Orbot

Mit Tor auf Android anonym surfen

19.08.2017
Von  , Sandra Ohse und
Geboren Mitte der 70er Jahre, ist er mit dem PC aufgewachsen. Erste Basic-Programme auf dem 8086, beeindruckende CGA- und EGA-Adventures auf dem 80286 - der PC war immer da, als Werkzeug, als Spielzeug, als Chance, einzigartige Dinge zu tun. Schon während des Physik-Studiums machte er dann sein Hobby langsam zum Beruf, indem er als studentische Aushilfskraft die PC-WELT-Redaktion bei allerlei kleinen Aufgaben unterstützte. Von da an war der Studienabschluss eigentlich nur noch ein notwendiges, aber eher lästiges Projekt. Der echte Spaß ging immer erst nach den Vorlesungen in der Redaktion los - tüfteln, querdenken, schreiben, Menschen erreichen. Klar, dass es nach Abschluss des Studiums nur einen Weg geben konnte – mit voller Kraft zur PC-WELT. Seither besteht seine Begeisterung für Wissenschaft, Technik und deren Einfluss auf die Menschen fort. Die Vernetzung und Digitalisierung der Welt ist sicherlich eine der größten Entwicklungen dieser Generationen. Er ist froh, diese spannende Zeit mit der und für die PC-WELT und Macwelt gestalten zu können.
Wenn Dennis nicht gerade ein Smartphone testet oder ein Youtube-Video abdreht, ist er im Fitnessstudio oder in den Alpen beim Motorradfahren (Sommer) oder Snowboarden (Winter) zu finden – Sport gehört für ihn einfach zum Leben dazu. Nicht zu vergessen ist seine Reiseleidenschaft, er fühlt sich vor allem in den USA gut aufgehoben – zumindest für eine gewisse Zeit.
Wir erklären Ihnen, wie Sie mit dem Anonymisierungsdienst „Tor“ und der App „Orbot“ der Datensammelwut neugieriger Webseitenbetreiber ein Schnippchen schlagen.
Um eine neue Tor-Identität zu erhalten, wischen Sie über das Orbot-Logo, bis es sich dreht.
Um eine neue Tor-Identität zu erhalten, wischen Sie über das Orbot-Logo, bis es sich dreht.
Foto: IDG

Beim Surfen im Internet hinterlassen Sie Spuren: Webdienste speichern Informationen über Sie in Cookies, und je mehr Sie den Dienst eines Anbieters verwenden, desto exakter wird sein Bild von Ihnen. Ein Beispiel dafür ist Amazon: Der Internetriese schlägt Ihnen Artikel basierend auf vorherigen Suchen vor. Ihr Kaufverhalten, aber auch Ihre Produktrecherche wird mitgeschnitten und analysiert. So erhalten Sie Kaufvorschläge für Produkte, die Sie auf einer anderen Seite gesucht haben. Auch beim sogenannten Dynamic-Pricing kann die Datensammelwut der Webdienste nachteilig für Sie sein. So passt sich der Produktpreis der Nachfrage an: Dies kann dazu führen, dass Sie am Ende einen höheren Preis bezahlen.

Ein weiterer Verräter ist Ihre IP-Adresse. Sie wird automatisch beim Surfen genannt, damit der Server mit der Webseite weiß, wohin er seine Daten schicken soll. Das ist notwendig, aber über die IP-Adresse kann jeder zumindest Ihren ungefähren Standort herausfinden.


Zwar haben alle gängigen Internetbrowser eine sogenannte Private-Browsing-Funktion – dass Sie mit dieser aber keine Spuren im Internet hinterlassen, ist ein Trugschluss. Lediglich auf Ihrem Smartphone kann niemand anschließend nachvollziehen, auf welchen Webseiten Sie gesurft haben, denn der Browserverlauf sowie die Cookies werden automatisch gelöscht.

Neben der Browser-Anwendung Orfox hat Guardianproject noch weitere Applikationen parat.
Neben der Browser-Anwendung Orfox hat Guardianproject noch weitere Applikationen parat.

Anonym surfen mit Tor

Anonymisierungsdienste verhindern, dass die eigenen Internetaktivitäten ausgespäht werden können. Sehr beliebt ist das Anonymisierungsnetzwerk „ Tor“: „Tor“ steht für „The Onion Router“, zu Deutsch „Der Zwiebel-Router“. Der kurios wirkende Titel erklärt sich, wenn man sich das Funktionsprinzip vor Augen führt: Um seine Herkunft zu verschleiern, schickt Tor jedes Datenpaket über verschiedene, zufällig ausgewählte Rechner (Nodes), bevor es dann über einen Endknoten (Exit Node) ins offene Internet übergeben wird. Ihre IP-Spur wird also über verschiedene Anonymisierungsserver umgeleitet. Damit die Daten auf keinem der beteiligten Tor-Rechner mitgelesen werden können, sind sie verschlüsselt. Es handelt sich dabei um eine mehrfache Verschlüsselung im Zwiebelschalenprinzip: Jeder der am Transport beteiligten Nodes entschlüsselt dabei eine Schicht. Dadurch sieht das Paket, das beim Node ankommt, für Lauscher anders aus als das, welches der Node weitersendet.

Mit der sicherheitsoptimierten Firefox-Version Orfox surfen Sie anonym im Internet.
Mit der sicherheitsoptimierten Firefox-Version Orfox surfen Sie anonym im Internet.

