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Google-Ranking-Algorithmus für mobile Websites

Mobilegeddon 2: Kein Grund zur Sorge?

01.04.2016
Von 


Kevin Schüler schreibt als Experte zu den Themen (Cloud-)Hosting und Trends im Webdesign sowie agiler Softwareentwicklung. Er ist Head of Product Marketing bei dem Webhoster domainFACTORY. Schüler verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der IT-Branche, in denen er verschiedene Positionen im Produktmarketing, Produktmanagement und Sales, unter anderem bei AutoScout24, 1&1 und Host Europe inne hatte.
Erneut raunt es durch IT-Abteilungen und Webagenturen: "Google kündigt 2. Mobilegeddon an". Ein Großteil der Seitenbetreiber kann dem Update jedoch gelassen entgegen sehen.

Das vergangene Jahr war für viele Website-Betreiber eine turbulente Zeit. Ende April rollte Googledas große Update aus, das viele unter dem Namen "Mobilegeddon" kennen. Im November 2015 gab es das erste nennenswerte Update, das mobile-optimierte Websites, die mittels Vollbildbanner das Nutzungserlebnis stören, fortan abstrafte. Nun steht das nächste Update des Algorithmus vor der Tür. Erwartet uns tatsächlich ein zweites Mobilegeddon?

Die Optimierung von Websiten für mobile Devices wird immer wichtiger.
Die Optimierung von Websiten für mobile Devices wird immer wichtiger.
Foto: Stokkete - shutterstock.com

Website-Betreiber, die bereits im April letzten Jahres ihre Hausaufgaben in Sachen Mobiloptimierung erledigt haben, können sich entspannt zurücklehnen und sich auf einen neuerlichenn Aufwind in den mobilen Suchergebnissen freuen. Betreiber, die es bisher versäumt haben, ihre Website für das mobile Zeitalter zu rüsten, sollten dringend ihre Prioritäten überprüfen. Vor allem beim Einsatz von Landingpages zählt die Optimierung für mobile Devicesmehr denn je. Eine kleine Entwarnung: Das alte und neue Update des Suchalgorithmus straft keine Websites per se ab, sondern bezieht sich auf einzelne Unterseiten. Google stellt eigene Tools bereit, mit denen Website-Betreiber ihre Seiten auf "Mobile Friendliness" überprüfen können. Empfehlenswert ist das "Pagespeed Insights Tool", da dieses auf potenzielle Probleme hinweist und Tipps zur Optimierung gibt.

Darauf sollten Website-Betreiber achten

Das zweite "Mobilegeddon"-Update bezieht sich ausschließlich auf die mobilen Suchergebnisse. Das ergibt vor allem dann Sinn wenn man bedenkt, dass Google mittlerweile mehr Suchanfragen über mobile Geräte erhält als noch vor vielen Jahren üblich über den Desktop. Aus diesem Grund sollten Unternehmen ihre digitalen Aushängeschilder auch fürdie mobile Zukunft wappnen.

1. Javascript- und CSS-Dateien für den Google-Bot verfügbar machen

Der Google-Bot ist in der Lage, die Website in verschiedenen Ausführungen - also Desktop oder Mobile - zu rendern. Damit die Website besser interpretiert werden kann, benötigt der Suchmaschinen-Crawler daher Zugriff auf Javascript- und CSS-Dateien. Ist es dem Such-Bot nicht möglich, auf die Dateien zuzugreifen, markiert er die Seite als nicht optimiert. Deswegen sollte nach der Anpassung der Website auch die robots.txt entsprechend ergänzt werden.

2. Flash-Inhalte vermeiden

Seit geraumer Zeit schon wird Flash totgesagt, dennoch gibt es vereinzelt immer noch Websites, die Videos in diesem Format einsetzen. Für die Desktop-Version einer Seite ist das kein Problem. Für Mobile hingegen schon: In den seltensten Fällen unterstützen mobile Endgeräte Flash. Der Nutzer sieht anstelle des Videos einen Kasten, der auf die mangelnde Unterstützung hinweist. HTML5 bietet ein natives Videoformat, das auf allen modernen Geräten funktioniert.

