"Green IT"

Microsofts Rechenzentren werden atomar

26.09.2023
Von 
Jon Gold ist Senior Writer bei der US-Schwesterpublikation Network World.
Eine Stellenausschreibung von Microsoft deutet darauf hin, dass der Softwareriese den Einsatz von kleinen Atomreaktoren für seine großen Rechenzentren plant.
Um trotz Anwendungen wie Künstliche Intelligenz seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, setzt Microsoft auch auf Kernkraft.
Um trotz Anwendungen wie Künstliche Intelligenz seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, setzt Microsoft auch auf Kernkraft.
Foto: ktsdesign - shutterstock.com

In einer neu veröffentlichten Stellenausschreibung sucht Microsoft in den USA einen Programmmanager für Nukleartechnologie, der sich mit kleinen modularen Reaktoren (Small Modular Reactors, SMR) auskennt. Dabei handelt es sich, wie der Name schon sagt, um wesentlich kleinere Reaktoren als die in der Öffentlichkeit bekannten Kernkraftwerke, die jedoch erhebliche Mengen an Energie erzeugen können.

Ein solcher Reaktor, der vor kurzem als erster von der US-Nuklearaufsichtsbehörde für den Einsatz in den USA zugelassen wurde, erzeugt mit einem Leichtwasserreaktor eine Leistung von etwa 50 Megawatt. Eine Anlage mit dieser Leistung ist dabei nur etwa ein Drittel so groß ist wie ein Standardkraftwerk, was darauf hindeutet, dass das Unternehmen plant, kleine Kernreaktoren in seine Stromversorgungssysteme für Rechenzentren zu integrieren.

CO2-neutral dank Kernkraft?

Der Softwareriese arbeitet bereits mit mindestens einem Drittanbieter von Kernenergie zusammen, um seine CO2-Bilanz zu verbessern. Die Anzeige signalisiert jedoch, dass das Unternehmen die Kernenergie zu einem wichtigen Bestandteil seiner Energiestrategie machen will. So heißt es in der Anzeige, dass der neue Nuklearexperte "einen klaren und anpassungsfähigen Fahrplan für die Integration der Technologie verfolgen soll" und "Erfahrung in der Energiewirtschaft und ein tiefes Verständnis für Nukleartechnologien und regulatorische Angelegenheiten" aufweist.

Microsoft hat sich nicht öffentlich zu den spezifischen Zielen seines Kernenergieprogramms geäußert, aber am offensichtlichsten - insbesondere im Zuge seines Abkommens mit Dritten über Kernenergie - ist die Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen. So schwingen bei der Kernenergie seit langem ernsthafte Bedenken hinsichtlich ihrer Sicherheit und ihrer Rolle bei der Verbreitung von Kernwaffen mit.

Davon abgesehen stellt sie angesichts der sich rapide verschlechternden Klimasituation eine vergleichsweise attraktive Alternative zu fossilen Brennstoffen dar, da sie eine relativ große Menge an Energie erzeugen kann ohne Emissionen in die Atmosphäre zu blasen. Aus diesem Grund hat Microsoft bereits im Juni eine Vereinbarung mit dem in Virginia ansässigen Kernkraftwerksbetreiber Constellation Energy unterzeichnet, um ein Rechenzentrum in diesem Gebiet mit Strom zu versorgen - mit dem Ziel, die Stromversorgung dieses Rechenzentrums CO2-neutral zu machen.

Mikroreaktoren werden in der Ausschreibung von Microsoft ebenfalls erwähnt. Dabei handelt es sich natürlich um noch kleinere Konstruktionen, die möglicherweise in mobilen Anwendungen eingesetzt werden können und eine Leistung zwischen 1 und 20 Megawatt erbringen. Die Technologie für Mikroreaktoren befindet sich jedoch noch in einem recht frühen Entwicklungsstadium. Die NASA arbeitet an kleinen Kraftwerken für den möglichen Einsatz im Weltall und zivile Anwendungen befinden sich noch in der Forschungs- und Testphase. (mb)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Schwesterpublikation Computerworld.