Von einem gleichen mathematisches Talent bei Mädchen und Jungen haben Forscher der University of Wisconsin-Madison im "Psychological Bulletin" berichtet. Sie untersuchten dazu 242 Tests, die in den vergangenen 20 Jahren zum Thema bei insgesamt 1,2 Millionen Kindern und jungen Erwachsenen durchgeführt wurden sowie mehrere große Langzeitstudien. "Der Unterschied zwischen Männer und Frauen in mathematischen Fähigkeiten ist bedeutungslos", kommt Studienleiterin Janet Hyde zum Schluss.
In der Wissenschaft ist dieses Ergebnis längst anerkannt, berichtet Matthias Sutter vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck gegenüber pressetext. "Alle Alterstufen schneiden in Rechenaufgaben gleich gut ab. Unterschiede gibt es allein darin, dass Jungen bereitwilliger in den Wettbewerb eintreten als Mädchen. Das erhöht ihre Chancen", so der Experte. Sutter forderte bereits in der Vergangenheit mehr Anreize, die Frauen den Eintritt in den Wettbewerb erleichtern.
In den Köpfen vieler Eltern und selbst Lehrer hat sich dieses Wissen noch kaum durchgesetzt. Die US-Studienautoren kritisieren, dass sich das falsche Vorurteil, Mädchen seien schlechtere Mathematiker, negativ auf die Leistung auswirkt. "Vermittelt man Frauen vor einer mathematischen Aufgabe, man erwarte ein besseres Abschneiden der Männer, so wirkt das wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung", so die Forscher. Eine weitere fatale Folge des Stereotyps sei, dass man Mädchen oft vom Ergreifen eines Berufes als Naturwissenschaftlerin oder Ingenieurin abrät.
Da die ständige Weitergabe des Stereotyps über die Erziehung geschieht, schlägt Sutter stärkere Objektivierung in der Schule vor. "Zielführend ist, wenn alle Schülerinnen und Schüler ein regelmäßiges Feedback über ihre Leistung erhalten. Das hilft Mädchen zu erkennen, dass sie gleichauf liegen und hilft ihnen, den Wettbewerb nicht zu scheuen."
Typisches Problem der Jungen ist hingegen jenes der häufigeren Selbstüberschätzung, das auch Psychologen mehrfach bestätigt haben. Als zielführenden Ansatz bezeichnet Sutter hier ein Schulprojekt in Südtirol, das eigene Stärken und Schwächen thematisiert. "Das verhilft zu besserer Selbstreflexion", so der Experte. (pte)