Um dies zu beantworten, hat die TU Berlin in Kooperation mit Campana & Schott untersucht, was diese Projekte für die beteiligten Parteien erfolgreich macht und welche Art der Zusammenarbeit am vielversprechendsten ist. In einer Reihe von Fallstudien wurden Entscheidungsträger, Personen der Geschäftsleitungs-Ebene, Startup-Programm-Manager sowie teilnehmende Startup-Unternehmen interviewt.
Aus den Ergebnissen lassen sich drei konkrete Faustregeln ableiten:
1. Klare strategische Ziele definieren
Etablierte Unternehmen, die von einem Innovation Lab profitieren möchten, sollten sich drei grundlegende Fragen stellen: Welche und wie viele Startups sollen ausgewählt werden? Wie und wie lange soll die (finanzielle) Verpflichtung andauern? Und wie soll die Zusammenarbeit mit dem Startup konkret aussehen?
Vor allem aber müssen die strategischen Ziele klar definiert werden. Diese können in harte Ziele wie ein vielfältiges Innovationsportfolio oder Kundenzugang, oder weiche Ziele, wie ein beabsichtigter Kulturwandel gegliedert werden. Mit Blick auf die Studienergebnisse sollten Unternehmen sich vorerst auf ein Ziel konzentrieren und später weitere hinzufügen.
2. Den regelmäßigen Austausch ermöglichen
Für viele Unternehmen ist, neben mehr Innovationskraft, der eigene Kulturwandel zentraler Antrieb für die Einrichtung von Innovation Labs. Hierfür haben sich im Rahmen der Fallstudien drei Schlüsselfaktoren herauskristallisiert: Networking, offene Kommunikation und internes Marketing.
Für einen Kulturwandel und ein innovatives Klima ist ein kontinuierlicher Austausch zwischen dem Unternehmen und den Startups unerlässlich. So können beispielsweise gemeinsame Events dazu beitragen, die Mitarbeiter beider Gruppen zusammen zu bringen. Zudem bietet ein gemeinsam genutzter Co-Working Space vielfältige Möglichkeiten zur täglichen Interaktion. Ergänzend helfen digitale soziale Netzwerke dabei, Diskussionen zu organisieren und deren Reichweite zu erhöhen. Dies ermöglicht einen effektiven Austausch auch über Arbeitsgruppen und Standorte hinweg.
Alle diese Maßnahmen können aber nur dann ihr volles Potenzial entfalten, wenn die Führungsspitze kontinuierlich persönliches Engagement zeigt, den Kulturwandel aktiv voranzutreiben und sich die Mitarbeiter auf diesem Weg mitgenommen fühlen. Dies untermauern auch die Ergebnisse der Deutschen Social Collaboration Studie. Demnach profitiert die Zusammenarbeit von einem vertrauensvollen Betriebsklima, das Fehler zulässt und dazu ermuntert, neue Ideen tatsächlich auszuprobieren. Ist diese Sicherheit nicht gegeben, sinkt die Bereitschaft der Belegschaft, sich zu beteiligen.
3. Präsenz und Sichtbarkeit schaffen
Eine große Herausforderung von Innovation Labs besteht darin, die neuen Ideen und Innovationen auch tatsächlich in Angebote oder neue Geschäftsmodelle zu überführen. Dies liegt nicht zuletzt an der organisatorischen und/oder geografischen Distanz zum Mutterunternehmen. Wenn aufgrund der Entfernung Mitarbeiter und Unternehmenseinheiten nichts von den positiven Impulsen der Startups mitbekommen, hemmt dies den Innovationscharakter und beeinträchtigt den kulturellen Wandel.
Für die nötige Sichtbarkeit sorgt - ganz analog - die physische Präsenz der Innovationspartner und ihrer Ergebnisse. Deshalb empfiehlt es sich, eine hybride Innovationseinheit aufzubauen: also eine digitale Plattform gepaart mit echten, repräsentativen Räumen im Herzen des Unternehmensgeschehens.
Innovationskraft stärken
Für große Unternehmen wie auch für Startups ist die Zusammenarbeit in einem Innovation Lab ein vielversprechender Weg, um die Innovationskraft zu stärken und einen Kulturwandel einzuleiten. Der Weg dahin ist für alle Parteien ein gemeinsamer, beständiger Lernprozess. Die drei Faustregeln können jedoch bereits am Beginn des Weges die Weichen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit stellen.