Das meldet der IT-Branchenverband Bitkom unter Berufung auf Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat. Demnach hat im Jahr 2014 nur gut die Hälfte der Bundesbürger (53 Prozent) das Internet zur Interaktion mit Behörden genutzt, etwa um Auskünfte einzuholen oder Formulare herunterzuladen. Das ist lediglich ein leichter Anstieg im Vergleich zu 2013, als es 49 Prozent waren. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich nach wie vor nur im Mittelfeld, konkret auf Rang elf aller EU-Mitgliedsländer.
Spitzenreiter ist Dänemark, wo 84 Prozent der Bürger E-Government-Angebote nutzen, gefolgt von Schweden (81 Prozent), Finnland (80 Prozent) und den Niederlanden (75 Prozent). "Mithilfe des Internets können Behördengänge in vielen Fällen deutlich unkomplizierter und schneller erledigt werden als mit einem persönlichen Erscheinen auf dem Amt", kommentiert Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Bitkom. "Hier verschenken sowohl Bürger als auch Verwaltungen wertvolle Möglichkeiten."
Der Digitalverband schiebt die vergleichsweise geringe Nutzung der elektronischen Verwaltung in Deutschland unter anderem auf ein Informationsdefizit: "Viele Bürger wissen schlichtweg nicht, dass sie zum Beispiel bei vielen Ämtern Termine online vereinbaren oder Formulare per E-Mail zusenden können", sagt Rohleder. "Hier muss noch stärker als bislang aufgeklärt werden."
Zudem würden die Möglichkeiten des E-Government noch nicht konsequent genug realisiert. Auch bei Anträgen, für die der Gesetzgeber keine Unterschrift fordere, sähen die Formulare immer noch ein Unterschriftenfeld vor und erschwerten so die komplett elektronische Antragstellung und -bearbeitung. "Das passt nicht mehr in unsere Welt und ist Bürgern, die online Bücher kaufen, Urlaube buchen oder ihre Wohnung tauschen, nicht mehr zu erklären", klagt Rohleder.
Und selbst dort, wo Online-Angebote gemacht werden, seien sie oftmals nicht nutzerfreundlich - nach Ansicht des Bitkom ein hausgemachtes Problem: "Viele Behörden versuchen, eigene Systeme aufzubauen, anstatt bewährte Standards einzusetzen. Dabei werden sie nicht selten von der aktuellen IT abgekoppelt", so Rohleder abschließend.