Der Cloud-Computing-Markt wächst seit Jahren wie verrückt und findet immer größere Akzeptanz von Unternehmen aller Größenordnungen. Von AWS und Microsoft Azure bis hin zu Google, Alibaba, Dropbox und Rackspace – Anbieter gibt es mannigfaltig. Allerdings gibt es nicht die "eierlegende Wollmichsau" in der Wolke. Jede Plattform hat unterschiedliche Stärken und Schwächen. Die große Herausforderung bleibt, den richtigen Cloud-Mix zwischen on- und off-premise sowie die richtige Fertigungstiefe zu definieren. Gleichzeitig gilt es, die richtigen Betriebsmodelle und Anbieter auszuwählen.
Ergebnisse einer Studie von 451 Research zeigen, dass die Cloud im Mainstream angekommen ist: 90 Prozent der Unternehmen nutzen sie auf die eine oder andere Weise. Angesichts der stetig wachsenden Akzeptanz werden den Prognosen zufolge 60 Prozent der Workloads bis zum Jahr 2019 in einer gehosteten Cloud-Umgebung betrieben werden, im Vergleich zu 45 Prozent im Jahr 2017.
Digitale Transformation erfordert IT-Agilität und entschlossenes Handeln
Die Zeiten, in denen die IT vor Ort betrieben und auf den Kunden maßgeschneidert war, sind längst vorbei. Für viele Unternehmen ist dieser Ansatz überholt. Nicht nur ist dies zumeist wirtschaftlich unvorteilhaft - Unternehmen machen sich Cloud Computing vor allem zu Nutze, um von größerer Flexibilität, Innovation und intensiveren Kollaborationsmöglichkeiten zu profitieren.
Insbesondere durch die digitale Transformation entsteht großer Handlungsdruck bei den Unternehmen, sich rechtzeitig neu zu erfinden und den Zug nicht zu verpassen. Ganze 75 Prozent der S&P 500-Unternehmen sollen laut einer Studie von Innosight bis zum Jahr 2027 durch neue Akteure ersetzt werden, wie im Cloud Taxonomie Report 2017 des Marktforschers IDC angegeben.
Eine solch eklatante Veränderung wäre in den vergangenen Jahrzehnten nahezu undenkbar gewesen und untermauert die Notwendigkeit, die strategische Ausrichtung der eigenen Unternehmung auf den Prüfstand zu stellen. "Die digitale Disruption ist real. Um den Fortbestand zu sichern, müssen sich Unternehmen mit DX [der digitalen Transformation] auseinandersetzen und [die Umsetzung] beschleunigen", sagt Ritu Jyoti, Research Director des IDC Storage Teams: "Führende digitale Unternehmen nutzen Daten, um personalisierte Mehrwertdienste zu liefern, die Customer Experience zu optimieren, neue Möglichkeiten zu erkunden und die Transaktionskosten zu senken. Die weltweit am meisten bewunderten und am besten geführten Unternehmen nutzen die IT als Wettbewerbsvorteil. Die bahnbrechende Agilität, Flexibilität und Leistungsfähigkeit von Cloud Computing hat Unternehmen in die Lage versetzt, neue Wege zu erkunden um Geschäft zu generieren. Hybride Cloud-Umgebungen und Multi-Cloud-Szenarien werden zum Normalfall".
Fehlender Durchblick dank einem Blumenstrauß an Optionen
Während sich das Cloud-Computing-Universum immer weiter ausbreitet und an Reife gewinnt, entscheiden sich immer mehr Unternehmen für den Betrieb in Multi-Cloud-Landschaften, quer über verschiedene Service Provider verteilt. Um sich diesen Trend zu eigen zu machen, erweitern Cloud-Anbieter ihr Produktangebot kontinuierlich, indem sie neue X-as-a-Service-Modelle auf den Markt bringen.
