Von Blockchain bis Business Networking Fabrics

Neue Technologien treiben den digitalen Wandel

30.08.2018
Von 
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Aufkommende Technologien wie Blockchain und Quantencomputer befeuern die digitale Transformation. Lesen Sie in Teil 2 unserer Serie, welche Rolle digitale Ökosysteme dabei spielen.
Noch für 2018 erwartet Forrester, dass Unternehmen einige Blockchain-Pilotprojekte in Produktionsumgebungen überführen.
Noch für 2018 erwartet Forrester, dass Unternehmen einige Blockchain-Pilotprojekte in Produktionsumgebungen überführen.
Foto: phive - shutterstock.com

Welche aufkommenden Technologien bergen derzeit das größte disruptive Potenzial? Diese Frage stellte das Marktforschungs- und Beratungshauses Forrester. Die Analysten identifzierten "12 Top Emerging Technologies", die sie anhand von drei Dimensionen (siehe Grafik) bewerteten.

In der Kategorie "Newness" geht es darum, wie neu eine Technik sowohl in Sachen Marktreife als auch hinsichtlich der Bekanntheit und des Know-hows bei potenziellen Nutzern ist.

Das Kriterium "Connectedness" beschreibt, wie verbreitet eine Technologie bereits in vorhandenen Produkten und Services ist. Ein hoher Wert weist darauf hin, dass sich das disruptive Potenzial schon im praktischen Einsatz zeigt.

Das Marktforschungs- und Beratungshaus Forrester hat zwölf Emerging Technologies mit einem besonders hohen "disruptiven Potenzial" identifiziert.
Das Marktforschungs- und Beratungshaus Forrester hat zwölf Emerging Technologies mit einem besonders hohen "disruptiven Potenzial" identifiziert.
Foto: Forrester Research

In der dritten Dimension ("Type of Technology Innovation") unterscheidet Forrester schließlich zwischen KI-Technologien, digitalen Ökosystemen, neuen Compute-Paradigmen wie Quantencomputer sowie Techniken, die als Brücke zwischen physischen und digitalen Welten dienen können. Zu letzteren gehören etwa Augmented-, Virtual- und Mixed-Reality-Techniken.

Lesen Sie in Teil 2 unserer Serie, welche Rolle digitale Ökosysteme im Transformationsprozess spielen.

Digitale Ökosysteme verbinden Unternehmen und ihre Partner

Zwei Emerging Technologies wertet Forrester als digitale Ökosysteme: Business Networking Fabrics und Distributed Ledger (Blockchain). Sie helfen Unternehmen, ihre Assets und Organisationseinheiten mit denen anderer Firmen und Partner zu vernetzen Der Begriff Fabric (englisch für Stoff) steht dabei für ein besonders eng gewebtes Netzwerk.

Business Networking Fabrics

Sogenannte Business Networking Fabrics entstehen aus einer Kombination verschiedener Netzwerkkomponenten, Software und Services. Sie verbinden Nutzer, Daten und Applikationen und greifen dafür auf definierte Policies und Orchestrierungssysteme zurück.

Für ihre Data-Center-Umgebungen haben Unternehmen in der Regel bereits Networking-Fabrics aufgebaut, erläutern die Forrester-Analysten. Das Konzept der Business Networking Fabrics gehe darüber hinaus und stelle beispielsweise sicher, dass an jedem Kunden-Touchpoint stets der passende Service ausgeliefert wird, abhängig vom genutzten Endgerät, Netzwerk-Traffic und Vorgaben hinsichtlich Security und Corporate Governance.

Dazu fehle es derzeit noch an fertigen Netzwerk-Orchestrierungslösungen, die etwa Software-defined-Networking über verschiedene Netzwerksegmente wie WAN, LAN und WLAN hinweg ermöglichten. Anbieter wie die zu Nokia gehörende Nuage Networks oder VMware arbeiten an Overlay-Lösungen, die solche virtuellen Netzwerke für die gesamte Business-Organisation zur Verfügung stellen sollen. Auch Google investiert in einschlägige Lösungen und legt seine Erkenntnisse für andere Interessierte offen.

Business Networking Fabrics - wichtige Anbieter

Cisco Systems

Cloudgenix

Huawei

Juniper Networks

Nokia (Nuaga Networks)

Riverbed

Distributed Ledger (Blockchain)

Forrester definiert Distributed-Ledger-Technologie (DLT) als Softwarearchitektur, die kollaborative Prozesse wie etwa Transaktionen mit vertrauenswürdigen Daten ("trusted data") ermöglicht und dabei über organisationale und potenziell auch nationale Grenzen hinweg verteilt ist. Die zugehörigen Daten und Dokumente liegen dabei nicht mehr auf dem zentralen Server eines Mittlers, sondern in einer verteilten Datenbank in einem Peer-to-Peer-Netzwerk.

Mithilfe von Smart Contracts in der Blockchain können Unternehmen Prozesse automatisieren und für alle Beteiligten transparent und vertrauenswürdig gestalten. Der kurzfristige Nutzen liege für viele Organisationen in einer höheren Effizienz, kommentiert Forrester. Langfristig ermögliche Distributed Ledger völlig neue Business-Modelle. Solche DLT-Lösungen müssten aber erst noch entwickelt werden. Entscheider sollten bedenken, dass DLT-Initiativen zu 80 Prozent das Business beträfen und nur zu 20 Projekt Technologie.

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Blockchain as a Service - das bieten die wichtigsten Player

Noch für 2018 erwarten die Analysten, dass einige Pilotprojekte in kleinere Produktionsumgebungen überführt werden. Zudem gebe es neue Versionen der wichtigsten DLT-Plattformen, darunter Hyperledger Fabric, Quorum, R3 Corda und Digital Assets. Dennoch sehen die Auguren das disruptive Potenzial kurzfristig noch als begrenzt an. Zu viele technische Herausforderungen, beispielsweise bezüglich der Skalierbarkeit von Blockchain-Lösungen, müssten noch bewältigt werden. Das brauche Zeit, auch wenn mittlerweile ein großes und sehr aktives Ökosystem entstanden sei.

Den derzeitigen Hype um die Blockchain sieht Forrester durchaus kritisch. Überzogene Erwartungen und die oft unterschätzten Auswirkungen auf das Business würden zu Rückschlägen in der Praxis führen. Das eine oder andere sinnvolle DLT-Projekt könne dann schnell wieder gekippt werden.

Distributed Ledger (Blockchain) - wichtige Anbieter

Accenture

Consensys

Digital Asset Holding

Ernst & Young (EY)

IBM

Microsoft

Multichain

R3