Mit ARM-CPU

Microsoft Surface Pro X im Test

04.09.2020
Von 
Thomas Rau ist stellvertretender Chefredakteur PC-WELT Print bei IT-Media. 
Von außen gleicht das Microsoft Surface Pro X anderen Surface-Modellen. Das Innenleben des Windows-Tablets ist aber komplett unterschiedlich.

Microsoft ist mutig: Mit dem Surface Pro X bringt die Firma erneut ein Tablet mit ARM-Architektur auf den Markt - rund acht Jahre nach dem kolossalen Misserfolg des Surface RT. Die Absicht ist klar: Das Pro X soll dem iPad so nahekommen wie kein Surface-Modell zuvor.

Microsoft Surface Pro X im Test
Microsoft Surface Pro X im Test
Foto: Microsoft

Wie das iPad mit den Apple A-SoCs und iPadOS nutzt das Microsoft-Tablet eine CPU mit ARM-Architektur und eine Version von Windows 10 Home, die auf ARM basiert. Die Hauptvorteile sollen in einer längeren Akkulaufzeit und in einem schnellen Systemstart liegen. Außerdem bringt das Surface Pro X LTE mit: Der 4G-Mobilfunk fehlt den aktuellen Surface-Pro-Modellen, nur das Surface Go (2) und das ältere Surface Pro 2017 gibt es mit dieser Ausstattungsoption.

Neue CPU in Kooperation mit Qualcomm

Den Prozessor SQ1 entwickelte Microsoft in Zusammenarbeit mit Qualcomm, deren Snapdragon-CPUs sich in den meisten Smartphones finden. Wie bei aktuellen ARM-Prozessoren üblich, besitzt der 8-Kerner vier leistungsfähige und stromsparende Cores. Außerdem arbeitet er so sparsam, dass das Surface Pro X keinen Lüfter benötigt.

Auch das Pro X hat den praktischen Surface-Standfuß.
Auch das Pro X hat den praktischen Surface-Standfuß.
Foto: Microsoft

Durch den Umstieg auf die ARM-Architektur steht das Surface Pro X aber vor dem gleichen Problem wie einst das Surface RT: Es benötigt angepasste Apps - normale Windows-Programme in 64 Bit laufen nicht auf dem Pro X. 32-Bit-Software kann das ARM-Windows in einem Emulator ausführen, weshalb sie langsamer sind als auf einem Standard-Windows und meist eine höhere Rechenleistung benötigen, was die Akkulaufzeit reduziert.

Die meisten System-Tools auf dem Microsoft Surface Pro X sind native ARM-Apps, zum Beispiel das Startmenü, der Edge-Browser und der Windows-Explorer. Auch die mitgelieferten Treiber basieren auf ARM. Viele vorinstalliere Microsoft-Programme, etwa Office, Fotos und Filme+TV sind dagegen 32-Bit-Software, die im Emulator läuft. App-Nachschub bekommen Sie aus dem Microsoft Store, der auf dem Pro X nur Apps anzeigt, die zum System passen. Das Angebot von Drittanbietern ist allerdings spärlich: Häufig hilft dann nur die Suche nach einer 32-Bit-Version, die aber - wie zum Beispiel bei Adobe Photoshop - schon älter ist. Gerüchten zufolge soll Microsoft an einer Emulation für x64-Programme arbeiten. Außerdem könnte auch das Surface Pro X von der bevorstehenden Umstellung der Apple Macbooks auf ARM-Prozessoren profitieren, weil diese Plattform dann für Programmierer wichtiger wird.

