Karriere-Ratgeber

Mit 27 Jahren noch einmal studieren?

03.08.2012
Ein Fachinformatiker sucht nach acht Jahren bei der Bundeswehr einen Job und muss feststellen, dass die Anforderungen der Unternehmen sehr hoch sind. Soll er besser studieren?
Kann man in der IT nur mit Studium weiterkommen? Diese Frage stellt sich ein Fachinformatiker nach acht Jahren im Beruf.
Kann man in der IT nur mit Studium weiterkommen? Diese Frage stellt sich ein Fachinformatiker nach acht Jahren im Beruf.
Foto: diego cervo/Fotolia.com

Acht Jahre war der Fachinformatiker bei der Bundeswehr im IT-Bereich tätig und musste bei der Jobsuche feststellen, dass viele Unternehmen sehr hohe Anforderungen an Bewerber stellen. "Neben vertieften Linux- und Windowskenntnissen soll man zusätzlich drei Programmiersprachen und vier Serversysteme beherrschen. Highlight war die Anforderung eines großen Softwareherstellers für Bildbearbeitung: Linux-, Windows- und Mac OS Spezialist mit Kenntnissen von Flash, SAP und den gängigen Serverbetriebssystemen." Da in den Stellenanzeigen oft ein Studium vorausgesetzt wird, denkt auch er daran zu studieren. Im Online-Karriere-Ratgeber fragt er, ob sich ein Informatikstudium im Alter von 27 noch lohnt. "Ich würde auch drei bis vier Jahre an Arbeitszeit dadurch verlieren. Alternativ ginge auch ein Fernstudium, jedoch ist mir nicht bekannt, ob die Anerkennung für solches auch da ist?"

Hohe Anforderungen machen Bewerbern wie Firmen das Leben schwer

Thomas Leibfried, Copmputacenter: Wer gestellte Anforderungen wie einen Hochschulabschluss nicht erfüllen kann, fällt oft durchs Raster.
Thomas Leibfried, Copmputacenter: Wer gestellte Anforderungen wie einen Hochschulabschluss nicht erfüllen kann, fällt oft durchs Raster.

Thomas Leibfried, Leiter Personalentwicklung und -beschaffung beim IT-Dienstleister Computacenter, antwortet: "Sie sprechen etwas an, das in der Tat Unternehmen und Bewerbern das Leben schwer macht. Die Suche nach der berühmt-berüchtigten eierlegenden Wollmilchsau. Auch Computacenter kämpft mit diesem Problem bei vielen der insgesamt 200 offenen Stellen. Einerseits möchte man die Hürden nicht allzu hoch legen, um potenzielle Bewerber nicht von vorne herein abzuschrecken. Andererseits sind die Anforderungen bei einem herstellerübergreifend agierenden Unternehmen und einem geplanten Einsatz in sehr heterogenen Systemlandschaften wirklich hoch. Zumindest wenn man einen Anspruch auf einen Job einer gewissen Güte hat.

Häufig ist es möglich, sich in einem Bewerbungsprozess an einer realistischen Stelle zu treffen. Dazu muss man allerdings ins Gespräch kommen. Und hier kommt die häufige Anforderung nach einem akademischen Abschluss ins Spiel. Wenn ein solcher Abschluss in einer Ausschreibung gefordert ist, kann das zum Ausschlussgrund werden, sollte die Sichtung der Bewerbungsunterlagen einer zentralen Stelle obliegen. Wie sollte auch jemand in einer administrativen Funktion bei Vorliegen einer solch klaren Anforderung anders entscheiden können? Sie werden das insbesondere bei großen Unternehmen feststellen, bei denen zehntausende Bewerbungen in einem Jahr eingehen.

Ihre konkrete Frage, dass wissen Sie, können am Ende auch nur Sie beantworten. Bis Sie Ihr Studium abgeschlossen haben, sind Sie 32. Für einen Einsteiger in die freie Wirtschaft sicher kein sehr junges Alter. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Entscheidungsfindung bitte auch die Möglichkeit, dass Sie das Studium aus irgendwelchen Gründen auch nicht abschließen können und Sie am selben Punkt stehen wie heute, nur drei oder vier Jahre älter. Aber sicher kann es sich lohnen, denn mit 32 haben Sie unter den heutigen Rahmenbedingungen noch 35 Berufsjahre vor sich. Und zu der Frage nach der Anerkennung eines Fernstudiums: Ganz bestimmt wird eine Fernstudium anerkannt. Warum denn nicht.

Alternative: Weiterbildung im Job

Ein Alternativszenario sehe ich wie folgt: Sie steigen in einen Job ein, der möglicherweise ein bisschen unter Ihren Erwartungen ist, sammeln erstens relevante Berufserfahrung (die häufig als Ersatz für einen Abschluss gilt) und suchen zweitens von Anfang an die Weiterbildung. (Ob arbeitgebergefördert oder auf eigene, private Initiative bleibt dann abzuwarten.) Sorgen Sie nicht nur für Wissen, sondern auch für anerkannte Zertifikate. (Ersteres halte ich für wichtiger, letzteres ist aber leichter und schneller unter Beweis zu stellen.) Innerhalb von zwei oder drei Jahren sollten Sie einen Status erreicht haben, der Sie mit einem Absolventen mindestens gleichstellt. Vielleicht nicht perspektivisch, sicher aber bei der Besetzung von konkreten Fachpositionen."

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