Im ersten Halbjahr hat der Projektmarkt den Unsicherheiten der Weltwirtschaft getrotzt. Die großen Wachstumstreiber dieser Entwicklung waren, wie bereits in den vergangenen Monaten, die Digitalisierung - also die Schwerpunkte Internet der Dinge, Cloud und Big Data. In vielen Bereichen übersteigt die Nachfrage nach Spezialisten das Angebot und wird händeringend nach Experten gesucht. Dies ist jedoch stark von der jeweiligen Qualifikation abhängig. Vor allem im Bereich Java-Entwicklung zeigt sich eine hohe Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage. Spezialisten für dieses Thema sind nur schwer zu finden, entsprechend steigen hier auch die Stundensätze. Ähnliches, aber nicht in dieser Dimension, gilt für Experten im Automotive-Bereich.
- Die zehn größten Freiberufler-Vermittler ...
... hat Lünendonk in der Studie "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland" im Jahr 2016 ermittelt - gemessen an ihren Umsätzen. - IT-Freiberufler-Vermittlung ist ein boomendes Geschäft
Das Marktvolumen betrug in Deutschland im Jahr 2015 9,2 Milliarden Euro. Zwei Drittel der Umsätze werden mit Freiberufler-Vermittlung generiert Externes Third Party Management und Zeitarbeit spielen dagegen nur eine geringe Rolle. - Platz 10: top itservices ...
… hat 2015 mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern einen Umsatz von 61,1 Millionen Euro erzielt und hält damit Platz 10 des Rankings. Der Gesamtumsatz des Unternehmens betrug 94,5 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter konnte gegenüber 2014 von 783 auf 824 Angestellte gesteigert werden. - Platz 9: Questax
Hervorgegangen aus der ehemaligen Quest Softwaredienstleistung und der krisengeschüttelten Reutax, kommt der Vermittler auf 64,4 Millionen Euro Umsatz durch Freiberuflervermittlung und beschäftigt 76 Mitarbeiter. 2014 arbeiteten noch 126 Angestellte für Questax. - Platz 8: Westhouse Consulting
… ist unter anderem auf die Vermittlung von SAP-Freiberuflern spezialisiert. 2015 erwirtschaftete Westhouse mit der Freiberuflervermittlung 68,1 Millionen Euro (2014: 60,8 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz betrug 141 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl wuchs von 174 auf 215. - Platz 7: Etengo
Etengo-Vorstandschef Nikolaus Reuter kann sich über 73 Millionen Euro Umsatz und damit 16 Millionen mehr als 2014 freuen. Die Mitarbeiterzahl der Mannheimer wuchs von 61 auf 84 im Jahr 2015. - Platz 6: Sthree
Im Vorjahr war die Freiberufler-Vermittlung SThree noch auf Platz vier: Der Umsatz mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern weist mit 85 Millionen Euro ein kleines Plus von 3,7 Millionen gegenüber dem Vorjahr aus. Der Gesamtumsatz stieg ebenfalls von 173 auf 179 Millionen Euro. - Platz 5: Solcom Unternehmensberatung
Wie im Vorjahr auf dem fünften Platz. Die Solcom Unternehmensberatung hat mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern 86,2 Millionen Euro und damit gut zwölf Millionen Euro mehr umgesetzt als im Vorjahr. Auch die Zahl der Angestellten ist um zehn auf 130 angewachsen. - Platz 4: 1st solution consulting
Mit 86,9 Millionen Euro Umsatz durch die Freiberuflervermittlung im Jahr 2015 hat 1st Solution - hier im Bild Geschäftsführer Frank Shams - den Wert des Vorjahres deutlich gesteigert (65,2 Mio). Auch der Gesamtumsatz konnte in diesem Zeitraum von 38 Millionen auf 120 Millionen Euro zulegen. 1st solution beschäftigt 116 Mitarbeiter (2014: 74). - Platz 3: Allgeier Experts