Selbstverständlich sollte klar sein, dass Sie sich nicht bei Facebook oder anderen sozialen Netzwerken oder Ihrem E-Mail-Account anmelden sollten, während Sie mit Tor surfen, sonst ist es mit der Anonymität schnell vorbei.

Tor unter Android nutzen

Um mit Ihrem Smartphone anonym im Internet zu surfen, benötigen Sie die kostenlose Proxy-App „ Orbot“ des Anbieters Guardianproject, die Sie im Google Play Store finden. Orbot nutzt das Tor-Netzwerk um Ihre Spuren im Internet zu verwischen, und lässt sich mit diversen verschiedenen Apps nutzen.

Setzen Sie in den Einstellungen einen Haken beim Punkt „Anfrage auf Root-Zugriff“.
Setzen Sie in den Einstellungen einen Haken beim Punkt „Anfrage auf Root-Zugriff“.

Ohne Root-Zugriff:Verfügen Sie über keine Root-Rechte auf Ihrem Android-Smartphone, dann sollten Sie den Tor-Client Orbot in Verbindung mit dem Security-Browser „ Orfox“ nutzen, den Sie über die App selbst herunterladen können. Hierfür tippen Sie in der Anwendung oben rechts auf die drei Punkte und anschließend auf die Option „Apps holen“. Hier finden Sie den sicherheitsoptimierten Firefox-Browser Orfox. Die Anwendung leitet Sie anschließend für den Download zum Google Play Store weiter. Hier installieren Sie die App. Aktivieren Sie nun in der Orbot-Applikation die Tor-Verbindung, indem Sie das Logo antippen und kurz gedrückt halten. Anschließend können Sie mit der Kombination der beiden Programme anonym im Internet surfen.

Innerhalb der Orbot-App finden Sie außerdem Weiterleitungen zum Download weiterer kompatibler Apps wie des Messengers Chatsecure, der Suchanwendung Duduckgo und Twitter. Ihren Datenverkehr können Sie ohne Root-Rechte auf Ihrem Smartphone leider nicht schützen.

Sie müssen Sie Superuser-Anfrage bestätigen, um auf den vollen Funktionsumfang der App zuzugreifen.
Sie müssen Sie Superuser-Anfrage bestätigen, um auf den vollen Funktionsumfang der App zuzugreifen.

Mit Root-Zugriff:Die Anwendung funktioniert zwar grundlegend ohne Root-Rechte. Möchten Sie aber den gesamten Datenverkehr schützen, kommen Sie um die erweiterten Rechte nicht herum. Sonst ist es nicht möglich, den Internetverkehr jeder installierten App zu verschlüsseln und über mehrere Computer umzuleiten. Wie Sie Ihr Android-Smartphone ganz einfach rooten können, erfahren Sie hier.


Nur mit der Installation der App ist es noch nicht getan. Damit Sie wirklich anonym surfen können, müssen Sie Orbot richtig konfigurieren. Um die Sprache in Deutsch zu ändern, tippen Sie oben rechts auf die Schieberegler und öffnen so die Einstellungen. Unter „General“ ist der Punkt „Languages“ angelegt. Wählen Sie hier „Deutsch“ aus. Gehen Sie zurück zu den Einstellungen, und scrollen Sie anschließend zu „Transparente Vermittlung (benötigt Root-Rechte)“. Hier finden Sie die Option „Anfrage auf Root-Zugriff“. Setzen Sie hier einen Haken. Es öffnet sich ein Fenster, in dem Ihnen die App eine „Superuser-Anfrage“ stellt. Bestätigen Sie diese mit „Erlauben“. Anschließend berühren Sie etwas weiter unten die Funktion „Anwendungen auswählen“. Entscheiden Sie sich nun für die Apps, für die der Datenverkehr durch Tor geleitet werden soll. Um Tor anschließend zu starten, tippen Sie auf das Tor-Logo und halten es kurz gedrückt. Wollen Sie die anonymisierte Verbindung beenden, müssen Sie den Vorgang wiederholen.

Wählen Sie die Anwendungen aus, für die die App den Datenverkehr anonymisieren soll.
Wählen Sie die Anwendungen aus, für die die App den Datenverkehr anonymisieren soll.

Tor-Identität wechseln:Um Ihre Spuren im Web noch besser zu anonymisieren, starten Sie Orbot. Nun wischen Sie über den Aktivierungsbutton in der Mitte des Bildschirms. Er sollte sich nun um seine eigene Achse drehen. Dabei verändern Sie die Tor-Identität, wodurch sich Ihre ID-Adresse, mit der Sie sich im Netz bewegen, ändert.

Um eine neue Tor-Identität zu erhalten, wischen Sie über das Orbot-Logo, bis es sich dreht.
Um eine neue Tor-Identität zu erhalten, wischen Sie über das Orbot-Logo, bis es sich dreht.

Nachteil beim Surfen mit Tor

Zwar schützen Sie Ihre Privatsphäre, wenn Sie über das Tor-Netzwerk surfen. Allerdings müssen Sie mit schwächelnder Performance rechnen. Die Downloadgeschwindigkeit ist geringer als beim Surfen im Normalbetrieb, denn schon eine überlastete Zwischenstation kann wie eine Bremse wirken. Eine schnellere Alternative sind VPN-Tools.

Diese schalten einen Virtual-Private-Network-Server zwischen Ihren Rechner und Ihr Surfziel. Nachteil: Die Methode schlägt bei den meisten Anbietern mit monatlichen Gebühren zu Buche.

(PC-Welt)