Deutlicher Unterschied zwischen Nativ und Emulation

Bei den üblichen Tablet-Anwendungen fällt dieses Defizit zunächst nicht auf: Das Tablet lässt sich schnell bedienen, Web-Surfen und Video-Schauen funktionieren ohne jede Einschränkung. Erst Benchmarks decken Leistungsdefizite beim Surface Pro X auf: Bei den Browser-Tests Jetstream 2 und Browsermark fällt das noch nicht auf - hier liegt das Pro X zum Beispiel vor dem Samsung Galaxy Tab S6 und ist abhängig vom Benchmark mal schneller und mal langsamer als das Surface Pro 7. Im App-Mark 2018, der auf dem Pro X in der 32-Bit-Emulation läuft, beträgt der Abstand zum Pro 7 dann schon rund 50 Prozent, das Galaxy Tab S6 hängt das Pro X aber immer noch ab.

Am eindeutigsten zeigt der CPU-Test des Geekbench 4 den Unterschied zwischen einer nativen ARM-Anwendung und einer emulierten 32-Bit-Software: Die ARM-Variante läuft auf dem Surface Pro X fast doppelt so schnell wie die 32-Bit-Version. Da besonders Multimedia-Software auf eine hohe CPU-Leistung angewiesen ist, werden die Defizite des ARM-Surface vor allem hier bemerkbar sein.

Auch die Vorteile bei der Akkulaufzeit wirken sich vor allem bei angepassten Apps aus: Im WLAN-Test mit dem neuen Edge-Browser auf ARM-Basis schafft das Pro X knapp 8,5 Stunden und läuft deutlich sparsamer als die meisten Windows-Notebooks. Bei der Video-Wiedergabe, in der das Microsoft-Tablet auf knapp acht Stunden Laufzeit kommt, unterscheidet sich die Leistungsaufnahme dagegen kaum.

Extra für das Surface Pro X gibt es ein Bundle aus Tastatur und Stift.
Extra für das Surface Pro X gibt es ein Bundle aus Tastatur und Stift.
Foto: Microsoft

Leichter trotz größerem Display

Dabei ist das Pro X eigentlich besser für den mobilen Einsatz geeignet als das Surface Pro 7: Es bietet trotz des größeren Displays ein geringeres Gewicht und eine niedrigere Bauhöhe und ist aufgrund des seitlich sehr schmalen Displayrahmens auch nicht breiter. Mit den anderen Surface-Modellen teilt es sich die sehr solide Verarbeitung des Gehäuses und den ausklappbaren Standfuß. Auch die Bildqualität liegt auf dem vom Surface gewohnt Top-Niveau mit einer Helligkeit über 400 cd/qm und einem hohen Kontrast. Auf einen USB-Typ-A-Anschluss verzichtet das Tablet, es gibt stattdessen zweimal Typ-C. Ein Speicherkartenleser fehlt dem Pro X wie auch ein Audioanschluss - für kabelgebundene Audioausstattung benötigen Sie einen zusätzlichen Adapter für rund 11 Euro.

Unter der Abdeckung auf der Rückseite für die Nano-SIM-Karte steckt auch die SSD: Die M.2-Karte ist lediglich mit einer Schraube fixiert und lässt sich daher einfach austauschen - sofern Sie eine passende M.2-SSD im 2230-Format finden. Statt der SIM-Karte können Sie für die LTE-Verbindung auch die integrierte eSIM nutzen.

Aufgrund der unterschiedlichen Abmessungen passen die üblichen Type Cover nicht ans Pro X. Microsoft bietet für das ARM-Tablet zwei Tastaturen an: Das Signature Keyboard für rund 200 Euro kommt im Bundle mit dem Bluetooth-Eingabestift Slim Pen, für den es über den Tasten eine passende Ladekuhle hat. Das Surface Pro X Keyboard ohne Stift kostet rund 100 Euro.

Die offiziellen Preise für das Pro X starten aktuell bei 989 Euro für die Ausstattung mit 8 GB RAM und 128 GB SSD. Das getestete Modell mit 16 GB RAM und 256 GB SSD kostet derzeit 1505 Euro, die Top-Ausstattung (16 GB RAM, 512 GB SSD) kommt auf 1779 Euro. Die Straßenpreise liegen im Gegensatz zum Surface Pro 7 nur wenig darunter.

