Binnen Jahresfrist

Microsoft-Chef Ballmer kündigt Rückzug an

23.08.2013
Steve Ballmer war als Microsoft-Chef immer wieder umstritten, hielt sich jedoch fest im Sattel. Stattdessen verließen einer nach dem anderen angebliche Kronprinzen den Windows-Konzern. Doch nun macht der Weggefährte von Gründer Bill Gates den Weg für den Wandel frei.

Das kündigte der Windows-Konzern am Freitag an. Der Microsoft-Verwaltungsrat setzte einen Sonderausschuss für die Suche nach einem Nachfolger ein. Der 57-Jährige Ballmer steht seit 2000 an der Spitze des weltgrößten Software-Konzerns. Die Microsoft-Aktie stieg nach Bekanntwerden der Meldung bereits um mehr als sieben Prozent.

Microsoft brauche einen Chef, der für längere Zeit den Wandel zu einem Spezialisten für Geräte und Dienstleistungen begleiten werde, erklärte Ballmer. Damit bestätigte er den Umbruch, in dem Microsoft schon seit einiger Zeit steckt: Das reine Software-Geschäft mit dem Betriebssystem Windows und Programmen wie Office reicht nicht mehr aus. Auch das neue Windows 8 hatte bisher nicht den erhofften Erfolg.

"Es gibt nie einen perfekten Zeitpunkt für einen solchen Übergang, aber jetzt ist der richtige Augenblick gekommen", schrieb Ballmer. Microsoft hat mittlerweile auch die interne E-Mail veröffentlicht, in der der CEO seinen Mitarbeitern den Rückzug ankündigt. Der inzwischen primär philanthropisch aktive Microsoft-Gründer Bill Gates kündigte an, dass er bei der Suche nach einem neuen Konzernlenker helfen werde. Wer das sein könnte, darüber kann man zum jetzigen Zeitpunkt bestenfalls spekulieren. Aus dem jüngsten Management-Umbau könne man jedenfalls keinen klaren "Kronprinzen" herauslesen, sagt Kara Swisher von "All Things D".

Microsoft war getragen vom Erfolg des Windows-Betriebssystems zu einer dominierenden Kraft im PC-Markt geworden. Allerdings schrumpft das Geschäft mit klassischen Computern inzwischen, weil Smartphones und Tablets auf dem Vormarsch sind. Das macht Microsoft und seinen alten Verbündeten wie HP und Dell zu schaffen. Das Unternehmen versuchte unter Ballmer zwar, in diesen Bereichen Fuß zu fassen, die Marktanteile sind aber bisher gering. Auf zu viel produzierte Surface-RT-Tablets musste Microsoft kürzlich 900 Millionen Dollar abschreiben.

Trotz gewaltiger Investitionen war es Microsoft auch nie gelungen, die Vorherrschaft von Google bei der Internet-Suche zu brechen. Das Online-Geschäft fährt immer wieder hohe Verluste ein. Zuletzt wurden die Rufe von Investoren nach einer Ablösung Ballmers angesichts schwächerer Zahlen lauter. So handelte ein missglückter Zukauf bei Online-Werbung dem Unternehmen vor einem Jahr den ersten Verlust in der über 30-jährigen Firmengeschichte ein. (dpa/sh/tc)