Bronze geht wie im Vorjahr an Allgeier Experts: Das Unternehmen erzielte mit der Vermittlung von Freiberuflern 148,1 Millionen Euro Umsatz, 2014 waren es noch 181,1 Millionen. Das liegt daran, dass Umsätze aus der Freiberufler-Vermittlung in die Arbeitnehmerüberlassung verlagert wurden. Gesamtumsatz und Mitarbeiterzahl des Unternehmens steigerten sich, von 226,2 Millionen auf 249,7 Millionen Euro beziehungsweise von 417 auf 453 Mitarbeiter. - Platz 2: Gulp Information Services
Die Top Drei der IT-Freiberufler-Vermittlungen bleiben dieses Jahr unter sich: Auch die Randstad-Tochter Gulp macht da mit Silber keine Ausnahme und untermauert die "Vizemeisterschaft" mit 227 Beschäftigten, einem Vermittlungsumsatz von 299,8 Millionen Euro (2014: 297,6 Millionen Euro) sowie der Steigerung des Gesamtumsatzes auf 323,3 Millionen Euro (2013: 313,3 Millionen Euro). - Platz 1: Hays
Unangefochten an der Spitze der IT-Freiberufler-Vermittlungen bleibt Hays: Das Unternehmen setzte 2015 mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern sagenhafte 847,9 Millionen Euro um, was im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 66,7 Millionen bedeutet. Auch die Mitarbeiterzahlen sind wesentlich höher als bei der Konkurrenz, 2015 arbeiteten 1500 Beschäftigte für Hays (2013: 1.400). Der Gesamtumsatz wurde auf 1,5 Milliarden Euro und im Vergleich zu 2014 um 150 Millionen Euro gesteigert. - Wachstumskurs setzt sich fort
Die Markt für Freiberuflervermittlung wird immer größer: Die Anzahl der freiberuflichen IT-Experten in Deutschland lag 2015 bei 92.000. Die Umsätze durch die Freiberuflervermittlung konnten auf nun 9,2 Milliarden Euro (2014: 9 Milliarden Euro) gesteigert werden. 2016 wollen die wichtigsten Vermittler um weitere zwölf Prozent wachsen. - SAP- und Security-Profis…
... profitieren vom der Nachfrage der Firmen besonders. Ihre Honorare steigen stark. - Welche Kompetenzen Kunden erwarten
Projekt- und Qualitätsmanagement-Kompetenz ist die am häufigsten nachgefragte Fähigkeit. Auf Platz zwei und drei folgen Security und Business Intelligence sowie Business Analytics
Große Nachfrage nach Freiberuflern
Für Unternehmen bleiben technologische Kenntnisse und Know-how das wichtigste Kriterium bei der Auswahl freiberuflicher IT-Experten. Durch die allgemein hohe Nachfrage wird es allerdings nicht leichter, den passenden Experten zu finden. Erschwerend kommt hinzu, dass sich laut der Studie "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern", die von der Lünendonk GmbH betrieben wurde, die Anzahl der Freiberufler im IT-Bereich im Vergleich zum Vorjahr nicht erhöht hat und weiterhin bei etwa 92.000 Personen liegt. Für Firmen wird dadurch die Realisierung von Projekten noch komplexer. Gleichzeitig besteht noch immer eine gewisse Rechtsunsicherheit bei der Beauftragung von freiberuflichen Experten aufgrund der weiterhin schwammigen Gesetzeslage. Auf die Stundensätze hat dies insgesamtallerdings keine größeren Auswirkungen. Diese bleiben weitestgehend konstant - abgesehen von einzelnen Ausreißern nach oben bei den genannten Qualifikationen.
Recruiting kostet Unternehmen viel Aufwand
Obwohl diese Entwicklung schon seit Jahren zu beobachten ist, wies der Projektmarkt auch 2015 laut Lünendonk-Studie eine zweistellige Wachstumsrate auf. Dem Marktforschungsunternehmen zufolge waren es im vergangenen Jahr 12,4 Prozent. Für das laufende Jahr wird dieser Wert laut Prognose sogar noch einmal übertroffen. Die Studie spricht allerdings auch von einem deutlich erhöhten Aufwand in Sachen Recruiting für die befragten Unternehmen.
