Viele Baustellen für Zuckerberg

Meta Platforms schrumpft

28.07.2022
Von Redaktion Computerwoche
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte hat die Facebook-Mutter Meta Platforms einen rückläufigen Quartalsumsatz gemeldet. Der Rivale TikTok setzt der Zuckerberg-Company mächtig zu.
Einen letzten Auftritt für Meta Platofrms hatte Chief Operating Officer Sheryl Sandberg. Die ikonische Managerin verlässt das Unternehmen im Herbst.
Einen letzten Auftritt für Meta Platofrms hatte Chief Operating Officer Sheryl Sandberg. Die ikonische Managerin verlässt das Unternehmen im Herbst.
Foto: Markus Wissmann - shutterstock.com

Mit Einnahmen von 28,8 Milliarden Dollar blieb Meta im zweiten Quartal um ein Prozent unter dem Vorjahresergebnis (29,07 Milliarden) und verfehlte zudem knapp die Schätzungen der Wallstreet-Analysten (28,9 Milliarden). Der Nettoprofit sank um 36 Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar (Analystenschätzung: 7,04 Milliarden). Auch der Ausblick auf das angelaufene dritte Finanzquartal fiel trübe aus. Gründer und CEO Mark Zuckerberg sprach von einem wirtschaftlichen Abschwung, der sich massiv auf das Geschäft mit digitaler Werbung auswirke. Die Situation sehe gegenwärtig noch düsterer aus als drei Monate zuvor.

Auch Alphabet, Twitter und Snap hatten in den vergangenen Tagen über eine nachlassende Dynamik im Werbemarkt berichtet. Anders als die Rivalen konnte zumindest die Google-Mutter liefern: Der Internet-Gigant erzielte im zurückliegenden Quartal knapp 41 Milliarden Dollar mit Werbeerlösen rund um die Suchmaschine. Vor allem die Reisebranche und der Einzelhandel hatten Anzeigen geschaltet und Google in diesem Geschäftsfeld zu einem 13-prozentigen Wachstum verholfen. Die Werbeeinnahmen mit dem Video-Streaming-Portal YouTube legten ebenfalls zu, wenn auch nur um gut vier Prozent.

Nutzerzahlen bei Facebook, Instagram und WhatsApp stabil

Tröstlich für Meta: Die wichtige Kennzahl der täglich aktiven Nutzer auf allen drei Plattformen Facebook, Instagram und WhatsApp blieb mit 2,88 Milliarden Usern stabil, Marktbeobachter hatten einen Rückgang prophezeit. Das Werbegeschäft wird allerdings wohl weiter schwächeln: Laut Meta schmerzt vor allem der weltweite Einbruch im Online-Handel, der während der Hochphase der Pandemie seine absolute Blüte erreicht und den Internet-Diensten eine Sonderkonjunktur im Bereich der Werbung beschert hatte.

Zuckerberg hatte auf den wirtschaftlichen Abschwung bereits reagiert und markig angekündigt, künftig "mit weniger Ressourcen mehr erreichen" zu wollen. Das Unternehmen will nun "Low Performer" identifizieren und vor die Tür zu setzen - in den USA keine unübliche Praxis. Wie Business Insider berichtet, rechnen Meta-Angestellte damit, dass die Personaldecke um zehn Prozent ausgedünnt werden könnte.

Die Lage ist ernst: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg rechnet nicht mit einer schnellen Belebung des Werbemarktes.
Die Lage ist ernst: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg rechnet nicht mit einer schnellen Belebung des Werbemarktes.
Foto: IDGNS

Doch Meta hat noch mehr Probleme als nur sinkende Werbeumsätze. Im vergangenen Jahr hat Apple neue Datenschutzeinstellungen eingeführt, die die Verbraucher stärken und Facebook, Snap, Google & Co. daran hindern, Werbung auf iPhones und iPads optimal auszuspielen und den Erfolg zu messen. Da Meta den größten Werbeumsatz auf mobilen Endgeräten erwirtschaftet, war das ein echter Schlag ins Kontor.

Instagram rennt TikTok hinterher

Ebenso schwer wiegt der Erfolg des chinesischen Rivalen TikTok, der Meta nicht nur um jede Menge Werbedollars bringt, sondern das Unternehmen auch noch zwingt, Instagram und Facebook in einer Weise umzubauen, dass die Dienste TikTok nachahmen. So gleicht das Instagram-Produkt Reels dem Rivalen aus Fernost wie ein Ei dem anderen. Nun hofft Zuckerberg hier auf steigende Werbeeinnahmen.

Die sind auch notwendig, denn Reels könnte nach Meinung von Beobachtern Instagrams klassisches Werbegeschäft stören - ein Kannibalisierungseffekt, auf den das Unternehmen noch keine Antworten gefunden habe. Zudem finden viele User die Annäherung von Instagram an den chinesischen Rivalen gar nicht lustig, sie wollen ihr Netzwerk so behalten, wie es war.

Parallel zu diesen Herausforderungen investiert Zuckerberg viele Milliarden, um sein Imperium umzubauen und die Idee vom Metaverse umzusetzen. Hier rechnet das Unternehmen mit jahrelangen und sehr kostspieligen Umbauarbeiten. Nicht alle Investoren sind überzeugt davon, dass die Idee wirklich trägt. Dass Meta nun gleich einmal die Eintrittskarten für sein Metaverse teurer gemacht hat, dürfte dem Dienst nicht unbedingt helfen: Die Hardware-Division Meta Reality Labs hat den Preis für das Virtual-Reality-Headset Quest 2 um 100 Dollar erhöht - ohne dass neue Funktionen hinzugekommen wären.

CFO David Wehner wird neuer Chefstratege

Auch im Management gibt es angesichts der vielfältigen Herausforderungen Anpassungen. Der bisherige Chief Financial Officer (CFO) David Wehner wurde zum neuen Chief Strategy Officer befördert. In der Rolle des Finanzchefs folgt ihm Susan Li, die zuvor Vice President of Finance war. Zuckerberg begründete Wehners Berufung in einem Statement auf Facebook damit, dass man einen "disziplinierteren Strategieprozess" brauche, von dem die interne Organisation und auch die Partnerbeziehungen profitieren würden.

Auch die im Herbst ausscheidende Topmanagerin Sheryl Sandberg hatte zur Bekanntgabe der Quartalszahlen einen letzten Auftritt. In ihrer Rolle als Chief Operating Officer (COO) sagte sie: "Es gibt keinen Zweifel, dass wir eine Transformation durchlaufen - und das in einer Phase weltweiter wirtschaftlicher Unsicherheit." Meta sei aber ein Unternehmen mit einer enormen Resilienz, man habe mehrfach bewiesen, dass man Produkte entwickeln könne, die weltweit skalieren. (hv)