöglichen und nicht hemmen.
- Deutsche ITK-Branche wächst
Nach einem Plus von 2,9 Prozent flacht sich die Wachstumskurve 2016 leicht ab. Dennoch kann die Branche solide zulegen und soll einen Umsatz von über 160 Milliarden Euro erzielen. - Wachstumsmotor Smartphones
Vor allem der boomende Absatz von hochpreisigen Smartphones hat im vergangenen Jahr den hiesigen Markt beflügelt. Das Geschäft mit TK-Endgeräten legte 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 19,3 Prozent zu. - Mehr Geld fürs Smartphone
Deutsche Kunden griffen im vergangenen Jahr gerne zu teureren Smartphones. Der durchschnittliche Verkaufspreis stieg im Vergleich zu 2014 von 348 auf 395 Euro. - Software treibt IT-Markt an
Während der Smartphone-Markt 2016 eine kleine Pause einlegt, wachsen die IT-Märkte solide weiter. Vor allem die Nachfrage nach Software bleibt ungebrochen hoch. - Löwenanteil TK-Dienste
Die Telekommunkationsdienste machen fast ein Drittel des deutschen ITK-Markts aus. Immerhin soll das Segment im laufenden Jahr nicht weiter schrumpfen. Der Bitkom rechnet mit einer Stagnation. - Weltweit Nummer vier
Mit einem Weltmarktanteil von 4,4 Prozent liegt Deutschland im Ranking der weltgrößten IT-Märkte auf Rang vier, hinter den USA, China und Japan. Zumindest die beiden Erstplatzierten dürften ihre Positionen behaupten. Die Wachstumsraten in China und den Vereinigten Staaten liegen deutlich über dem Plus in Deutschland. - Unternehmen schaffen neue Stellen
62 Prozent der Unternehmen aus der deutschen ITK-Branchen wollen 2016 neue Stellen schaffen, nur acht Prozent Jobs abbauen. Zwar waren die Zahlen 2015 etwas besser, doch die Nachfrage nach IT-Fachkräften bleibt ungebrochen hoch. - Zu wenig Nachwuchs
Gut 35.000 Studenten begannen 2014 ein Informatik-Studium - zu wenig, wie der Bitkom befindet. Außerdem sind unter den Studenten zu wenig Frauen, kritisiert der Verband.
Europa braucht den Digitalisierungs-Turbo
Auch die Vetreter der IT-Branche waren sich einig, dass der digitale europäische Binnenmarkt einheitliche Rahmenbedingungen braucht, damit europäische Unternehmen eine ähnlich disruptive Wirkung entfalten könnten, wie die bekannten US-Vorbilder. Microsoft-Chefin Bendieck sagte, der Digitale Binnenmarkt müsse eher global, denn ausschließlich auf europäischer Ebene betrachtet werden. Als Motor der Digitalisierung bezeichnete sie das Internet of Things. Als größtes Hemmnis für den Markt bezeichnete Bendieck das fehlende Vertrauen - insbesondere kleinerer und mittlerer Unternehmen - wenn es um die Themen Datenschutz und -sicherheit geht. Problematisch sei bezüglich eines politischen Regulatoriums, dass die Innovationszyklen innerhalb des digitalen Marktes so kurz seien, dass die Politik schlicht nicht hinterherkomme: "Wenn politischer Konsens hergestellt ist, ist die Innovation längst weitergezogen."
Martina Koederitz, Vorsitzende von IBM Deutschland, betonte, dass man bei der Diskussion zwischen den Bereichen B2B und B2C unterscheiden müsse. Oberstes Ziel müsse es allerdings sein, den Menschen digitale Kompetenz zu vermitteln. Dem schloss sich auch Karl-Heinz Streibich von der Software AG an. Die Unterscheidung zwischen B2B und B2C sei in diesem Zusammenhang wichtig, da beide Bereiche "von ihren eigenen Egoismen" getrieben werden. Allerdings sei das "Internet der Industrien" maßgeblich für den Fortschritt der Digitalisierung mitverantwortlich.
Das Fazit der Veranstaltung: Digitale Innovation muss in allen Bereichen deutlich an Geschwindigkeit gewinnen und erfordert Umdenken - nicht nur in Unternehmen! (dpa/fm)
- Software-Entwicklung in Europa
Eine Umfrage zum Status quo in der Software-Entwicklung weist auf deutliche Unterschiede zwischen europäischen Regionen hin. Übereinstimmung herrscht indes darin, dass Individualentwicklung wichtig bleibt, Cloud-Enabling auch für Legacy-Anwendungen Pflicht wird und Entwickler zu stark von Nebensächlichkeiten abgelenkt werden. - IT-Chefs in Ländern ...
... der Regionen Benelux und DACH möchten durch gezielten IT-Einsatz vor allem die Kosten senken. Die Briten sehen darin eher ein Instrument zur Umsatzsteigerung. Und die Skandinavier wollen ihre Kunden besser bedienen. - In allen Regionen ...
... sollen sowohl bestehende Anwendungen "cloudifiziert" als auch neue Anwendungen native für die Cloud entwickelt werden. - Dramatische Unterschiede gibt es in Sachen Self-Service:
Nur in der DACH-Region haben Entwickler mehrheitlich keinen Self-Service-Zugriff auf IT-Infrastruktur. - Gefragt nach den strategischen IT-Initiativen, ...
... legen Skandinavien, die DACH-Region und die Benelux-Staaten größten Wert auf standardisierte Deployment-Architekturen und –Prozesse. Den Briten ist das nicht so wichtig. Ihnen geht es vorrangig um mehr Produktivität in der Software-Entwicklung. - Deutliche Unterschiede in der Akzeptanz von Cloud Computing:
Für ein Drittel der befragten Briten ist die Cloud "kritisch" für strategische IT-Initiativen. In allen anderen Regionen ist die Sogwirkung nicht so stark. - Jenseits der DACH-Region spielt die Public Cloud eine deutlich wichtigere Rolle.
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In Ländern aus Skandinavien und der DACH-Region wurde schon kräftig ausgemistet.