3. Vollbild-Banner vermeiden

Trotz des Updates im vergangenen November, welches Vollbild-Banner abstraft, gibt es immer noch Seiten die so auf ihre App oder ihren Newsletter hinweisen. Dass dabei ein Großteil der Website-Inhalte verdeckt wird, stört vor allem das Nutzungserlebnis mobiler Besucher. Dies will Google mit seinem bevorstehenden Update noch stärker unterbinden. Daher sollte bei dem Einsatz von Bannern und Pop-ups darauf geachtet werden, dass der Website-Inhalt nicht komplett überdeckt wird. Extra Formate wie Smart-Apps-Banner für Safari oder das von Chrome unterstützte Format der Native-Apps-Banner sind die bessere Alternativen.

4. Fehlerhafte Weiterleitung

Egal ob responsives Webdesign oder mobile Website: Die Suchmaschine macht keinen Unterschied bei der Bewertung. Jedoch sollte beim Einsatz einer mobilen Website auf die Weiterleitungen geachtet werden. Wenn beispielsweise von der Website "abc.de/landingpage" nicht wie geplant auf "m.abc.de/landingpage" umgeleitet, sondern der Nutzer auf "m.abc.de" gelotst wird, dann frustriert das nicht nur den Suchbot, sondern vor allem die Nutzer, die zum Beispiel mittels einer Google-Anzeige auf die Website gefunden haben.

5. Einfache Bedienung gewährleisten

Zwar werden die Displays der aktuellen Smartphone-Generation wieder größer, jedoch heißt dies nicht, dass beispielsweise Bedienelemente für die Navigation wieder kleiner werden können, um mehr Platz für andere Inhalte zu schaffen. Bei der Gestaltung der mobilen Ansicht sollten die bewährten Rezepte für Desktop-Geräte überdacht und teils über Bord geworfen werden. Vor allem ist der Klick nicht gleichzusetzen mit einer Touch-Interaktion. Der beliebte Hover-Effekt, um beispielsweise ein Submenü anzuzeigen, lässt sich mittels Touch-Gesten nur schwer realisieren und wirkt eher umständlich als ansprechend. In der Regel sind die Finger der Nutzer auch dicker als ein Mauszeiger. Dementsprechend sollten die Buttons und der Abstand zwischen ihnen groß genug sein. Eine weitere wichtige Rolle für ein gelungenes Nutzungserlebnis spielt die Komplexität von Formularen. Große Eingabefelder und der Verzicht auf überflüssige Drop-Down-Auswahlmenüs helfen, die Bedienung auf mobilen Endgeräten zu vereinfachen.

Die Mobile-Bemühungen sind nicht umsonst

Der Anteil mobiler Endgeräte wächst stetig und die Frustrationstoleranz der Nutzer sinkt, wenn sie auf nicht optimierten Websites landen. Im Web wie auch im Offline-Leben gilt: Der erste Eindruck zählt. Bevor sich Nutzer durch eine schlecht lesbare und/oder bedienbare Webseite quälen, springen sie ab und versuchen ihr Glück bei der Konkurrenz. Mit der Mobiloptimierung kann man diesem Verhalten vorbeugen und die Absprungrate senken. Fühlen sich die Besucher einer Website auf allen Endgeräten wohl, hat das zudem positive Effekte auf die Conversion Rate, vor allem wenn eine einfache und übersichtliche Bedienung und Seitenstruktur gewährleistet wird.

Betrachtet man die Anpassung des Google-Algorithmus, könnte man meinen dieser wird "menschlicher", denn die gleichen Faktoren die den menschlichen Nutzer abspringen lassen und stören, sind wichtige Punkte für den Suchmaschinen-Bot. Die genannten Faktoren, die dem Nutzer ein angenehmes mobiles Nutzungserlebnis ermöglichen, zieht auch Google für die Bewertung der Nutzerfreundlichkeit heran. Ermittelt der Google-Bot Störfaktoren beim Besuch einer Seite, straft er diese ab - bis die Störungen beseitigt sind. Denn so viel ist sicher: Der Suchmaschinen-Algorithmus gibt Ihnen - im Gegensatz zu vielen Internet-Usern - eine zweite Chance. (fm)