Bisher war Microsofts 365 Copilot hauptsächlich als persönlicher Assistent für einzelne Arbeitnehmer gedacht. In dieser Funktion soll er diesen dabei helfen, E-Mails zu verfassen oder Meetings zu rekapitulieren, die sie möglicherweise verpasst haben. Mit der bevorstehenden Einführung von Team Copilot will Microsoft seinen GenAI-Assistenten auch für Gruppen zugänglich machen, um Videomeetings zu ermöglichen und Teamprojekte zu koordinieren.
"Microsoft Team Copilot ist ein sehr sinnvoller nächster Schritt, um die Belegschaft mit KI-basierten Tools auszustatten", erklärt J.P. Gownder, Vizepräsident und Hauptanalyst bei Forrester Research. "Wir wissen, dass Produktivität nicht auf die Arbeit von Einzelpersonen beschränkt ist. Wenn Copilot for 365 also bei gruppenorientierten Aufgaben hilft, kann das die Produktivität insgesamt nur verbessern.
Microsoft selbst hat drei wichtige Anwendungsfälle für den Team Copilot hervorgehoben.
Erstens kann der Bot als "Meeting-Moderator" zu einem Teams-Videoanruf hinzugefügt werden, so Jared Spataro, Microsofts Corporate Vice President AI at Work, in einem Blogbeitrag. Hier kann er Notizen machen, die von allen Besprechungsteilnehmern eingesehen und bearbeitet werden können, sowie Folgeaufgaben erstellen, die alle einsehen können, die Zeit für jeden Tagesordnungspunkt verfolgen und - falls integriert in Teams Rooms - auch persönliche oder hybride Besprechungen unterstützen.
Zweitens können Kollegen mit dem Team Copilot in Gruppen-Textchats innerhalb von Teams interagieren. Dabei ist der Copilot in der Lage, längere Unterhaltungen zusammenfassen, um allen Teilnehmern die wichtigsten Informationen zu vermitteln, und Fragen aus der Gruppe beantworten.
Schließlich kann der Team Copilot auch bei der Verwaltung von Projekten helfen, indem er in Microsofts Planner-App Aufgaben und Ziele erstellt, die er dann den einzelnen Mitarbeitern zuweisen kann. Er kann auch selbst Aufgaben erledigen - etwa einen Blogbeitrag verfassen - und Teammitglieder benachrichtigen, wenn zusätzlicher Input benötigt wird.
Noch Work in Progress
Forrester-Analyst Gownder sieht zwar das Potenzial des Team Copilot, die Produktivität zu verbessern, bemängelt jedoch Microsofts teilweise schlampige Kommunikation rund um das Produkt: "Es heißt, dass der Team Copilot 'Meetings moderiert', aber das tut er nicht. Meeting-Moderation bedeutet, ein Meeting zu leiten, dafür zu sorgen, dass alle einbezogen werden, die Teilnehmer beim Thema zu halten und pünktlich zu sein. Das ist eine besondere Fähigkeit. Team Copilot erstellt Tagesordnungen, verfolgt die Zeit, macht Notizen, fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und gibt Dateien frei."
Auch am Begriff Gruppenmoderation stößt sich Gowder: "Moderation klingt nach dem, was auf Reddit passiert - Leute auf Linie halten und unangemessene Kommentare zensieren. Das ist wiederum nicht das, was Copilot macht; es fungiert eher als Assistent für Gruppeninteraktionen und Meetings."
Alles in allem würden die Strategie und die Produktausrichtung für Team Copilot aber "sehr viel Sinn" ergeben, vorausgesetzt, sie funktionierten wie beschrieben. Bislang sei Copilot for Microsoft 365 jedoch "Work in Progress" und seine generative KI manchmal unberechenbar, so der Analyst.
Der Team Copilot wird im Laufe des Jahres in einer Preview für Microsoft-365-Kunden mit Copilot-Abonnement verfügbar sein.
6 weitere Build-Neuheiten
1. Infrastruktur-Updates
Im Bereich der virtuellen Maschinen (VMs) hat Microsoft angekündigt, Azure Virtual Machines einzuführen, die auf Cobalt-100-Prozessoren laufen (derzeit in der Preview). Letztere hatte der Konzern Ende 2023 mit dem Ziel eingeführt, seine Infrastruktur Datacenter-übergreifend energieeffizienter zu gestalten.
