Mail-Erweiterung

Mail Butler: Komfortable Zusatzfunktionen für Apple Mail

26.02.2016
Von Thomas Hartmann
Mail Butler von der Entwicklerschmiede Feingeist fügt eine ganze Reihe nützlicher Optionen und Funktionen zum gewohnten Betrieb mit Apple Mail hinzu.

Wie oft hat man sich schon gewünscht, diese oder jene E-Mail besser nicht abgesendet zu haben, oder zumindest nicht in dieser Form und mit all den peinlichen oder unvorteilhaften Formulierungen. Prima wäre es, könnte man sie einfach zurückholen. Das geht auch mit Mail Butler leider nicht – ist eine E-Mail erst einmal über den Server gelaufen, gibt es damit kein Zurück. Doch man kann als eine der vielen Funktionen in Mail Butler einstellen, dass man jeweils ein Erinnerungsfenster erhält, das den Versand einer Mail standardmäßig zum Beispiel für 10 Sekunden verzögert, auch andere Zeiten sind möglich. Jederzeit kann man auf ”Undo Send” klicken, dann wird der Versandvorgang sofort abgebrochen. Hilfreich ist eine solche Funktion für alle, die auch mal impulsiv eine E-Mail schreiben oder einfach die Chance schätzen, kurz noch einmal über das Geschriebene nachzudenken. Praktisch ist diese Funktion auf jeden Fall, und sie läuft in unserem Test auch einwandfrei.

Mail Butler.
Mail Butler.

Bunt und mit ”Actions”

Eine andere Eigenschaft von Mail Butler ist Geschmacksache. So verändert es die Icons oder Avatare für die eingegangenen E-Mails. Kontaktbilder, die schon vorliegen, werden übernommen. Ansonsten wird grafisch klar signalisiert, ob eine E-Mail beispielsweise über T-Online, AOL oder GMX, Web.de oder andere Provider läuft. Manchmal erscheinen auch einfach nur die Initialen eines Absenders, oder auch das Markenlogo, etwa von Bitdefender oder Google. Wem das nicht so gut gefällt wie uns, kann das in den Präferenzen abstellen, ebenso wie das Mail Butler-Logo, das sich ins Apple Mail-Icon im Dock einschleicht.

Zugänglich sind die diversen Einstellungen für Mail Butler über ein Menulet, das sich in die Systemmenüleiste einnistet. Dort werden für die verschiedenen eigenen E-Mail-Accounts die jeweils letzten Eingänge mit Betreff dargestellt, mit Mausklick öffnet sich die entsprechende Nachricht in Mail. Hier ruft man auch die ”Preferences” auf – leider, und das ist schon ein gewisser Kritikpunkt angesichts der Komplexität der Mail-Erweiterung, gibt es diese nur auf Englisch. Im Grunde genommen sind die Preferences einfach ein zusätzlicher Reiter in den Präferenzen der Mail App von OS X mit insgesamt sechs Unterpunkten zum Account (man registriert sich mit seiner E-Mail-Adresse und einem Passwort).

Hier findet sich etwa auch die Statistik, wie oft man die sogenannten ”Actions”, also Vorgänge und Funktionen in Mail Butler, genutzt hat. Das ist vor allem wichtig, wenn man einen kostenlosen Account verwendet, denn hier sind lediglich 20 Aktionen pro Monat erlaubt. In den Services kann man Cloud-Speicher mit Mail Butler verbinden, wie etwa Dropbox, Facebook, Evernote oder Cloud App (Apple). Unter dem Stichwort ”Scheduling” stellt man die gewünschten Tage für verzögerten Versand ein, und ob man das kleine Fenster mit der Verzögerung beim Versenden und dem ”Undo”-Schalter bei jeder E-Mail, die man verschickt, sehen möchte. Interessant ist auch die Abteilung ”Attachments”. Zum einen können größere Mailanhänge automatisch in einen Cloud-Speicher wie Dropbox hochgeladen werden, die Mindestgröße lässt sich eintragen. Dann erhält der Empfänger lediglich einen Link, von dem aus er den Anhang herunterladen kann. Im Unterschied zu Apple hat man also die freie Wahl, welchen Online-Speicherplatz man verwenden möchte. Ganz raffiniert ist das Scannen von Schlüsselwörtern (keywords) wie ”Anhang” oder ”Attachment”. Entdeckt Mail Butler ein solches oder andere Schlüsselwörter im Betreff oder dem Mail-Text, erinnert es den Nutzer automatisch an einen womöglich fehlenden Anhang. Ebenfalls sehr hilfreich, denn schließlich passiert es immer einmal wieder, dass man dies tatsächlich vergessen hat. Klasse ist, dass man sogar spezielle eigene Schlüsselwörter hinzufügen kann.

