Open Source und ERP

Mittelstand baut auf ERP-Systeme ohne Lizenzkosten

15.09.2010
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.
Freie ERP-Lösungen sind bei kleinen und mittleren Unternehmen auf dem Vormarsch. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Netzwerk Elektronischer Geschäftsverkehr (NEG).

Kleine und mittlere Unternehmen stehen Software für betriebswirtschaftliche Anwendungen, die auf Basis von Open Source entwickelt wurden, offen gegenüber: Bereits ein Drittel der befragten Unternehmen setzen lizenzkostenfreie ERP-Systemen ein. Rund 43 Prozent können sich einen Einsatz vorstellen, 13 Prozent sind unentschlossen. Lediglich vier Prozent lehnen einen Einsatz solcher Softwarelösungen ab.

Vorteile von lizenzfreier Software

Die Umfrage des NEG wollte zudem wissen, welche Erwartungen mit dem Einsatz von offenen ERP-Lösungen verbunden sind: 98,4 Prozent nennen die Flexibilität der Software und die damit verbundene Möglichkeit der Anpassung an die eigenen Bedürfnisse als sehr wichtig, wichtig oder eher wichtig. Dahinter folgen der Kostenvorteil durch den Wegfall von Lizenzkosten (89,4 Prozent), Unabhängigkeit von einem bestimmten Hersteller (87,7 Prozent) sowie die Offenheit des Quellcodes (77,2 Prozent).

Anschaffungskosten spielen untergeordnete Rolle

Bei den Unternehmen, die bereits entsprechende ERP-Systeme einsetzen, zeigt sich, dass für diese vor der Implementierung die Kostenvorteile mit 72,4 Prozent deutlich weniger wichtig waren als die Flexibilität (93,5 Prozent), die Herstellerunabhängigkeit und die Quelloffenheit (je 83,8 Prozent) der Software-Lösungen. "Für die Unternehmen ist es entscheidend, ein ERP-System zu nutzen, das ihren aktuellen und zukünftigen Anforderungen gerecht wird und entsprechend angepasst werden kann. Nicht zuletzt wegen der durchschnittlichen Nutzung von acht bis zehn Jahren sind die Anschaffungskosten von ERP-Lösungen bei der wirtschaftlichen Betrachtung häufig zu vernachlässigen", bewertet Uwe Salm, ERP-Experte des NEG dieses Ergebnis.

Die Erfahrungen der Unternehmen, die bereits lizenzfreie ERP-Systeme nutzen, zeigen, dass ihre Erwartungen meist erfüllt werden: In Punkto Kostenvorteil, Offenheit des Quell-Codes und Flexibilität sieht die Mehrheit der Unternehmen ihre Anforderungen als umgesetzt an.

Gefühlte Abhängigkeit vom Hersteller

Lediglich bei der Unabhängigkeit vom Hersteller ist das Bild ein wenig getrübt: Während in diesem Punkt lediglich 22 Prozent ihre Erwartungen als "voll erfüllt" ansehen, stellten sich die Erwartungen bei den anderen Kriterien stärker ein: Demnach sahen die Unternehmen ihre Wünsche und Anforderungen bei den Kostenvorteilen zu 38,7 Prozent als "voll erfüllt" an, bei der Offenheit des Quellcodes zu 41,9 Prozent und bei der Flexibilität zu 32 Prozent.

"Zwei Gründe können dafür verantwortlich sein, dass die Erwartungen bei der Unabhängigkeit vom Hersteller deutlich seltener voll erfüllt wurden: Zum einen in einer gefühlten Abhängigkeit von einem umsetzenden Dienstleister und zum anderen in einem unzureichenden Austausch mit der Entwickler-Community", bilanziert Salm dieses Ergebnis.

Die Online-Umfrage zum Einsatz von Open Source ERP-Systemen wurde im Zeitraum Mai bis August 2010 durchgeführt. Rund 130 Unternehmen beteiligten sich an der Befragung. Über die Hälfte der Unternehmen beschäftigen weniger als 50 Mitarbeiter. Ein Management Summary erscheint demnächst auf www.ec-net.de.