Ausstattung

Microsoft Surface Pro X (Note: 1,89)

Prozessor

Microsoft SQ1 (bis zu 3 GHz; 8 Kerne)

Arbeitsspeicher

16 GB

Maße (L x B x H)

28,6 x 20,8 x 0,73 Zentimeter

Betriebssystem

Windows 10 Home ARM

eingebauter Speicherplatz (Art) / davon frei

256 GB (M.2 2230 SSD) / 240 GB

Wireless-LAN / Bluetooth / UMTS / GPS

11ac (2x2) / 5 / LTE Advanced Pro / ja

Anschlüsse

2x USB Typ-C

Kartenleser (Formate)

nein

Einschub für SIM-Karte

ja

Kamera: Auflösung Foto / Video

?10 MP / 4K (unterstützt Windows Hello)

Frontkamera: Auflösung Foto / Video

5 MP / 1080p

Audioausgang

nein

Mikrofon

ja

Lichtsensor

ja

Lieferumfang

Netzteil, SIM-Werkzeug

Bedienung und Geschwindigkeit

Microsoft Surface Pro X (Note: 1,72)

Bildschirm / Bildschirm-Tastatur / Mehrfinger-Gesten / Bildschirm-Technik

sehr angenehm / sehr angenehm / ja / kapazitiv

Spracheingabe

ja

abspielbare Video- / Audio- / Fotoformate

3GP, ASF, AVI, MKV, MPEG-2, MP4, WMV / AAC, FLAC, MP3, OGG, WMA, WAV / BMP, GIF, JPEG, PNG, TIFF

Browser: Geschwindigkeit (Jetstream 2) / / Gfx Bench (T.Rex) / mittlere Ladezeit für Webseiten

74.907 Punkte / 59 Bilder pro Sekunde / 3,58 Sekunden

WLAN-Geschwindigkeit

400,0 MBit/s

Mobilität

Microsoft Surface Pro X (Note: 3,10)

Akkulaufzeit: Internetzugriff per WLAN / Video abspielen

8:25 Stunden / 7:45 Stunden

Gewicht (mit Akku) / Gewicht Netzteil

766 / 294 Gramm

Akkukapazität

39 Wh

Bildschirm

Microsoft Surface Pro X (Note: 1,92)

Diagonale / Auflösung / Punktedichte

13,0 Zoll (33,0 Zentimeter) / 2880 x 1920 Bildpunkte / 267 ppi

Helligkeit / Kontrast / Entspiegelung

475 cd/m² / 1040:1 / gering

Allgemeine Daten

Microsoft Surface Pro X

Internetadresse von Microsoft

www.microsoft.com

Preis (unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers / Straßenpreis)

1505 Euro / 1500 Euro

Technische Hotline

0900/1000441

Garantie

12 Monate

TEST-FAZIT: Microsoft Surface Pro X

Testergebnis (Noten)

Microsoft Surface Pro X

Testnote

Gut ( 2,19)

Preis-Leistung

teuer

Bedienung und Geschwindigkeit(30 %)

1,72

Mobilität (25 %)

3,10

Bildschirm (22 %)

1,92

Ausstattung (20 %)

1,89

Service (3 %)

3,21

Das Microsoft Surface Pro X hat gegenüber anderen Surface-Pro-Modellen den Ausstattungsvorteil von LTE. Das Tablet kann außerdem in den meisten Test-Kriterien überzeugen: Es lässt sich schnell bedienen, bietet eine ordentliche Akkulaufzeit und eine gute Displayqualität. Die Hardware ist also top, doch dem Surface Pro X fehlt (noch) die passende Produktiv-Software, die die Vorteile der ARM-Plattform deutlich macht. Damit wird das High-End-Tablet zu einer Wette auf die Zukunft, was fast immer ein schlechtes Geschäft ist.

Pro
+ LTE
+ elegantes Design
+ helles Display

Contra
- kaum passende Drittanbieter-Software
- kein Audioanschluss

(PC-Welt)