- Erfolgreiches Recruitment
Fachkräfte sind insbesondere in der IT schwer zu finden. Personalbteilungen müssen deshalb in einem umfassenden Recruiting-Prozess alles tun, um gute Bewerber zu finden und zu überzeugen. Folgende Tipps sollten Personal- und Fachabteilungen befolgen. - Stellenanzeige
Recruiter sind in gewissem Sinne auch Profiler. Je exakter Stellenbeschreibung, Tätigkeits- und Bewerberprofil ausfallen, desto höher sind die Chancen, den richtigen Kandidaten zu finden. - Bewerbersuche
Für den Erfolg des Recruitings ist nicht nur der Inhalt der Stellenanzeige wichtig, sondern auch wo diese veröffentlicht wird. Laut der Studie nutzen Kandidaten in der Regel bis zu 22 unterschiedliche Quellen für ihre Jobsuche. - Mitarbeiterempfehlungen
Nutzen Sie smarte Software, um Mitarbeitern das Empfehlen von Freunden und Bekannten zu versüßen. Wer die Stellenanzeigen in sozialen Netzwerken teilt und so zu einer Neueinstellung beiträgt, kann zum Beispiel einen Bonus bekommen. - Online-Bewerbungsprozess
Die Candidate Experience, also die Erfahrungswerte der Kandidaten, die sie im Laufe des Bewerbungsprozesses sammeln, ist ein nicht zu vernachlässigender Faktor hinsichtlich des Erfolgs Ihrer Recruiting-Maßnahmen. Besonders High Potentials legen Wert auf einen reibungslosen Bewerbungsprozess. - Onboarding
Mit der Vertragsunterzeichnung ist der Recruiting-Prozess nicht abgeschlossen. Ein Onboarding, bei dem der Mitarbeiter systematisch in das neue Arbeitsumfeld mit seinen Strukturen und Regeln eingeführt wird, ist zwingend notwendig, um nach kurzer Zeit nicht eine Kündigung zu riskieren.
Freiberufler weniger optimistisch
Trotz der guten Entwicklung des Marktes bewerten Freiberufler ihre eigene Lage im ersten Halbjahr etwas schwächer als im gleichen Zeitraum 2015. Das ergab die Marktstudie "Zwischenbilanz Geschäftsjahr 2016", die von Solcom, einem Technologiedienstleister für Softwareentwicklung, IT und Engineering, initiiert wurde. Ein Ergebnis, das aufgrund des weit überdurchschnittlichen Wachstums in den vergangenen Jahren nicht überrascht. So weist die Erhebung sowohl bei der Projektauslastung, den Chancen auf Projektverlängerung als auch der Anzahl der benötigten Vorstellungstermine einen negativen Trend auf. Im Umkehrschluss heißt das: Für die befragten Freiberufler ist nicht mehr die Aufgabe das wichtigste Projektkriterium, sondern der Stundensatz. Hier gilt aber auch, dass die absolute Mehrheit der Freelancer im laufenden Jahr eine Stagnation der Stundensätze konstatiert und nur eine Minderheit steigende Stundensätze erwartet.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Projektauslastung: Auch hier rechnen die Befragten mit demselben Niveau wie im Vorjahr und mit weniger Auslastung als 2015. Jedoch bewegen sich bei allen drei Fragestellungen die Ergebnisse noch immer auf einem hohen Niveau. Entsprechend ist kein Abschwung für den Projektmarkt in Sicht. Noch immer kalkuliert eine deutliche Mehrheit für das Gesamtjahr mit einer Verbesserung der Situation oder zumindest einem konstanten Niveau. Im Vergleich zur Vorjahresbefragung ist der Trend jedoch leicht rückläufig.
