IT-Outsourcing - wo es sich lohnt

Managed Services statt Fachkräftemangel

29.05.2018
Von 


Zoran Olujic ist Experte für Managed Services mit den Disziplinen Managed Public & Private Cloud Services, Managed SAP/HANA und Hosting/Colocation. Er ist seit über 14 Jahren in der IT-Branche tätig, davon 12 Jahre bei einem US-amerikanischen IT- und Beratungsunternehmen mit weltweiter Ausrichtung und international flächendeckender Präsenz. Zoran Olujic verantwortet die Business Unit IT-Operations bei der Axians IT Solutions (ehemals Fritz & Macziol).
Der Mangel an IT-Spezialisten wird für viele Unternehmen geschäftskritisch. Aufgaben auszulagern kann helfen, den Kurs in den Zeiten der Digitalisierung zu halten, wenn Fachkräfte in den eigenen Reihen fehlen.
  • Die IT braucht geeignete Fachkräfte, wenn die Unternehmen wachsen und Innovationen vorantreiben wollen.
  • Spezialisierte Dienstleister verfügen über IT-Experten, die beim Kunden Lücken schließen können.
  • Provider sollten individuelle Service Level Agreements anbieten.

Unternehmen stehen heute unter zunehmendem Wettbewerbsdruck. In einem globalisierten Markt müssen sie sich gegen Mitbewerber aus der ganzen Welt behaupten. Wer seine Kunden halten, neue gewinnen und die eigene Wettbewerbsposition ausbauen möchte, muss wachsen und Innovationen vorantreiben. Dafür brauchen Unternehmen geeignete Fachkräfte - vor allem in der IT. Denn sie bildet die Basis für nahezu alle Geschäftsprozesse und schafft die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierung. Kein Wunder also, dass IT-Experten so gefragt sind wie nie. Für viele Unternehmen ist es aber schwer, sich auf dem Arbeitsmarkt gegen Großkonzerne zu behaupten, die oftmals das attraktivere Image haben und die besten Bewerber abfischen.

Wenn Unternehmen ausgewählte IT-Aufgaben an Managed Services Provider auslagern, können die eigenen IT-Mitarbeiter mehr Freiraum für andere Bereiche gewinnen und besser zur Wertschöpfung beitragen.
Wenn Unternehmen ausgewählte IT-Aufgaben an Managed Services Provider auslagern, können die eigenen IT-Mitarbeiter mehr Freiraum für andere Bereiche gewinnen und besser zur Wertschöpfung beitragen.
Foto: LeoWolfert - shutterstock.com

Fachkräftemangel betrifft Umsatz, Wachstum und Strategie

Die angespannte Lage kann für so manchen zur existenziellen Bedrohung werden. Im schwäbischen Oberkochen beispielsweise gehen die ansässigen Unternehmen auf die Barrikaden, weil sich dort ein südkoreanischer Werkzeugbauer ansiedeln will. Während die Lokalpolitiker über die rund 1000 neuen Arbeitsplätze und die Bereicherung für die Region jubeln, sehen Industrie und Gewerbe den Fachkräftemangel dadurch verschärft. Aktuelle Zahlen belegen, dass solche Bedenken auch in der IT-Branche angebracht sind: Laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom klagen drei von vier Betrieben über Fachkräftemangel.

Derzeit sind 55.000 Stellen für IT-Spezialisten offen, Tendenz steigend. 30 Prozent davon sind nach Angaben des Karriereportals Indeed länger als 60 Tage ausgeschrieben und gelten damit als am schwersten zu besetzen. Besonders alarmierend: 57 Prozent der Unternehmen beklagen Umsatzeinbußen aufgrund des Fachkräftemangels, so eine Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Insgesamt entgehen dem deutschen Mittelstand dadurch hochgerechnet 53,4 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Hinzu kommt, dass sich ohne diese Spezialisten die Strategien nicht umsetzen lassen, die das Fundament für die Zukunft dieser Firmen bilden. Wachstums- und Zukunftsabsichten können so nicht verwirklicht werden. Was können Betriebe also tun, um trotz Fachkräftemangel speziell in der IT obenauf zu bleiben?

Externes Know-how für die eigene IT

IT-Experten lassen sich zwar nicht aus dem Hut zaubern, man findet sie aber bei spezialisierten Dienstleistern. Indem sie ausgewählte IT-Aufgaben auslagern, können Unternehmen vom Know-how eines Managed Services Providers profitieren. Gleichzeitig gewinnen die eigenen IT-Mitarbeiter den Freiraum, sich um die Bereiche zu kümmern, die zur Wertschöpfung beitragen. Laut einer Umfrage des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) gehen bereits 52 Prozent der Betriebe diesen Weg und lagern IT-Aufgaben aus. Das ist vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels nicht nur salonfähig, sondern oft überlebensnotwendig geworden.

Was sollte man auslagern?

