Open-Source- und Linux- Rückblick für Kalenderwoche 20

Mir und die Zukunft Kubuntus

22.05.2013
Von 
Jürgen Donauer war als Systemadministrator zunächst für Informix und später IBM tätig. Dann verschlug es ihn in das Rechenzentrum von Media-Saturn. Dort kümmerte er sich mitunter um die Webserver, Datenbankanbindungen und den Online-Shop. Anschließend war er als Redakteur im Bereich Linux für TecChannel tätig.
Auch wenn Martin Gräßlin nicht so tief in die die Mir-Debatte involviert werden sollte, muss er sich nun doch mit dem Thema befassen.

Die COMPUTERWOCHE zeigt die wichtigsten Informationen zu Linux und Open-Source in Kalenderwoche 20. Die Diskussion um Canonicals eigenen Fenster-Manager Mir nimmt kein Ende. Martin Gräßlin stört dabei nicht, dass Canonical einen eigenen Fenster-Manager entwickelt, sondern wie die Firma hinter Ubuntu die ganze Open-Source-Welt damit beeinflusst. In derselben Woche hat Canonical ein Video veröffentlicht, dass Unity Next auf Mir zeigt.

ownCloud hat sich der Linux Foundation und Open Invention Network angeschlossen. Die Entwickler von Linux Mint haben einen ersten Veröffentlichungs-Kandidaten von Version 15 "Olivia" ausgegeben. Cinnarch heißt nun Antergos und bietet mehrere Desktop-Umgebungen während der Installation an.

Mir, KDE und Kubuntu

Canonicals Ankündigung der Eigenentwicklung Mir schlug hohe Wellen. Den meisten ist es allerdings egal, was Mark Shuttleworth und Canonical im eigenen Haus entwickeln. Allerdings wurden viele Bereich der Open-Source-Szene mit in die Diskussion gezogen, obwohl sie das gar nicht wollten.

KWin-Verantwortlicher Martin Gräßlin hat immer wieder betont, dass es ihn eigentlich nichts angeht, was Canonical so treibt. Durch die Aussage von Mark Shuttleworth, KDE würde mit Mir genauso funktionieren, ist der KDE-Entwickler allerdings unfreiwillig in die Diskussion gezogen worden und hat nun einen sehr langen Blog-Eintrag zu diesem Thema verfasst. Das Problem sei ganz einfach, dass er Mir nicht einfach als KDE-Option ausschließen kann, sondern die Anwender eine Rechtfertigung verlangen.

Die Unterschiede zwischen Wayland und Mir seien eher gering. Weiterhin ist Mir alles andere als fertig und die Entscheidung aus KDE-Sicht auf die lange Bank zu schieben ergebe keinen Sinn. Derzeit sei Mir eine Lösung für eine Distribution mit einer speziellen Desktop-Umgebung (Unity). Die Erfahrung hat gezeigt, dass Lösungen aus dem Hause Canonical nicht unbedingt von anderen Distributionen aufgenommen wurden.

Ein großes Problem stelle jedoch die Lizenz dar, unter der Mir veröffentlicht ist. Die meiste KDE-Software sei unter der GPLv2 lizenziert und Mir verwendet GPLv3-only und CLA. Sollte KWin also Mir unterstützen, würde Mir der KDE-Komponente seine Lizenz aufzwingen und das sei inakzeptabel.

Ebenso ist das Protokoll zwischen Mir Server und Mir Client als instabil bezeichnet. Für Canonical seien Änderungen kein Problem, da sie den kompletten Stack unter Kontrolle haben. Für andere Projekte ist es sehr wohl problematisch.

Somit ist auch die Zukunft für Kubuntu ungewiss. KDE-Upstream wird Mir definitiv nicht unterstützen. Das heißt, dass die Kubuntu-Entwickler am Grafik-Stack patchen müssten. Eine weitere Option sei, dass sich Canonical um entsprechende Flicken kümmert. Was aus dieser Geschichte wird, steht allerdings in den Sternen. Wenn Canonical weiterhin diverse Desktop-Umgebungen als Alternativen anbieten wollen, haben Sie sich einiges vorgenommen.

Unity 8 und Mir

Canonical hat zwei Videos veröffentlicht, in denen Unity Next (Unity 8) auf Mir gezeigt wird. Das eine Video demonstriert die Desktop-Umgebung auf einem Notebook und das andere auf einem Smartphone. Bei letzterem kommt der Android-Display-Server Surfaceflinger zum Einsatz. Für Verschwörungs-Theoretiker ist sicherlich interessant, dass der Entwickler im ersten Video ein KDE-T-Shirt trägt.

ownCloud ist Mitglied der Linux Foundation

Aus dem ownCloud-Lager gibt es zwei wichtige Ankündigungen. Die Entwickler der privaten Cloud-Software haben sich der Linux Foundation und dem Open Invention Network angeschlossen.

Durch den Anschluss an die Linux Foundation kann man laut eigenen Angaben eng mit der Community zusammenarbeiten. Das Open Invention Network (OIN) bietet unter anderem Schutz gegen Patent-Klagen. Das Portfolio der Organisation beinhaltet unter anderem Patente bezüglich Big Data, Cloud Computing, Smartphones, mobilem Breitband und sozialen Netzwerken.

Linux Mint 15 "Olivia" RC

Die Entwickler von Linux Mint haben einen Veröffentlichungs-Kandidaten der auf Ubuntu 13.04 basierenden Distribution zur Verfügung gestellt. Unter anderem haben Anwender nun die Möglichkeit, einen von drei verschiedenen Begrüßungs-Bildschirmen zu wählen. Neu ist der HTML-Greeter, der aktuelle Web-Technologien wie HTML5, CSS, JavaScript und WebGL unterstützt.

Das Tool MintSource wurde von Grund auf neu entwickelt und kümmert sich um die Software-Quellen der Distribution. Ebenfalls neu ist MintDrivers, der sich zum Beispiel um die Installation proprietärer Treiber von NVIDIA kümmert.

Weiterhin ist Cinnamon 1.8 enthalten. Die Desktop-Umgebung befand sich 7 Monate in der Entwicklung und es sind 1075 Commits eingeflossen. Weiterhin stellt Cinnamon 1.8 Desklets vor, die mit Widgets oder Plasmoids zu vergleichen sind.

Bei den Systemeinstellungen braucht die Distribution das GNOME Control Center nicht mehr. Der Anwender kann alle Einstellungen über die eigens entwickelten Cinnamon Settings vornehmen. Sie finden weitere Informationen und Download-Links in den Veröffentlichungs-Hinweisen.

Cinnarch heißt nun Antergos

Die Entwickler von Cinnarch haben beschlossen, der Distribution einen neuen Namen zu geben. Bisher hat die Arch-basierte Distribution Cinnamon als Desktop-Umgebung verwendet. Nun bieten die Entwickler während der Installation auch noch GNOME, Xfce und Razor-Qt an, wobei GNOME Standard ist.

Eine Auslieferung von KDE untersucht man derzeit. Interessierte können Antergos hier herunterladen.