Microsoft 365 Copilot erklärt

11.10.2023
Von 
Matthew Finnegan lebt in Großbritannien und schreibt für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld zu den Thema Collaboration und Enterprise IT.
Microsofts Generative-AI-Assistent Copilot wird demnächst in eine Vielzahl von Apps integriert. Das sollten Sie zum Thema wissen.
Microsoft 365 Copilot kommt mit großen Schritten auf Ihr Unternehmen zu.
Microsoft 365 Copilot kommt mit großen Schritten auf Ihr Unternehmen zu.
Foto: Microsoft

Seit Monaten werkelt Microsoft daran, Generative AI in seine Productivity- und Collaboration-Anwendungen zu injizieren. Word, Outlook, Teams, Excel, PowerPoint und eine Reihe weiterer Microsoft-Anwendungen werden künftig mit KI integriert und automatisiert - was den Nutzern Zeit sparen und ihre Produktivität in neue Höhen treiben soll. Derzeit befindet sich Microsoft 365 Copilot in einer frühen Testphase und wird von ausgewählten (Groß-)Kunden getestet. Im Laufe des Jahres soll das Tool nach Aussage von Microsoft dann allgemein verfügbar sein.

In diesem Artikel lesen Sie, was Microsoft 365 Copilot genau ist, aus welchen Komponenten es sich zusammensetzt und wie Sie es einsetzen.

Was ist Microsoft 365 Copilot?

Microsoft 365 Copilot setzt sich aus drei Elementen zusammen:

  • Microsoft-365-Apps (etwa Word, Excel oder Teams), über die die Benutzer mit der KI-Assistenz interagieren,

  • Microsoft Graph, der Dateien, Dokumente und Daten der gesamten 365-Umgebung enthält und

  • die OpenAI-Modelle, die die Prompts verarbeiten (GPT-3, GPT-4, DALL-E, Codex und Embeddings).

Sie alle werden in Microsofts Azure-Cloud-Umgebung gehostet. Die Schlüsselkomponente von 365 Copilot ist, wie bei anderen generativen KI-Tools, ein Large Language Model (LLM). Wie große Sprachmodelle funktionieren und was Sie sonst zum Thema wissen müssen, erfahren Sie hier.

Das Ziel von Copilot ist es, die Mitarbeiterproduktivität zu verbessern, indem bestimmte Aufgaben automatisiert werden - beispielsweise E-Mails zu schreiben oder Präsentationen zu erstellen.

Hinsichtlich des tatsächlichen Potenzials von KI am Arbeitsplatz herrscht viel Optimismus. So geht etwa Goldman Sachs Research davon aus, dass ein durch GenAI ausgelöster Produktivitäts-Boom der Weltwirtschaft in den nächsten zehn Jahren rund sieben Billionen Dollar einbringen könnte.

Raúl Castañón, Senior Research Analyst bei 451 Research, mahnt Unternehmen allerdings, dabei nicht zu schnell zu viel zu erwarten: "Das Potenzial für Produktivitätssteigerungen ist signifikant. Ich erwarte allerdings, dass diese Entwicklung in Wellen ablaufen wird. Kurzfristig sind durch die Automatisierung repetitiver Tasks wahrscheinlich nur kleine Optimierungen im Arbeitsalltag feststellbar."

Microsoft 365 Copilot - Preise und Verfügbarkeit

Im Rahmen einer Early-Access-Studie testen derzeit ausgewählte Microsoft-Kunden 365 Copilot - darunter zum Beispiel Goodyear und General Motors.

  • Noch hat Microsoft keinen Termin für das allgemeine Release seines GenAI-Tools bekanntgegeben. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es Ende des Jahres so weit ist. Zumindest soll Copilot in SharePoint laut Microsoft ab November 2023 verfügbar sein.

  • Auch zum Preisgefüge von Microsoft 365 Copilot gibt es bislang keine Informationen. Die Einführung des kostenpflichtigen Premium-Tiers für Microsoft Teams deutet allerdings darauf hin, dass die Generative-AI-Assistenz nicht kostenlos verfügbar sein könnte.

J.P. Gownder, Vice President und Chef-Analyst bei Forrester, sieht hier einen Balanceakt auf Microsoft zukommen: "Die besten Produkte können im Keim erstickt werden, wenn sie schlecht lizenziert und schlecht zugänglich sind." Würde Microsoft 365 Copilot beispielsweise in sein E5-Enterprise-Offering integrieren, bliebe vielen kleineren Unternehmen der Zugang zur Technologie verwehrt. Dies würde das Gesamtwachstum hemmen, ist der Analyst überzeugt und fügt hinzu: "Es ist ein großes Risiko für Microsoft: Einerseits soll jeder Copilot nutzen, andererseits kann es nicht zum Defacto-Standard werden, wenn es nicht breit verfügbar ist. Aber sie wollen eben auch Geld machen."

