Seit die National Basketball Association (NBA) im Jahr 2020 ihre digitale Transformation eingeleitet hat, setzt die populärste Basketball-Liga der Welt mit vollem Einsatz auf Technologie.
Cloud Computing, Data Analytics und künstliche Intelligenz (beziehungsweise Computer Vision) haben seither das Erlebnis für Fans, Spieler und Teams wesentlich verändert. Zuletzt in Form einer neuen Streaming-Applikation (NBA League Pass) und der Partnerschaft mit dem Sportstech-Spezialisten Hawk-Eye Innovations, die weitere App-Möglichkeiten (Stichwort optisches 3D-Tracking) erschließen soll.
"Wir wollen unseren Fans ein wirklich differenziertes Basketball-Erlebnis bieten", erklärt Krishna Bhagavathula, CTO und EVP der NBA. Die bisher getätigten Investitionen würden sich bereits auszahlen, ergänzt der Manager und Ex-CTO von NBC News: "Wir haben in dieser Saison etwa eine Million Videoaufrufe erzeugt - mehr als das Dreifache der vorangegangenen Spielzeit. Darüber hinaus konnten wir einen 50-prozentigen Zuwachs bei unseren Streaming-Abonnenten und einen 52-prozentigen Zuwachs bei den Zuschauerzahlen verzeichnen."
Die NBA-Azure-Experience
Das führt der NBA-CTO in erster Linie auf die enge Partnerschaft der Basketball-Liga mit Microsoft und einen gemeinsamen Drei-Punkte-Plan zurück, der vor rund drei Jahren entworfen wurde: "Wir hatten einige große Initiativen geplant, darunter die Bereitstellung des Streaming-Produkts und damit verbundener neuer Produkte auf einer Cloud-Infrastruktur. Das ging einher mit der Erkenntnis, dass es an der Zeit war, unseren gesamten Anwendungs-Stack zu modernisieren", erinnert sich Bhagavathula, der seinen Posten als Chief Technology Officer im Jahr 2017 antrat. Damals stand der US-Basketballverband gerade am Anfang seiner Cloud-Migration.
Wie in vielen anderen Unternehmen auch, verwaltete die NBA bis dahin eine On-Premise-Infrastruktur. Diese bestand aus Servern, auf denen virtuelle Maschinen Tausende von Workloads stemmten. Das gehört der Vergangenheit an. Wie auch der US-Football-Verband NFL entschied sich die NBA, mit Microsoft zu kooperieren und deren Azure-Cloud-Plattform zu nutzen. "Azure enthielt alle digitalen Komponenten, die für den Aufbau einer Streaming-Plattform erforderlich waren. Gleichzeitig bot die Plattform auch die Möglichkeit, einen Cloud-basierten Data Lake und Machine-Learning-Modelle zu nutzen, was für uns mit Blick auf Next-Generation-Apps wichtig war", erinnert sich CTO Bhagavathula an die Gründe für die Entscheidung zugunsten von Azure.
Abgesehen von der Kunden- und Nutzererfahrung hat die Migration auf Microsofts Cloud-Plattform auch die intern genutzten Applikationen zu einem hybriden Cloud/On-Premises-Mix transformiert: Zwischen 300 und 400 Anwendungen wurden in die Cloud gehievt, während andere, die weniger Flexibilität und Skalierbarkeit erforderten, im Rechenzentrum verblieben.
Nach drei Jahren können sich die ersten Ergebnisse der Kooperation sehen lassen: Dazu zählt etwa die umfassend modernisierte und mit zahlreichen Personalisierungs-Features aufgewertete NBA-App, die 2022 veröffentlicht wurde. Darüber hinaus hat der Basketball-Verband mit "Referee Engagement and Performance System" (REPS) auch eine App entwickelt, die speziell darauf ausgerichtet ist, Schiedsrichter und Team-Manager dabei zu unterstützen, sportliche Leistungen zu bewerten, zu optimieren und zusammenzuarbeiten.
Ein weiteres Erfolgsbeispiel für die Kombination aus Azure und NBA ist "CourtOptix": Eine Technologie, die das Spielgeschehen auf dem Platz verfolgt und analysiert. Das Tool, ebenfalls auf Azure entwickelt, sammelt Daten für jedes Team und stellt sie diesem zu Optimierungszwecken zur Verfügung.
#NBACourtOptix powered by Microsoft Azure highlights Davion Mitchell’s on ball pressure, where he ranks first in the NBA this season.
— NBA (@NBA) March 26, 2022
Kings/Magic - Tonight at 7pm/et on NBA League Pass pic.twitter.com/aa5wj5EOaG
Die (App-)Daten, die sich im Cloud Lake der NBA kontinuierlich ansammeln, werden auch dem NBA-Store und Merchandising-Partnern wie Fanatics und Ticketmaster zur Verfügung gestellt - ebenso wie die Daten aus Fan-Umfragen. "All das ist Teil unseres Plans, ein Repository aufzubauen, dass KI- und Analytics-Funktionen der nächsten Generation ermöglicht", unterstreicht der Technologientscheider.
Wie Daten den Sport verändern
Ob Tennis, Fussball, Football oder Basketball - Sportverbände weltweit setzen inzwischen verstärkt auf Sensoren, Kameras und (KI-)Datenanalysen, um die Performance von Spielern, Teams und Schiedsrichtern zu optimieren. Nach Auffassung von Bhagavathula ist das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange: "Heutzutage tragen die Spieler noch keiner Sensoren. Aber die Einführung neuer Wearable-Technologien und neue Formen von IoT-Sensoren werden in den kommenden Jahren zweifellos die Datenerfassung die Leistung der Spieler beeinflussen."
So verspricht sich der Technologieentscheider insbesondere von der Partnerschaft mit der Sony-Tochter Hawk-Eye Innovations noch weitaus detailliertere Daten, die Spieler und Team-Management nutzen können, um ihr Spiel und ihre Strategie zu optimieren: "Im Wesentlichen kommt eine Skelett-Tracking-Technologie zum Einsatz, um zu analysieren, wie hoch ein Sportler springt, wie seine Körperhaltung bei einem Wurf ist oder wie er nach einem Sprung landet", erklärt der NBA-CTO und fügt hinzu: "Wir sind davon überzeugt, dass diese empirischen Daten echte Einblicke in den Basketball ermöglichen."
Zwar äußerte sich Bhagavathula nicht explizit zu den Plänen der NBA in Sachen Generative AI. KI-Experte Tiago Cardosa, Group Product Manager bei Hyland Software, ist jedoch davon überzeugt, dass Large Language Models das Potenzial dazu haben, das Sport- und Fanerlebnis weiter zu verändern: "Große Sprachmodelle können generische Aufgaben ausführen, also Spieler identifizieren oder Aktionen und Taktiken verstehen. Sie wären in der Lage zu erkennen, wie sehr sich die Zuschauer auf ein Spiel einlassen und könnten das in Form von Text- oder Sprachkommentaren ausdrücken. Eines Tages könnten LLMs auch dazu eingesetzt werden, alle im TV übertragenen Spiele zu katalogisieren und maßgeschneiderte Highlight-Videos zusammenzustellen - auf Basis von Prompts wie: 'Zeige mir die Videos identischer Dunks von LeBron James und Michael Jordan'". (fm)
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.