- Freiberuflermarkt 2016: Die Flut hebt alle Boote
Von der hohen Nachfrage nach Freiberuflern profitieren neben den Protagonisten auch Personaldienstleister, Vermittler, Agenturen und Portale. Wir haben die wichtigsten Personaldienstleister um eine Markteinschätzung gebeten. - Andreas Krawczyk, freelance.de:
„Die Modernisierung und Umstellung von Websites auf responsives Design mit HTML5 treibt die Nachfrage nach Freelancern an.“ - Markus Reefschläger, Geco:
„E-Commerce, Virtualisierung, SAP und IT-Security – in diesen höherwertigen Bereichen stellen wir immense Steigerungsraten fest.“ - Michael Girke, Q_Perior:
„Schlüssel zum Erfolg sind Standardprozesse sowie messbare Qualitätsvorgaben wie Lieferquote, Kundenzufriedenheit bezüglich der Beraterleistung oder die Reaktionszeit bei Problemfällen.“ - Thomas Götzfried, Goetzfried AG:
„Immer mehr Kunden setzen auf die externe Vergabe von kompletten IT-Projekten und die Auslagerung von Managed-Services-Paketen mit Ergebnisverantwortung an Dienstleister.“ - Hubert Staudt, top itservices:
„Passen die Mitarbeiter zusammen, sind sowohl die Leistungen des Individuums als auch des Teams besser, beide Qualitäten werden angefragt.“ - Christian Steeg, Hays:
„Gerade die gestiegenen Compliance-Anforderungen beim Einsatz von externen IT-Spezialisten müssen von Personaldienstleistern umfassend erfüllt werden.“ - Luuk Houtepen, Sthree:
„Sehr oft wird übersehen, was für ein Aufwand aus Back-Office, Systemen, Netzwerken und großen Unternehmensstrukturen hinter der Vorstellung des passenden Profils steckt.“ - Maxim Probojcevic, Solcom:
„Die persönliche Betreuung spielt eine elementare Rolle für den Erfolg, da wir es an jedem Punkt der Prozesskette mit Menschen zu tun haben.“ - Daniela Kluge, Gulp:
„Einsatzunternehmen werden sehen, dass es schwieriger wird, bei steigendem Einsparungsdruck und gleichbleibend hohen Anforderungen an die Qualität der IT-Spezialisten Wunschkandidaten für sich zu gewinnen.“ - Shahin Pour, IPAXX:
"Es zeichnet sich ab, dass mit starren Kundenprozessen wie Single-Vendor-Strategien oder der Einkaufsbündelung qualitative Abstriche hingenommen werden müssen.“ - Sabrina Läpple, Etengo:
„Der größte Wettbewerbsdruck entsteht durch die kundenseitige Konsolidierung der Rekrutierungswege etwa über Preferred-Supplier-Ansätze oder Managed-Services.“ - IT-Freiberuflerstudie 2016
Die Studie basiert auf einer Online-Befragung, die im Zeitraum von 15. Dezember 2015 bis 1. Februar 2016 stattfand. Grundgesamtheit sind zum einen die IT-Freiberufler selbst, zum anderen IT-Projektverantwortliche und IT/TK-Entscheider aus Einsatzunternehmen der DACH-Region, beispielsweise CIOs und IT-Vorstände, IT-Leiter, IT-Projektleiter, Fachbereichsleiter, Einkäufer sowie vergleichbare Funktionen. Hierzu wurden zwei Stichproben gezogen und zwei unterschiedliche Fragebögen entwickelt. Den Ergebnissen der Studien liegen 410 Interviews mit IT-Freiberuflern sowie 448 Interviews mit Vertretern der Einsatzunternehmen zugrunde.
Fazit
Der Projektmarkt und das Engagement von Freiberuflern bewegen sich auf hohem Niveau, auch wenn es Diskrepanzen gibt. Die in Teilen bestehende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zeigt allerdings, dass der Bedarf schneller wächst als die Strukturen. Langfristig könnte sich dies als Problem für die technische und digitale Weiterentwicklung der Unternehmen erweisen. (pg)