Neben den neuen Azure-VMs stellt Microsoft außerdem AMDs Prozessorenfamilie ND MI300X für Azure zur Verfügung. Die ND MI300X VM kombiniert acht MI300X-Beschleuniger und soll den Anwendern im Vergleich zu Konkurrenzprodukten ein besseres Preis-Leistungsverhältnis bieten - insbesondere, wenn es um das Inferenztraining großer Sprachmodelle geht, wie Microsoft betont.
Mit Azure Compute Fleet hat Microsoft zudem einen neuen Provisioning-Service angekündigt, der es vereinfacht, Azure-Rechenkapazitäten über verschiedene VM-Typen, Verfügbarkeitszonen und Preismodelle hinweg bereitzustellen.
Darüber hinaus kündigten die Redmonder an, dass Copilot in Microsoft Azure im Laufe der nächsten Wochen für alle Unternehmenskunden ausgerollt wird. Das Ziel: Diese dabei zu unterstützen, Cloud- und Edge-Operationen in natürlicher Sprache zu managen.
2. Azure AI
Mit der Cloud-basierten Plattform Azure AI können Anwender KI-Anwendungen erstellen und ausführen. Wie Microsoft auf der Build-Konferenz 2024 ebenfalls ankündigte, wird der zu diesem Zweck zur Verfügung stehende KI-Modellkatalog erweitert. Folgende Sprachmodelle sind bereits in der Preview verfügbar:
Nixta TimeGen-1 sowie
JAIS Core42.
Weitere Modelle von AI21, Bria AI, Gretel Labs, NTT Data, Stability AI und Cohere sollen in Kürze folgen.
Zudem hat Microsoft auch seine eigene Small-Language-Model-Familie Phi 3 aktualisiert und mit Phi-3-vision um ein neues, multimodales Modell ergänzt, das demnächst in der Preview verfügbar sein soll.
Neue Governance- und Sicherheitsfunktionen für Azure AI hatte Microsoft ebenfalls für die Build 2024 im Gepäck. Dazu gehören:
3. Copilot Studio
Mit Blick auf Copilot Studio kündigte Microsoft an, sein Low-Code-Toolset künftig um Copilot-Konnektoren erweitern zu wollen. Dass soll Entwicklern erleichtern, ihre Business- und Collaboration-Daten mit einem Copilot zu verbinden.
Unterstützt werden dabei die Konnektoren verschiedener Plattformen, etwa Power Platform, Microsoft Graph und Power Query. Support für Microsoft Fabric soll demnächst folgen.
4. Microsoft Fabric
Apropos Fabric - auch für seine Cloud-basierte Analytics-Suite hat Microsoft weitere Optimierungen vorgestellt:
Ein neues Real-Time-Intelligence-Modul soll Analyse- und Activator-Workloads kombinieren und bietet zusätzliche Funktionen wie eine Low-Code-API.
Mit dem Fabric Workload Development Kit will Microsoft Unternehmen dabei unterstützen, interoperable Anwendungen innerhalb von Fabric zu erstellen.
OneLake-Shortcuts ermöglichen es, Datenquellen einzubinden, die über Azure Data Lake Service Gen2 hinausgehen.
Darüber hinaus kündigte Microsoft an, im Rahmen einer Kooperation künftig vollständige Interoperabilität zwischen Snowflake und OneLake herzustellen.
5. Datenbank-Updates
Auch in Sachen Datenbanken gab es auf der Build 2024 Neuigkeiten: Das wichtigste Update dürfte dabei darstellen, dass über Azure Cosmos DB for NoSQL künftig Vektorsuchen möglich sind.
6. GitHub Copilot
Für seinen KI-gestützten Programmierassistenten GitHub Copilot stellte Microsoft auf der Build die sogenannten Copilot Extensions vor. Dabei handelt es sich um Erweiterungen für spezifische Datenbanken, SDKs oder auch APIs im Softwareentwicklungs-Workflow.
Diese sollen Entwicklern möglichst unterbrechungsfreie Arbeitsabläufe gewährleisten.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Schwesterpublikation Computerworld.