Intelligente Partnerschaften und Ökosysteme nehmen an Wichtigkeit zu. Während Cloud Computing den IT-Betrieb eigentlich vereinfachen soll, entsteht durch den Blumenstrauß an Diensten inzwischen neue Komplexität. Die Wettbewerbsdifferenzierung erfolgt zunehmend über Innovation und strategischer Vision, insbesondere mit Blick auf die digitale Transformation, statt über die Funktionalität.
Multi-Cloud- und Hybrid-Szenarien verbreiten sich in Windeseile. Laut der Studie von 451 Research planen 69 Prozent der Befragten bis 2019 die Implementierung dessen. Dies mag zwar für etablierte und potenzielle Cloud-Service-Provider verlockend klingen, aber das Wachstum gepaart mit zunehmender Fragmentierung wird die Analyse und Optimierungvon Cloud-Ausgaben für Unternehmen erschweren.
So stellte 451 Research in ihrer Studie fest, dass das Portfolio von Amazon Web Services (AWS) bereits aktuell mehr als 320.000 Artikelnummern (SKUs) umfasst. Die Komplexität wird tendenziell noch weiter zunehmen. So hat AWS beispielsweise alleine in den ersten beiden Novemberwochen 2017 mehr als 53.000 neue SKUs eingeführt. "Cloud-Käufer haben Zugriff auf mehr Funktionen als je zuvor, aber das Ergebnis ist eine immer größere Komplexität.
Es ist ein Albtraum für Unternehmen, die Kosten für die Nutzung bei einem einzigen Cloud-Anbieter zu berechnen, ganz zu schweigen von einem Vergleich der Anbieter oder der Planung einer Multi-Cloud-Strategie", sagt Dr. Owen Rogers, Research Director bei 451 Research. "Die Cloud zu nutzen sollte so einfach wie beim Strom sein, aber Innovationen und neue Preismodelle wie AWS Reserved Instances bedeuten, dass die IT-Landschaft komplexer denn je ist."
Dringend gesucht: größere Flexibilität, weniger Komplexität
Flexibilität hat sich in den letzten Monaten zu einem neuen Schlachtfeld entwickelt. Google, Microsoft und Oracle haben der Reihe nach im Wetteifern mit AWS neue Preisoptionen und Modelle angekündigt. Den Analysten von 451 Research zu Folge entstehen vor allem dadurch lukrative Geschäftsmöglichkeiten für Anbieter, die Licht ins Dunkel bringen und die Komplexität reduzieren können.
Einfachheit ist mehr gefragt denn je. Bevor sich Unternehmen für den Aufbau einer Multi-Cloud-Architektur entscheiden, ist es wichtig, ein klares Zielbild zu definieren. Die übergeordneten Unternehmensziele helfen, Anwendungsbeispiele zu identifizieren. Viele Cloud- und Hosting-Anbieter bieten umfangreiche und nutzungsspezifische Hybrid-Cloud-Lösungen an.
Aus diesem Grund ist es für Unternehmen unerlässlich, alle verfügbaren Optionen gründlich zu prüfen und zu bewerten, bevor sie euphorisch auf einen der vielen Cloud-Züge aufspringen. Um die Effizienz zu steigern und die Komplexität zu reduzieren, sollten Unternehmen Handlunsgempfehlungen und Richtlinien erstellen, die das Navigieren in der Cloud-Landschaft vereinfachen und helfen, die Kaufkraft zu bündeln und Workloads zu konsolidieren.
Bei der Reiseplanung in die Cloud sollten geschäftliche wie auch technische Anforderungen Berücksichtigung finden und in einer übergreifenden Roadmap münden. Eine enge Abstimmung zwischen Unternehmensstrategie und IT-Fähigkeiten führt eher zu einer gut durchdachten Multi-Cloud-Landschaft. Für eine Entkoppelung der Planung und Silodenken ist kein Platz. Die Koordination hingegen erlaubt es Unternehmen, eine solide Grundlage zu schaffen, um digitale Geschäftsmodelle zu etablieren und langfristiges Wachstum zu erreichen.