Noch mehr Funktionen, nur wenige Irritationen

Unter ”Notes” schließlich legt man fest, mit welchem Dienst, wir haben dafür Evernote festgelegt, man rasch Notizen aus einer Mail verbinden möchte, optional mit Erinnerung in Evernote. In ”Signatures” kann man außer den digitalen Standard-Unterschriften auch ”Stunning Signatures” mit Bildern und Farben kreieren, wobei diverse Vorlagen behilflich sind. Last but not least finden sich unter ”Appearance” Optionen, wie Mail Butler im System erscheint, also beispielsweise in der Systemmenüleiste, als zusätzliches Logo im Apple Mail-Icon im Dock und anderes mehr. Nach ein paar Tagen intensiver Verwendung der Mail-Extension sind wir mit den Möglichkeiten sehr zufrieden, es gab merkwürdigerweise bei der Beantwortung einer E-Mail des Entwicklers mehrmals das seltsame Phänomen, dass die unfertige Nachricht sich im Hintergrund bereits versandte, man aber einfach weiter schreiben konnte. Dieser Fehler ließ sich bisher nicht reproduzieren, auch dem Support bei Feingeist fiel dazu erst einmal nichts ein. Nicht nur eine nebensächliche Kuriosität, sondern ein echtes Manko ist die rein englische Sprachführung, wir erwähnten es schon. Denn die Lernkurve ist angesichts der Vielfalt von Funktionen relativ steil und das Programm nicht so ohne weiteres intuitiv erfassbar. Man muss sich damit beschäftigen, die einzige Hilfestellung gibt es auf der Website des Entwicklers selbst, im Wesentlichen in der Knowledge Base, die auch gut gepflegt ist und auf viele Fragen Antworten gibt. Aber eben nicht auf Deutsch.

Systemvoraussetzungen und Preise

Vorausgesetzt wird ein Mac mit mindestens OS X 10.10. Zwanzig der sogenannten Aktionen lassen sich im Monat kostenlos nutzen, das mag für viele Nutzer durchaus ausreichend sein, die sich einmal damit einrichten und dann nur selten einen Versand abbrechen oder große Mails hochladen und so weiter. Abgesehen davon wird es nämlich recht teuer – Feingeist bietet ein Abo-Modell an, wie man es inzwischen von diversen Software-Entwicklern kennt, darunter etwa Microsoft oder Adobe. Besonders beliebt ist das bei vielen Usern nicht. Ob einem der unbegrenzte Einsatz von Mail Butler dann tatsächlich 5,95 Euro im Monat inklusive ”Premium Support” wert ist, muss jeder (etwa nach der Testphase mit zwanzig ”Actions“ monatlich) selbst herausfinden. Zugegebenermaßen gewöhnt man sich schnell an den zusätzlichen Komfort und will ihn bald nicht mehr missen ….

Empfehlung

Nach unseren ersten einschlägigen Testerfahrungen ist Mail Butler eine flexible und komplexe Erweiterung des Apple-Mailprogramms, die nach den ersten gemeisterten Lernhürden schnell zu einer Selbstverständlichkeit werden kann. Nur die ausschließlich englischsprachige Präsentation und der hohe monatliche Abopreis für ein nicht eigenständig nutzbares Programm können intensive Mail-App-Nutzer mit Sinn für Komfort abschrecken. Wer vor dem recht tiefen Eingriff in sein Mail-Programm nicht zurückschreckt, sollte dem Helfer mindestens eine Chance mit der kostenlosen Variante geben.

(Macwelt)