Bekannt unter dem Anglizismus Work-Life-Balance, rückt das Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben bei vielen Arbeitnehmer:innen immer stärker in den Fokus. Die Balance wird dabei individuell definiert: Ob Sport, gesunde Ernährung, soziale Kontakte oder "me-time" - körperliche sowie mentale Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz gehen Hand in Hand. Unternehmen werden hierzu immer strenger von Mitarbeitenden in die Pflicht genommen. Denn nur wenn beide Lebensbereiche die nötige Zuwendung bekommen, ist es möglich, produktiv zu sein und weniger gestresst durch den Alltag zu gehen.
Wer Urlaub nimmt, verlängert das Leben. Das bestätigen diverse Studien der vergangenen zehn Jahre. Der Trend zur gesunden Work-Life-Balance rührt nicht zuletzt daher, dass lange Arbeitszeiten und zu wenig Urlaub die Gesundheit massiv gefährden. Auch die Bedeutung der psychischen Gesundheit im Berufsleben wächst zunehmend, seit viele Beschäftigte den Arbeitsalltag im Home-Office verbringen. Urlaub steigert das allgemeine Wohlbefinden und wirkt präventiv gegen Burnout, minimiert sogar das Risiko für Herzinfarkte. Denn oftmals kehren wir in der Urlaubszeit nicht nur der alltäglichen Umgebung den Rücken - auch der Geist hat Zeit, sich von komplexen Themen freizumachen und neu zu sortieren.
Produktivität steigern - per Auszeit
Eine Studie der University of California aus dem Jahr 2012 zeigte bereits vor einer Dekade, dass Teams Probleme besser lösen, wenn sie regelmäßig Pausen einlegen. Auszeiten, ob kurz oder lang, haben einen deutlichen Effekt auf die Kreativität, aber vor allem auf unsere Produktivität.
Während deutsche Arbeitnehmer:innen in Personalverhandlungen zurecht immer häufiger mehr Urlaubstage fordern, liegen sie mit 24 Tagen gesetzlichem Mindesturlaub weltweit gesehen noch über dem Maximum vieler Länder. In den USA gibt es keinen gesetzlich vorgeschriebenen Mindesturlaub - dieser ist reine Verhandlungssache. In Japan sind ganze fünf Tage Urlaub im Jahr Pflicht. Traurig aber wahr: In vielen Ländern wird gänzlich auf Urlaub verzichtet.
Doch wie viel Urlaub braucht man, um gesund zu bleiben? Über diese Frage ist sich die Fachwelt trotz Jahren der Forschung noch nicht einig. Klar ist jedoch: Arbeitgeber:innen haben durch festgeschriebene Urlaubsregelungen einen erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden ihrer Angestellten.
Zufriedenheit durch Urlaub steigern - 5 Tipps
Arbeitgeber:innen stehen verschiedene Mittel zur Verfügung, die Auszeiten ihrer Beschäftigten mitzugestalten. Folgende Methoden können dienlich sein, um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern:
Urlaubstage aufstocken: Das Aufstocken von Urlaubstagen ist ein gängiges Mittel, um einen Arbeitsplatz für Arbeitnehmende attraktiver zu gestalten. Einige Unternehmen gehen sogar noch weiter und stellen ihren Mitarbeitenden unbegrenzt viele Urlaubstage zur Verfügung. Dies geschieht meist unter der Prämisse eines engen Vertrauensverhältnisses zwischen Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in. Zusätzlich zum gesetzlich oder individuell festgelegten Urlaub sollten Unternehmen Eigeninitiative zeigen. So können beispielsweise unternehmensweite Tage mit Workshops für Mental Health organisiert werden. Auch von Arbeitgebern gesponsorte Wellness-Tage als Zusatz vor oder nach einem Urlaub gewinnen mehr und mehr an Popularität.
Anreiz für mehr Entspannung schaffen: Ein weiteres beliebtes Mittel ist ein finanzieller Zuschuss zum Urlaub. Evernote zahlt seinen Mitarbeitenden jährlich einen Zuschuss für die Urlaubsplanung, wenn sie fünf volle Tage am Stück freinehmen. Ist diese Art der Bezuschussung vom Arbeitgeber schlichtweg nicht tragbar, kann dieser beispielsweise bei der Reiseplanung unterstützen - diese kommt im Trubel des Arbeitsalltags häufig zu kurz und führt am Ende dazu, dass Mitarbeitende auch in Bezug auf Urlaub Stress aufbauen.
Perspektivwechsel fördern: Seit einiger Zeit taucht das Buzzword Workation immer häufiger im Kontext der Mitarbeitendenmotivation auf. Kolleg:innen treffen sich für eine bestimmte Zeit zusammen in einer Offsite-Location. Der Arbeitsalltag läuft regulär weiter, verschiedene Regelungen wie eine verkürzte Arbeitszeit während der Workation oder eine unternehmensweite Auszeit, die auf die gemeinsame Arbeitszeit folgt, sind Maßnahmen, die Teams zusammenbringen und die Arbeitsmotivation fördern. Eine fremde Arbeitsumgebung und das gemeinsame Erleben einer Workation fördern zudem die Produktivität und den Zusammenhalt des Teams.
Mit gutem Beispiel voran gehen: Doch was bewirken wohlüberlegte Methoden und Maßnahmen, wenn sie nicht vorgelebt werden? Das Vorleben einer gesunden Work-Life-Balance auf die Mitarbeitenden hat Signalwirkung. Führungspersonen können hier einen deutlichen Unterschied machen, indem sie selbst regelmäßig Auszeiten nehmen. Denn die Hemmschwelle der Angestellten, sich regelmäßig für eine Auszeit aus dem Arbeitsalltag herauszuziehen, sinkt dadurch deutlich.
Gedanken digitalisieren: Ähnlich verhält es sich, wenn es um das zu bewältigende Arbeitspensum geht. Klare Strukturen und somit auch die Sicherstellung einer effektiven Urlaubsvertretung tragen ebenso zu einem entspannten Urlaub bei. Zu einer effektiven Urlaubsvertretung gehört eine genauso gut geplante Übergabe. Entsprechende Apps können an dieser Stelle unterstützend zum Einsatz kommen. Das Festhalten aller anfallenden Aktivitäten inklusive ihrer Verantwortlichkeiten und Fristen ist die ideale Voraussetzung für eine gute Urlaubsvertretung. Eine Auszeit wird durch die klare Übergabe von Verantwortlichkeiten deutlich entspannter, denn: Wer zum Start eines Urlaubs bereits ahnt, was nach Wiederkehr auf der To-Do-Liste weiterhin warten könnte, hat größere Schwierigkeiten, während der Abwesenheit abzuschalten.
Motivation, Ausgeglichenheit und mentales Wohlbefinden leben vom Einsatz gut geplanter Auszeiten. Unternehmen sollten sich für Maßnahmen einsetzen, die Mitarbeitende motivieren und ihre Produktivität steigern. Arbeitgeber:innen sollten die individuellen Bedürfnisse ihrer Angestellten wahrnehmen und daraus resultierende Mittel festlegen. Ob Workation, mehr Urlaubstage oder gemeinsame Auszeiten: Ein Arbeitgeber profitiert am Ende von ausgeruhten Mitarbeitenden, die motiviert sowie produktiv zu einem entspannten Klima im Unternehmen beitragen. (pg/fm)