Microsoft 365 Copilot nutzen

Nutzer können Microsoft 365 Copilot auf zweierlei Art nutzen - entweder direkt über 365-Apps oder in Form eines in Teams integrierten Chatbots (Business Chat).

Copilot über Microsoft 365 Apps

Die Interaktionen innerhalb der Apps können auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen, wie Sie in nachfolgender Videogalerie sehen:

Copilot über Business Chat

Die andere Möglichkeit, mit Copilot zu interagieren, heißt Business Chat und manifestiert sich in Form eines in Teams integrierten Chatbots. Business Chat funktioniert als eine Art übergreifendes Suchwerkzeug, das Daten aus einer ganzen Reihe von Quellen wie Dokumenten, Kalendern, E-Mails und Chats abfragt:

Microsoft Copilot im Generative-AI-Vergleich

Inzwischen springen so gut wie alle Anbieter im Markt für Produktivitäts- und Kollaborationssoftware auf den Generative-AI-Zug auf, wie auch Research-Experte Castañón bestätigt: "Trotz des überzogenen Hypes um generative KI wird die Technologie zügig in die Produktpläne der Anbieter aufgenommen."

Ein Blick auf die GenAI-Ankündigungen der wesentlichen Microsoft-Konkurrenten im Bereich Productivity und Collaboration:

Google

Suchmaschinenriese Google hat auf seiner Entwicklerkonferenz I/O 2023 angekündigt, generative KI in großem Stil in seine Workspace-Suite zu integrieren. "Duet AI" befindet sich derzeit in der Preview:

Salesforce (Slack)

Auch beim Teams-Konkurrenten Slack (2020 von Salesforce übernommen) arbeitet man daran, Large Language Models mit seiner Software zu verweben. Das Ergebnis heißt Slack GPT:

Cisco

Netzwerkriese Cisco hat kürzlich auf seiner Hausmesse in Las Vegas unter anderem neue GenAI-Funktionen für Webex angekündigt:

Zoom

Seine Generative-AI-Bemühungen bündelt Zoom in der modularen KI-Lösung Zoom IQ. Die soll künftig unter anderem Vertriebsteams mit KI unterstützen:

Box

Content-Management-Anbieter Box setzt wie Microsoft auf eine Partnerschaft mit OpenAI. Das Unternehmen hat mit Box AI eine neue Lösung angekündigt, die die LLMs GPT-3.5 und GPT-4 integriert:

Obwohl es in diesem Stadium schwierig ist, die einzelnen Produkte miteinander zu vergleichen, könnte Copilot einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Konkurrenzprodukten haben, wie Analyst Castañón anmerkt: "Konkurrenten wie Cisco Webex dürften in Bezug auf die Genauigkeit mit Copilot vergleichbar sein. Allerdings ist Microsoft in der Lage, seinen KI-Assistenten auf eine komplette Suite anzuwenden, für die bereits ein massiver Kundenstamm besteht. Das dürfte die Akzeptanz von Copilot fördern."

Darüber hinaus geht der Experte davon aus, dass Microsofts enge (und milliardenschwere) Partnerschaft mit OpenAI dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschafft hat: "Die Investition in OpenAI hat sich bereits ausgezahlt, weil sie Microsoft ermöglicht hat, Generative AI und Large Language Models schneller in seine Produkte zu integrieren."

Die Microsoft-Copilot-Zukunft

Microsoft plant noch vor der allgemeinen Markteinführung von Copilot, die KI-Assistenz in so viele Anwendungen wie möglich zu integrieren. Sie dürfen also mit weiteren GenAI-Funktionen rechnen - unter anderem für:

  • OneNote,

  • OneDrive,

  • SharePoint oder

  • Viva.

Microsoft plant zudem, die Reichweite seines GenAI-Tools über Plugins auch auf Drittanbieter-Apps auszudehnen. Das würde Copilot befähigen, auf Daten anderer Softwareanbieter wie etwa Atlassian, ServiceNow oder Mural zuzugreifen. Fünfzig solcher Plugins sind bereits für Early-Access-Kunden verfügbar, "Tausende" weitere sollen laut Microsoft folgen. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.