Zum Auslagern eignen sich IT-Standardaufgaben, die viel Zeit in Anspruch nehmen, aber nichts zur Wertschöpfung beitragen. Dazu gehören zum Beispiel die Bereitstellung und Administration von Infrastruktur, Backups, der E-Mail-Betrieb, das Monitoring oder der Helpdesk mit Service und Support. Solche Jobs binden Ressourcen, die die meisten Unternehmen dringend in anderen Bereichen benötigen, etwa für innovative Themen wie Automatisierung und Konsolidierung der IT. Kauft die IT-Abteilung die Standardservices bei einem Provider ein, haben die eigenen Mitarbeiter mehr Zeit, sich auf die wertschöpfenden Aufgaben zu konzentrieren und sich darin weiterzubilden.

Ein zweiter Bereich, der sich für eine Auslagerung anbietet, ist die Einführung neuer Systeme und Plattformen. Wo sollen beispielsweise die Experten herkommen, wenn Unternehmen auf SAP HANA umsteigen wollen? Spezialisten sind auf dem Arbeitsmarkt rar, und entsprechendes Know-how aufzubauen ist aufwendig und zeitintensiv. Deshalb bietet es sich an, gleich auf das Know-how eines Managed Services Providers zurückzugreifen, der bereits zahlreiche HANA-Migrationen vollzogen hat und die gängigen Probleme und Lösungswege kennt. Dadurch lassen sich Komplikationen vermeiden, eigene Ressourcen sparen, und das neue System ist schneller einsatzbereit.

Auf der anderen Seite erfordern auch alte Legacy-Systeme Expertenwissen, das immer seltener wird. Viele kleine und mittelständische Unternehmen nutzen zum Beispiel noch IBM AS/400 als Plattform für ihre Kernanwendungen. Doch die IT-Mitarbeiter, die sich damit auskennen, gehen nach und nach in den Ruhestand. Damit verschwindet auch das entsprechende Fachwissen im Unternehmen, denn für den Nachwuchs ist dieser Bereich nicht attraktiv. Junge Absolventen möchten keine Dinosaurier pflegen, sondern in modernen Projekten arbeiten. Auch hier kann ein Managed Services Provider die Lücke schließen. Für ihn lohnt es sich, Mitarbeiter in den alten Systemen zu schulen und das Fachwissen vorzuhalten.

Ähnliches gilt für die IT-Sicherheit. Es gibt kaum genügend Security-Spezialisten, um die immer komplexer werdenden Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Nur wenigen Unternehmen gelingt es, das benötigte Know-how selbst aufzubauen. Deshalb sind Managed Security Services auf dem Vormarsch. Dabei überwacht der Provider in einem professionellen Security Operations Center die Infrastruktur als Serviceangebot. Die Security-Teams haben jederzeit Zugriff auf die Systeme der betreuten Kunden und leiten im Falle eines Angriffs umgehend Gegenmaßnahmen ein. So unterstützen sie Betriebe dabei, sich bestmöglich gegen die wachsenden Cyber-Bedrohungen zu schützen, ohne dass sie eigenes Know-how aufbauen müssen.

Den richtigen Managed Services Provider finden

Auch einen guten Managed Services Provider muss man natürlich erst einmal finden. Dafür sollten sich Unternehmen Zeit nehmen. Denn IT auslagern ist Vertrauenssache. Es kann nur dann funktionieren, wenn sich der Auftraggeber sicher sein kann, dass der Dienstleister die Aufgaben genauso gut beziehungsweise besser ausführt als die IT-Mannschaft im eigenen Haus. Es stellen sich also folgende Fragen: Verfügt der Managed Services Provider über die erforderliche Fachkompetenz? Hat er ein ausreichend großes Team an gut geschulten Experten? Kann er alle Bereiche abdecken, die ich auslagern möchte? Ist er rund um die Uhr am Helpdesk für mich erreichbar? Verfügt er über zertifizierte Qualitäts- und Sicherheitsstandards? Zu welchen Herstellern unterhält er Partnerschaften, und wie eng arbeitet er mit ihnen zusammen? Einen ersten Anhaltspunkt können Bestenlisten und Benchmarks geben. Außerdem empfiehlt es sich, auf Referenzen und Zertifizierungen zu achten. Wichtig ist darüber hinaus, dass der Provider individuelle Service Level Agreements anbietet, in denen er den Leistungsumfang für die Managed Services an den Bedarf des Unternehmens anpasst und genau festgelegt.

Zukunftssicher trotz Fachkräftemangel

Mit Themen wie IoT, Industrie 4.0, Big Data Analytics und künstlicher Intelligenz stehen Unternehmen vor neuen IT-Herausforderungen, die sie neben dem täglichen Betrieb meistern müssen. Der Bedarf an IT-Experten wird weiter steigen. Laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom erwarten mehr als die Hälfte der ITK-Unternehmen, dass sich der Fachkräftemangel in Zukunft weiter verschärfen wird. Um den Herausforderungen der Digitalisierung trotzdem gerecht zu werden und wettbewerbsfähig zu bleiben, wird es für Betriebe essenziell, ihre internen Ressourcen richtig einzusetzen und effektiv durch externe Dienstleistungen zu ergänzen. So kann es ihnen gelingen, sich auch in Zeiten des Fachkräftemangels zukunftssicher aufzustellen.