PwC-Studie

Nachholbedarf bei digitaler Produktentwicklung

13.01.2020
Von 
Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Trotz vieler digitaler Initiativen ist die Digitalisierung der Produktentwicklung in vielen Unternehmen bisher kaum ein Thema, berichtet die Unternehmensberatung PwC in einer Studie.
  • Digitalisierung der Produktentwicklung kann die Effizienz um 31 Prozent steigern, die Time-to-Market um 28 Prozent senken und Kosten um dreizehn Prozent verringern
  • Überdurchschnittlich erfolgreiche Unternehmen nutzen stärker als andere Prozess-Simulation, Datenanalyse und KI, Produkt Portfolio Management und Weiteres
  • In Sachen Cybersecurity sieht Pwc bei allen Unternehmen Nachholbedarf
Metriken zeigen die Vorteile digitaler Produkt-Entwicklung.
Metriken zeigen die Vorteile digitaler Produkt-Entwicklung.
Foto: Pwc

Bei der Digitalisierung der Wertschöpfungskette steht ein Aspekt bisher im Hintergrund: die Produktentwicklung. Die Unternehmensberatung PwC hat etwa 200 Entscheider aus Mittel- und Nordeuropa dazu befragt.

PwC weist die Studienteilnehmer vier Kategorien zu: zehn Prozent gelten als "Digital Champions". Jeweils 32 Prozent sind digitale Innovatoren oder "Digital Follower". Die verbleibenden 26 Prozent sehen die Berater als digitale Novizen an.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

1. Digitale Produktentwicklung verbessert die Performance: Die Unternehmensberater sehen sich zunächst die Kennzahlen an. Demnach erwarten Digital Champions in diesem Jahr Effizienzsteigerungen von 31 Prozent in ihrer Produktentwicklung. Die Novizen rechnen mit nur neun Prozent. Champions würden ihre Time-to-Market um 28 Prozent verringern, Novizen um sechs Prozent. Die Produktionskosten sollen bei den Champions um dreizehn Prozent sinken, bei den Novizen um sechs Prozent.

2. Kundenzentrierung als Schlüssel: Die Tools dafür sind KI-basierte Analytics (Künstliche Intelligenz) und Social Listening, Tools zum Durchforsten von Social Media und Webseiten. Solche Werkzeuge nutzen aktuell 36 Prozent der Champions und 27 Prozent der Novizen. Eine weitere Frage ist die Nutzung der Daten: Während 73 Prozent der Champions Erkenntnisse aus Kundendaten in die Entwicklung neuer und die Optimierung bestehender Produkte einfließen lassen, sind es unter den Novizen lediglich 31 Prozent.

Der Umsatzanteil neuer Produkte als Maßstab

3. Neue (digitale) Produkte verbessern die Wettbewerbsfähigkeit: Welcher Umsatzanteil geht auf neue (maximal zwei Jahre alte) Produkte und Dienstleistungen zurück? Bei dieser Frage sieht sich PwC alle Kateogrien an. Fazit: Unter den Digital Champions sind es 22 Prozent, bei den Innovatoren dreizehn und bei Followern sowie Novizen jeweils acht Prozent. Künftig wollen 26 Prozent der Champions auf personalisierte Produkte und Dienstleistungen setzen. Dem stimmen 18 Prozent der Innovatoren, acht Prozent der Follower und zwei Prozent der Novizen zu.

4. Datenanalyse und Künstliche Intelligenz (KI) bilden das Rückgrat digitaler Produktentwicklung: Konkret geht es um das Verbessern von Abläufen, Qualitätssicherung und das Validieren von Produkten und Dienstleistungen mithilfe von Daten. PwC spricht hier von Vorteilen durch DfX. Das Kürzel bedeutet "Design for Cost, Design for Manufacturing, Design for Value" und Weiteres.

Noch ist die Einbettung digitaler Produktentwicklung in den richtigen Rahmen aus Ökosystem, Werkzeugen und Anderem eine Vision.
Noch ist die Einbettung digitaler Produktentwicklung in den richtigen Rahmen aus Ökosystem, Werkzeugen und Anderem eine Vision.
Foto: Pwc

5. Mehr Effizienz durch digitale Werkzeuge, Methoden und Prozesse: Die Champions unter den Studienteilnehmer setzen überdurchschnittlich oft Folgendes ein: Prozess-Simulation (82 Prozent), Datenanalyse und KI (79 Prozent), Produkt Portfolio Management (75 Prozent), Co-Creation (71 Prozent), Digitale Prototypen sowie agile Entwicklung (jeweils 68 Prozent), Digital Twins und Product Lifecycle Management (jeweils 61 Prozent).

Jedes dritte Unternehmem in Sicherheitsfragen auf Stufe Null

6. Cybersecurity in fünf Abschnitten: PwC teilt Cybersecurity im Kontext der Produktentwicklung in fünf Stadien ein. Auf Stufe Null hat das Unternehmen noch keinerlei formales "Secure Development Programm" entwickelt. Dort stehen derzeit 21 Prozent der Champions, im Durchschnitt aller Studienteilnehmer sind es 34 Prozent.

Stufe 1: Innerhalb des digitalen Produktentwicklungsprozesses (inklusive Software-Lieferkette) sorgen Kontrollen für Datensicherheit (Champions: elf Prozent, Durchschnitt: 22 Prozent). Stufe 2: Mindestens ein Projekt-Manager verantwortet das Secure Development Programm und kontrolliert - wenn auch informell - jedes Stadium des Produktlebenszyklus (Champions: 50 Prozent, Durchschnitt: 15 Prozent).

Auf Stufe 3 übernimmt der Sicherheits-Verantwortliche beratende Funktionen. Basierend auf Standards schätzt er Risiken ein und redet bei der Implementierung von Security-Tools mit (Champions: sieben Prozent, Durchschnitt: sechs Prozent). Stufe vier hat im Schnitt erst eines von hundert Unternehmen erreicht: Der Security-Verantwortliche weist auf Basis des firmeneigenen Risikotoleranz-Profils jedem Risiko die richtige Kontrolle zu.

7. Produkt-Entwicklung ist Teil eines agilen, integrierten Ökosystems: Diesen Punkt bezeichnen die Unternehmensberater selbst als Vision. Die Aufforderung, sich mit anderen Unternehmen (gegebenenfalls auch Wettbewerbern), Zulieferern und Partnern zu einem Ökosystem zusammenzuschließen, bezieht sich nicht nur auf Produktentwicklung. PwC sieht hierin das Modell der Zukunft.