Open Container Project

Neuer offener Standard soll Fragmentierung und Lock-in verhindern

23.06.2015
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Software-Container sind dieser Tage ein zentraler Technologie-Trend. Jetzt gibt es dafür einen neuen, offenen Standard auf Basis von Docker.

Ziel der Containerisierung ist es vereinfacht gesagt, eine Applikation mit allem, was diese über das Betriebssystem hinaus benötigt (Abhängigkeiten oder Dependencies) so zu "verpacken", dass man sie beliebig von einem Linux-basierenden Infrastruktur-Unterbau zum nächsten verschieben kann. Besonders wichtig und nützlich ist das beim extrem virtualisierten und automatisierten Cloud Computing.

Docker, zentraler Protagonist des aktuellen Container-Trends, hat jetzt sein populäres Container-Format mitsamt Runtime ("libcontainers") für das Open Container Project gestiftet, das unter dem Dach der Linux Foundation herstellerneutrale Standards für Software-Container entwickeln will. Die konkurrierende, von CoreOS angestoßene Initiative App Container Spec, kurz "appc", macht ebenfalls mit. CoreOS bietet mit "Rocket" eine alternative Container-Ablaufumgebung an; eine weitere ist "Kurma" von Apcera.

"Es gab zuletzt jede Menge Aktivität um Docker und Container ganz allgemein", erklärte Docker-CEO Ben Golub anlässlich der Hausmesse DockerCon. "Wir und andere in der Industrie dachten, es sei an der Zeit, den Kasten mal etwas präziser zu definieren, damit wir uns nicht mehr um die Form und darum kümmern müssen, wo die Haken und Löcher hinkommen, sondern uns stattdessen um Innovation auf höheren Ebenen kümmern können."

Dem Open Container Project haben sich bereits etliche Branchenschwergewichte angeschlossen, als da wären neben den bereits genannten Firmen Amazon Web Services (AWS), Cisco, EMC, Fujitsu, Goldman Sachs, Google, Hewlett-Packard (HP), Huawei, IBM, Intel, Joyent, Mesosphere, Microsoft, Pivotal, Rancher Labs, Red Hat sowie VMware. Die ersten Specs soll binnen drei Monaten komplett sein. Die Standards des Open Container Project soll nicht an Higher-Level-Konstrukte wie bestimmte Clients oder Orchestrierung-Stacks sein, keine enge Verbindung zu einem bestimmen kommerziellen Anbieter oder Projekt haben und portabel über möglichst viele Betriebssysteme, Hardware, CPU-Architekturen und Public Clouds sein. Erklärte Kernwerte des Projekts sind ferner Abwärtskompatibilität (zu Docker und appc), Minimalismus, Offenheit, Sicherheit, Portabilität und Komponierbarkeit.

"Standard-Kriege sind eine hässliche, schreckliche Sache", sagte Docker-Erfinder und -CTO Solomon Hykes in seiner Keynote-Rede zur DockerCon. "Schrecklich und gleichzeitig langweilig, wenn das überhaupt möglich ist." Hykes hatte sich übrigens anfänglich bei GitHub verächtlich über die Konkurrenz von appc geäußert. Nun will er sich ausgerechnet von CoreOS-Chef Alex Polvi überzeugt haben lassen, wie sinnvoll und nützlich Standards sein können. Hykes hat es allerdings geschafft, seine respektive Dockers Technologie zur Grundlage der Standardisierung im Open Container Project zu machen. Er betont allerdings, dass das von Docker gestiftete Open-Source-Tool "runC" wirklich neutral ist und standalone funktioniert. "Das ist quasi alles, was sie brauchen, um Conainer auf dem Low-Level-System zu fahren", so Hykes. "Es gibt keinerlei Abhängigkeiten vom Rest der Docker-Plattform."

Nach angaben von Docker nutzen bereits mehr als drei Millionen Entwickler die Technologie des Startups und haben damit bereits 140.000 Docker-basierende Anwendungen geschaffen, die zusammen schon mehr als 500 Millionen heruntergeladen wurden. "Die Leute sind voll auf den Containerzug aufgesprungen, und das Letzte was sie wollen ist eine Fragmentierung der Grundlagen", so Golub weiter. "Aber wenn wir uns auf einen Standard-Container einigen, darf der nicht einer einzelnen Firma gehören."

Die Aktivitäten von Docker selbst fänden bereits zu 90 Prozent außerhalb des Codes statt, der jetzt an der Open Container Project gegeben wurde, sagt der CEO. "Wir haben den Markt entscheiden lassen, was seine Lösung der Wahl ist. Und jetzt sagen wir alle gemeinsam als Anbieter, als Nutzer und als Unternehmen: Lasst uns uns darauf einigen. Lasst uns nicht länger über die Spurbreite diskutieren, sondern unsere Zeit damit verbringen, wie wir schnellere Züge bauen."