Junge Gründer setzen auf Coworking

Mit Abi-App in den Traumjob

15.11.2018
Von 
Steffi Burgard ist freie Journalistin in Stuttgart.
Die Digitalisierung scheint den jungen Unternehmergeist besonders zu beflügeln. Jedenfalls gilt das für die Ideenschmiede „Gschafft“, in der zwei junge Gründer neben dem Kerngeschäft Instagram- und Website-Management mit „AbiCalc“ eine spezielle App ausgetüftelt haben. Sie soll Gymnasiasten nicht nur die Abi-Planung erleichtern, sondern ihnen auch Jobs vermitteln.

Die jungen Gründer Maxi Mayr (21) und Henrik Heubl (18) aus Bad Tölz haben sich vor einem Jahr auf dem Oktoberfest in München wieder getroffen und festgestellt, dass sie ähnliche berufliche Projekte umsetzen und viel im Home Office arbeiten. Als sie auf der Suche nach einem Coworking-Space waren, im ländlichen Raum aber nichts in geeigneter Form fanden, gründeten sie kurzerhand einfach selbst einen. Ihr Ziel: Einen Raum für die Zusammenarbeit von Kreativen und Freiberuflern in ihrem Heimatgebiet zu schaffen. Seit Juni 2018 bieten sie in der Marktstraße in Bad Tölz mit der Ideenschmiede "Gschafft" (bayrisch "geschafft") den Schreibtisch auf Zeit, Raum für Veranstaltungen und Plattform für gegenseitigen Austausch an.

Es ist viel Gründerstimmung bei Maxi Mayr und Henrik Heubl zu spüren, die ihre gemeinsamen Projekte in einer GbR gebündelt haben und mittlerweile neun Mitarbeitern eine Perspektive bieten wollen.
Es ist viel Gründerstimmung bei Maxi Mayr und Henrik Heubl zu spüren, die ihre gemeinsamen Projekte in einer GbR gebündelt haben und mittlerweile neun Mitarbeitern eine Perspektive bieten wollen.
Foto: Maxi Mayr und Henrik Heubl

Coworking ist eine im Silicon Valley entstandene Arbeitsform, bei der sich meist Startups, Freelancer, Home-Office-Worker und Kreative einen zeitlich flexiblen Arbeitsplatz in einem offenen gestalteten Büro anmieten und den Vorteil des Zusammenarbeitens nutzen möchten. Auf diese Weise treffen Menschen für neue Projekte oder Geschäftsideen aufeinander, die sich in abgeschotteten Einzelbüros kaum begegnet wären. Coworking ist somit ein Zusammenarbeiten auf flexibler und freiwilliger Basis, mit der Möglichkeit, voneinander zu profitieren. Der "Space" und damit das Gschafft ist dabei der gesamte Raum, in dem das Zusammenarbeiten stattfindet. Wichtig ist, dass es offene Arbeitsbereiche gibt, die die Kommunikation untereinander anregt. Jeden Tag und rund um die Uhr kann jedes Mitglied den neuen Coworking-Space nutzen. Das Türschloss und das Licht lassen sich nämlich per App jederzeit öffnen beziehungsweise steuern.

Student Mayr konzipiert und gestaltet seit einigen Jahren zusätzlich als Selbständiger hochwertige Websites für Unternehmen. Heubl hat erfolgreich sein Abitur bestanden und betreibt seit anderthalb Jahren Isardigital. Hier kümmert sich ein Team aus vier Mitarbeitern um die Vermarktung und Verwaltung von Instagram-Accounts, zwei Freiberufler sind mit dem Vertrieb beschäftigt. Heute nutzen bereits über 50 Kunden diese Dienstleistung.

Neben dem Gschafft haben die beiden Gründer ein weiteres gemeinsames Projekt ins Rollen gebracht, für das sie aufgrund ihrer Erfahrungen rund um die Abiturnote eine Lösung finden wollten. Mit der Cloud-basierenden App und Browser-Lösung AbiCalc können Schüler Einzelnoten verwalten, worauf AbiCalc basierend auf den bisherigen Leistungen und Tendenzen den voraussichtlichen Abiturschnitt errechnet - je nach Abiturjahrgang und Bundesland. Die App enthält auch einen Testmodus ("Was wäre wenn?"), so dass die Schüler genau evaluieren können, in welchem Halbjahr sie sich mehr oder weniger anstrengen müssen, da sie ein Halbjahr ja nicht zwingend einbringen müssen. Um auch in Offline-Bilanzgesprächen mit Lehrern eine gute Grundlage zu haben, können ein Export sowie eine Druckversion aller Einzelnoten erstellt werden. Auch über die Datensicherheit haben sich die Gründer Gedanken gemacht: Die Daten in der App werden in Deutschland gehosted und natürlich DSGVO-konform verarbeitet.

Auch ist schon geplant, wie man mit dieser Lösung Geld verdienen kann. Die Monetarisierung soll über zielgerichtete Werbung zum Beispiel für Nachhilfestunden, Unis, potenzielle Arbeitgeber - insbesondere für Ausbildungsplätze und duale Studiengänge, Lehrbuchhersteller, Bildungs- und Abiturreisen gesichert sein. Das besondere an AbiCalc als Werbeplattform ist die Ausrichtung nach guten beziehungsweise schlechten Noten und dem Standort des Nutzers. So ergeben sich für den Werbetreibenden völlig neue Möglichkeiten der Personalisierung. Der Schüler hingegen profitiert von exklusiven Stellen, die er nur aufgrund seiner besonders guten Noten freigeschaltet bekommt. Einige namhafte Partner und Sponsoren sind schon an Bord, weitere sollen hinzukommen. Die Zielgruppe sind 450.000 Abiturienten an deutschen Gymnasien - jedes Jahr! Kurz nach der Bereitstellung der App vor einigen Wochen gibt es bereits über 3200 registrierte Nutzer und täglich über 500 neue Downloads. Einzigartig ist, dass AbiCalc für alle Bundesländer genutzt werden kann. Alle verschiedenen Regularien der Bundesländer wurden beachtet. "Wir haben es geschafft, sämtliche Einbringungsregeln, Gewichtungen von Leistungen, Schwerpunkte, Schulzweige, Seminare, Wahlfächer und Abiturhürden aller Bundesländer Deutschlands in einem System zu vereinen", so Henrik Heubl.

Es ist viel Gründerstimmung bei Maxi Mayr und Henrik Heubl zu spüren, die ihre gemeinsamen Projekte in einer GbR gebündelt haben und auch ihren mittlerweile neun Mitarbeitern eine Perspektive bieten wollen. Sie sind jung und haben viel Unternehmergeist, damit können sie beeindrucken und Menschen mitreißen.