Alles fing mit dem iPad von Apple an. Als das Unternehmen die Produktion seines ersten Tablets startete, erfuhr Microsoft über die Zulieferkette, dass der Hersteller aus Kalifornien große Mengen hochwertigen Aluminiums für das Gehäuse seines iPad bei einer Mine in Australien aufkaufte. Man war erstaunt, wie weit Apple in die Zulieferkette eingreift, um sich die benötigten Materialien zu sichern, erfuhr die "New York Times" von einem Microsoft-Mitarbeiter.
Microsoft fürchtete, dass die Hardware-Partner bei der Materialwahl weit weniger risikobereit wären und entschied sich deshalb, die Entwicklung in die eigenen Hände zu nehmen, so der Mitarbeiter. Die Furcht ist nicht ohne Grund, die Hersteller von Computern und Laptops haben nur wenig finanziellen Spielraum und ihre Innovationskraft ist deshalb nach Angaben der US-Zeitung nur wenig ausgeprägt. Außerdem war Microsoft noch das Debakel mit dem HP-Tablet Slate 500 in Erinnerung.
Microsoft und HP hatten begonnen, ein Tablet für das Betriebssystem Windows 7 zu entwickeln, als die ersten Gerüchte über das iPad von Apple aufkamen. Microsoft-Chef Steve Ballmer persönlich stellte einen Prototypen des Modells im Januar 2010 auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas vor. Drei Wochen später sorgte Apple mit seinem ersten iPad für "magische" Momente.
Als die beiden Unternehmen jedoch daran gingen, das Slate 500 für die Serienproduktion zu finalisieren, wurde das Modell "komplett ruiniert", zitiert die Zeitung ehemalige Mitarbeiter von HP und Microsoft. Wie sie berichten, begann HP, die Hardware zu verändern. Das Unternehmen beschaffte, was auf dem Markt günstig zu haben war. Am Ende war das HP Slate klobig und der Prozessor lief heiß. Außerdem war das Windows-System lahm und kaum benutzbar, weil es nicht auf die neue Hardware optimiert war. Apple zeigte dagegen, wie gut ein Gerät funktionieren kann, wenn Hardware und Software aus einer Hand kommen.
HP soll nicht der einzige Partner gewesen sein, mit dem Microsoft die Entwicklung eines Windows-Tablets startete. Doch im Laufe der Zusammenarbeit habe es immer wieder Meinungsverschiedenheiten über das Design oder den Preis der Geräte gegeben, so dass die Entwicklung eingestellt wurde. Microsoft habe die Hoffnung in seine Hardware-Partner verloren, zitiert die NY Times einen ehemaligen Microsoft-Manager.