Frage 1: Herr Scheuber, Multi-Cloud ist der Megatrend der Stunde. Warum ist das so? Warum gibt es kein One-Size-Fits-All?
Uwe Scheuber: Jede Cloud hat ihre Stärken und Schwächen. Beispielsweise setzen unsere Kunden beim Streaming von Massendaten vorzugsweise auf Amazon (AWS), da hier eine entsprechende Optimierung vorgenommen wird. Bei SaaS und PaaS gibt es dagegen deutliche Stärken in der Azure Cloud - vor allem in Kombination mit Microsoft 365. Das sind zwei Beispiele dafür, nach welchen Kriterien der Cloud-Provider ausgewählt wird. Hinzu kommt, dass viele Kunden sich nicht an einen einzigen Provider binden wollen.
Frage 2: Analysten sehen schon vielfach einen "Cloud-Sprawl" - also eine Zergliederung - die immer schlechter zu beherrschen ist. Was kann man dagegen unternehmen?
Uwe Scheuber: Eine Multi Cloud Strategie führt zu einer Erhöhung der Komplexität. Doch diese Komplexität lässt sich begrenzen. Wir sind in der Lage das Managen von Cloud-Umgebungen so einfach wie möglich zu halten. Meine Empfehlungen lauten:
Arbeiten Sie höchstens mit drei Cloud Providern zusammen.
Setzen Sie bestmögliche Multi Cloud Management Tools ein.
Investieren Sie in das Skill-Set der Mitarbeiter.
Behalten Sie die Kosten im Auge und im Griff.
Bei Fujitsu haben wir ein Konzept erarbeitet, mit dem man alle Cloud-Umgebungen so managen kann, dass die oben genannten Punkte bestmöglich berücksichtigt werden. Dabei spielt es keine Rolle, welche Cloud-Formen zum Einsatz kommen. Man konsumiert nur die Services, die man benötigt. Ich könnte hier etliche Beispiele aus vielen Branchen aufführen, aber das würde zu weit führen.
Frage 3: Multi-Cloud und Cloud-Sprawl haben zu einem immensen Overprovisioning geführt. Laut Gartner werden in diesem Jahr mehr als 20 Milliarden Dollar an Cloud-Infrastruktur vergeudet. Welche Tipps haben Sie, um hier gegenzusteuern?
Uwe Scheuber: Wer in die Cloud will, muss vorher seine Hausaufgaben machen. Das beginnt mit einer Analyse darüber, was in die Cloud ausgelagert werden soll und einer Überprüfung, was davon überhaupt sinnvoll ist. Lift & Shift ist nicht sinnvoll, weil man dadurch keinen Mehrwert generiert. Im Gegenteil: Es führt zur Überprovisionierung und dadurch zu höheren Kosten. Bevor man mit einer Migration beginnt, ist es notwendig über Optimierungen nachzudenken und diese dann auch umzusetzen. Erst das bewirkt den erhofften Kosten- und Innovations-Benefit.
Fujitsu setzt hierbei auf das Cloud Adaption Framework von Microsoft, das mit vielen eigenen Erweiterungen zu einem leistungsstarken Migration Framework ausgebaut wurde. Am Anfang steht dabei immer die Formulierung der Ziele, der Strategie und eine klare Definition der Verantwortlichkeiten. Je besser diese Vorabplanung ausfällt, umso größer der Nutzen und der Mehrwert. Für ein derart methodisches Vorgehen sehen wir einen großen Bedarf.
Unser Angebot an Sie: Diskutieren Sie im Rahmen der Fujitsu Expert Talks Ihre individuellen Fragen mit Uwe Scheuber. Vereinbaren Sie einen persönlichen Online-Gesprächstermin - unverbindlich und exklusiv. |