Die beiden Softwarehersteller Microsoft und Oracle haben bekannt gegeben, dass sie in Sachen Cloud Computing zukünftig enger zusammenarbeiten wollen. Worum geht es dabeil? In Zukunft können Kunden Oracle-Software auf Windows-Servern unter Hyper-V und auf der Microsoft-Azure-Plattform betreiben. Außerdem ist es nun für Anwender möglich, Oracle-Lizenzen auf die Azure-Plattform beziehungsweise auf virtuelle Hyper-V Server zu übertragen. Hierzu hat Oracle eigens die Lizenzbedingungen geändert.
Microsoft wiederum wird Infrastrukturinstanzen für Oracles Java-Datenbanken und WebLogic Server sowie ein vollständig lizenziertes Java auf Azure anbieten. Aus Sicht der Anwender ist diese Ankündigung nicht unbedingt revolutionär. Sie bekommen ein wenig mehr Freiheit zugestanden und sozusagen zusätzliche Kombinations- und Nutzungsmöglichkeiten für ihre bereits lizenzierten Technologien. Das Besondere an diesem Bündnis zweier sich eigentlich nicht sehr nahestehenden Konzernen ist etwas anderes: Dieser Deal zeigt, wie groß der Druck durch Cloud-Computing-Modelle mittlerweile auf die etablierten Anbieter ist. Aus Sicht von Microsoft geht es darum, sich besser gegenüber Amazon AWS und VMware zu positionieren. Insbesondere für die Azure-Plattform ist diese Zusammenarbeit ein wichtiger Schritt.
Für Oracle steht mehr auf dem Spiel. Der Konzern hat sich lange standhaft geweigert seine Produkte auf der Lizenzseite "Cloud-ready" zu machen. Das hat dazu geführt, dass viele Workloads auf Oracle-Datenbanken bisher quasi "ungeeignet" für den Einsatz auf Cloud-Infrastrukturen waren. Offensichtlich ist der Druck von Seiten der Cloud Provider und Anwender mittlerweile so groß, dass Oracle sich genötigt sah zu reagieren. Inwieweit die "neuen" Lizenzbedingungen nun tatsächlich geeignet sind, den Kunden die Cloud-Welt zu öffnen, lässt sich zurzeit noch nicht abschließend beurteilen.
Das alles ist erst die Ouvertüre! Die viel interessantere Meldung stammt von gestern, Dienstag dem 25. Juni 2013: Oracle gab eine weitere strategische Zusammenarbeit bekannt, diesmal mit Salesforce.com. Beide Unternehmen wollen laut Mitteilung in den kommenden Jahren technisch näher zusammenrücken. Salesforce hat angekündigt Oracle sozusagen als Standardtechnologie einzuführen. Oracle wiederum integriert Salesforce.com in das eigene "Fusion HCM" und in die "Financial Cloud".
Diese schlichte Meldung könnte es in sich haben. Sie könnte der erste Schritt zu einer der spektakulärsten Übernahmen der letzten zehn Jahre sein. Während sich Salesforce als der klare Innovationsführer bei neuen Cloud- und kundenzentrierten Workloads positioniert hat, ist Oracle der 200-Pfund-Gorilla im Backend der Enterprise-IT. Eine ideale Verbindung also - zumindest aus der Perspektive von Oracle. Eine Akquisition von Salesforce würde Oracle viel mehr einbringen als die letzten zehn Zukäufe zusammen. Die Sicht der Kunden - insbesondere der Salesforce-Kunden - könnte allerdings eine andere sein. Im übrigen ist Oracle eines der ganz wenigen Unternehmen auf dieser Welt, die über die notwendigen Ressourcen verfügen, den sicherlich nicht geringen Preis für den Cloud-Pionier zu bezahlen. (hv)